Der Biologe Peter Endl schätzt, dass es derzeit insgesamt etwa 60 Paare sind, die auf den Fildern leben. Foto: Peter Endl/z

Das Rebhuhn stand auf den Fildern kurz vor dem Aussterben. Seitdem ihm umzäunte Brachflächen angeboten werden, erholen sich die Bestände langsam.

Sie sind wieder da. Nachdem das Rebhuhn um die Jahrtausendwende auf den Fildern so gut wie verschwunden war, gibt es die seltenen Vögel inzwischen wieder öfter auf den Wiesen und Feldern zwischen Messe, Autobahn und Flughafen. Die umfangreichen Schutzmaßnahmen scheinen Wirkung zu zeigen. „Anfang der 90er Jahre gingen die Bestände stark zurück“, erinnert sich Peter Endl. Der Diplom-Biologe ist im Vorstand des Nabu Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen aktiv und setzt sich seit vielen Jahren für den Erhalt der Tiere ein. Im Jahr 1991 wurden noch 19 Brutpaare in Leinfelden-Echterdingen gezählt. Knapp zehn Jahre später waren es nur noch vier Paare. „In der Fläche ist es sehr dünn geworden“, sagt der Ornithologe.

Darum ist das Rebhuhn bedroht

Die Gründe für das beinahe Verschwinden des Rebhuhns sind vielfältig. Zum einen sorge der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft dafür, dass es weniger Insekten gebe, erklärt Endl. Während sich die erwachsenen Tiere pflanzlich ernährten, seien die jungen Rebhühner auf Insekten als Nahrung angewiesen. Außerdem seien die Äcker immer größer geworden und die Brachflächen zwischen den Landwirtschaftsflächen vielerorts verschwunden. Gerade auf den Brachflächen fühlen sich die Rebhühner wohl. Dort suchen sie Schutz. Außer Tarnung und Flucht hat der seltene Vogel Jägern wenig entgegenzusetzen.

Es ist aber nicht allein die intensivere Landwirtschaft, die dem Rebhuhn in den vergangenen Jahrzehnten zugesetzt hat. Die erfolgreiche Bekämpfung der Tollwut habe die Zahl der Füchse steigen lassen, erklärt Endl. Das Rebhuhn steht auf dem Speiseplan von Meisters Reineke. Auch Greifvögel und Marder jagen die seltenen Vögel. Vor allem die Küken sind gefährdet. „Im ersten Jahr sterben die meisten“, erklärt der Biologe.

Hunde und Katzen sind eine Gefahr für das Rebhuhn

Ein weiteres Problem für das Rebhuhn ist der Flächenverbrauch. Der Druck, freie Flächen zu bebauen, ist auf den Fildern enorm. Es muss neuer Wohnraum geschaffen werden. Weitere Gebiete für die Industrie und das Gewerbe werden gesucht. Das Wachstum in der Region lässt den Bedarf an weiteren Verkehrswegen steigen. Ein Beispiel für die beschriebene Entwicklung sind die Äcker zwischen Leinfelden und Echterdingen, wo es derzeit laut Endl noch einige Rebhühner gibt.

Der hohe Siedlungsdruck sorgt außerdem dafür, dass die verbleibenden Naturflächen gerne von vielen Menschen aus der näheren Umgebung zum Spazierengehen, Reiten oder Radfahren genutzt werden. Dass das scheue Rebhuhn gestört wird, bleibt also nicht aus. Vor allem frei laufende Hunde können zu einer Gefahr für das Federvieh werden, erklärt Endl. Darüber hinaus gebe es Hauskatzen, die die Rebhühner jagten.

Auch andere Arten profitieren

Für den Schutz des Rebhuhns wurden nach der Jahrtausendwende umfangreiche Schutzmaßnahmen ergriffen. Dafür hätten unterschiedliche Interessensgruppen an einem Strang gezogen, berichtet Endl. Neben dem Nabu seien beispielsweise Jäger, Landwirte und Stadtverwaltungen eingebunden gewesen. „Es war ein Konsens da“, so Endl. Besonders wirksam sind umzäunte Schutzflächen mit einer Bepflanzung, in welcher sich die Rebhühner besonders wohlfühlen. Dort sind sie einigermaßen vor Fressfeinden geschützt und werden sogar noch ein wenig gefüttert. „Das Rebhuhn hat eine Chance“, ist Endl überzeugt. Es brauche aber Schutzmaßnahmen.

Die ergriffenen Maßnahmen kommen nicht allein den Rebhühnern zugute. Auf den Schutzflächen fühlen sich weitere Vögel wohl, Buchfinken zum Beispiel. Auch Insekten profitieren von den Brachflächen.

Die Anstrengungen zeigen Erfolg, wenn auch langsam. Kürzlich wurden bereits wieder 21 Brutpaare gezählt. Der Biologe Endl schätzt, dass es derzeit insgesamt etwa 60 Paare sind, die auf den Fildern leben. Das Fildergebiet ist damit eines der wichtigsten Verbreitungsgebiete des seltenen Vogels in Baden-Württemberg. Die Autobahn und die Bundesstraße 27 seien keine unüberwindbaren Hindernisse, erklärt Endl. Die Tiere könnten die mehrspurigen Straßen überfliegen. Auch die Freiflächen des Flughafens werde von den Rebhühnern genutzt. „Lärmempfindlich sind sie nicht“, sagt er. Zur weiteren Stabilisierung der Bestände würde sich Endl eine Ausweitung der Schutzmaßnahmen über das gesamte Fildergebiet wünschen. „Nur dann kann man dauerhaft die Bestände erhalten“, meint er.

Fakten zum Rebhuhn

Aufzucht
Brutzeit ist zwischen März und Mai. Nach dem Schlüpfen der Küken bleibt die Familie etwa ein Dreivierteljahr zusammen. Im Februar machen sich die jungen Tiere selbständig.

Gefährdung
Während das Rebhuhn in Baden-Württemberg auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten steht, ist der weltweite Bestand nicht gefährdet.

Verbreitung
Die Vögel leben in Steppen- und Heidelandschaften in fast ganz Europa, im Kaukasus bis nach Asien. Auch in Nordamerika haben sich die Tiere inzwischen ausgebreitet. Dort wurden sie wie in Neuseeland einst zu Jagdzwecken angesiedelt. pib