Ein kleines Wespennest unter einem Dachvorsprung ist noch kein Grund, in Panik zu verfallen. Foto: picture alliance/dpa

Am Wochenende versuchte ein Mann aus dem Kreis Esslingen Wespen mit einem Deospray zu bekämpfen. Das ging nicht gut aus. Was er falsch machte – und wie man sich schützen kann.

Das hatte sich ein Wespenjäger aus Wolfschlugen anders vorgestellt: Mit einem Deospray rückte er gegen ein Nest im Dachstuhl zu Felde. Mit dem Ergebnis, dass sich auch wegen der hohen Außentemperaturen eine starke Hitze entwickelte und sich das Dämmmaterial unterm Dach entzündete.

Fest steht: Das Vorgehen des Mannes war weder gut für ihn noch für die Wespen, aber rein rechtlich auch nicht korrekt, denn Wespen genießen wie viele andere Tiere einen gewissen Schutz.

Wespen und Artenschutz: Rechte und Pflichten im Kreis Esslingen

Manche Arten wie die Gemeine Wespe oder die Deutsche Wespe sind zwar nicht besonders geschützt. Sie fallen laut Esslinger Landratsamt aber unter die allgemeinen Regeln des Artenschutzes gemäß Paragraf 39 des Bundesnaturschutzgesetzes, der für alle heimischen und wild lebenden Tier- und Pflanzenarten gilt: „Demnach ist es verboten, Wespen mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Auch ihre Nester dürfen nicht ohne vernünftigen Grund beeinträchtigt oder zerstört werden“, heißt es im Landratsamt.

Für andere Arten wie die Hornisse gelten „als echte heimische Wespe“ strengere Vorschriften. Denn: „Gerade die Hornisse wurde in der Vergangenheit vor ihrer Unterschutzstellung rücksichtslos bekämpft und hatte infolgedessen starke Bestandsrückläufe zu verzeichnen.“

Hornissen unter Schutz: Strafen bei unsachgemäßer Bekämpfung

Eine Wespe bedient sich an einem Kuchen. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild

Hornissen gehören laut Bundesartenschutzverordnung zu den besonders geschützten Arten. Das vorsätzliche oder fahrlässige Anlocken, Fangen oder Töten einer Hornissenkönigin oder eines Hornissenvolkes kann ein Strafverfahren nach sich ziehen und mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe von bis zu 50 000 Euro geahndet werden.

Wer ein Nest entdeckt, sollte sich mit der unteren Naturschutzbehörde in Verbindung setzen, erklärt Landratsamtssprecherin Andrea Wangner: „Die Kontaktdaten sind auf der Homepage des jeweiligen Land- oder Stadtkreises zu finden.“

Herbstzeit: Wespen und Hornissen verlassen ihre Nester

Was aber jetzt tun, wenn Wespen mit ihren Nestern zu nahe kommen. „Am besten in Ruhe lassen“ meint Rolf Frey vom Naturschutzbund Kreisverband Esslingen. „Man kann mit den Tieren relativ gut leben.“ Das ist auch ein Rat aus dem Landratsamt: Wespen und Hornissen machen im Herbst einen Abflug und verlassen ihr Nest, so Wangner. Dieser Vorgang könne allerdings bis Ende Oktober dauern.

Die Angst vor einem erneuten Beziehen des Nestes im Folgejahr ist laut Landratsamt übrigens unbegründet. Die Insekten würden ihr einmal aufgegebenes Heim kein zweites Mal aufsuchen. Es könne daher nach dem Verschwinden der Tiere gefahrlos im Restmüll oder auf dem Kompost entsorgt werden.

Zurückkommen können sie dennoch – unabhängig davon, ob die Brutstätte noch hängt oder nicht: „Um zu verhindern, dass sich Tiere beispielsweise wieder auf dem Dachboden ansiedeln, sollten über den Winter weitestgehend alle Zugangsmöglichkeiten verschlossen werden.“

Wespenstiche vermeiden: Tipps für den richtigen Umgang

Was aber kann man tun, wenn man sich bedroht fühlt? Wespen-Experten sagen: Hektische Bewegungen vermeiden. Denn Wespen würden zustechen, sobald sie sich oder ihr Nest in Gefahr sehen. Auch ein sanftes Anpusten ist keine Lösung: Das Kohlendioxid in der Atemluft ist ein Alarmsignal für die Tiere und versetzt sie in Angriffshaltung.

Erschütterungen durch laute Musik mit Bass macht die Tiere ebenfalls aggressiv. Auch Parfüms, Haar- und Deospray oder parfümierte Sonnencremes helfen nicht weiter. Frey rät: Einfach Abstand halten, und zwar drei Meter zum Nest und zur Einflugschneise.

Wenn das Nest aber tatsächlich bedrohlich ist, etwa im Rollladenkasten vor dem Schlafzimmer, ist es ratsam, die Wespen umzusiedeln. Das aber sollten Profis tun, die Erfahrung mit solchen Aktionen haben. Eine Anlaufstelle, sich beraten zu lassen, ist das Landratsamt. Müssen die Wespen vernichtet werden, braucht man einen professionellen Schädlingsbekämpfer.

Effektive Tipps gegen Wespen: So schützen Sie Ihr Zuhause

Ein einfaches Mittel gegen Insekten insgesamt sind Insektengitter vor den Fenstern. Bei Kaffee und Kuchen auf der Terrasse schwören manche auf schwelenden Kaffeesatz, den Wespen meiden. Eine halbe Zitrone mit Gewürznelken zu spicken und auf den Tisch zu stellen, könnte ebenfalls helfen, weil die meisten Wespen auch diesen Duft nicht mögen. „Ansonsten kann versucht werden, das Tier mit ruhigen Bewegungen zum Wegfliegen zu veranlassen“, heißt es im Landratsamt.

Zurück nach Wolfschlugen, wo ein Mann im Kampf gegen Wespen seinen Dachstuhl in Brand setzte: Die alarmierte Feuerwehr konnte eine Ausbreitung der Flammen verhindern und den Brand rasch unter Kontrolle bringen. Dennoch entstand ein Sachschaden von mehreren zehntausend Euro.

Wenn Wespen zustechen

Stiche
 Wenn es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch zu einem Wespenstich kommt, ist das schmerzhaft. Bei gesunden Menschen führt er laut Landratsamt Esslingen zu einer druckempfindlichen Hautschwellung an der Einstichstelle und einem anfangs ziehenden Schmerz. Die Beschwerden würden normalerweise schnell nachlassen und nach zwei bis drei Tagen gänzlich verschwinden.

Hilfsmittel Die Beschwerden in Folge eines Wespenstiches lassen sich laut Landratsamt Esslingen durch eine unverzügliche Kühlung durch Kühlpads oder kalte Umschläge lindern. Auch lokal angewandte Hausmittel wie eine halbe Zwiebel könnten helfen. Ein elektrischer Hitzestift – beispielsweise in Apotheken erhältlich – , kann das Gift zersetzen und so für eine schnelle Heilung sorgen.

Gefahr Wespenstiche in Mund oder Rachen können laut Landratsamt Esslingen aber lebensgefährlich sein. Durch eine starke Schwellung in diesem Bereich könne die Atmung behindert werden: „Daher ist bei einem Stich in Mund- oder Rachenraum umgehend ein Notarzt zu verständigen und die Stichstelle zu kühlen.“ Helfen können kalte Umschläge, Kühlpads oder das Lutschen von Eiswürfeln.