Seit 1967 ein überzeugter Parksiedler: Bürgervereinsvorsitzender Ulrich Voss auf dem Herzog-Philipp-Platz. Foto: Ines Rudel

Die anstehende Schließung des letzten Bäckerladens in Ostfilderns kleinstem Stadtteil hat die Diskussion über die Nahversorgung in der Parksiedlung neu entfacht.

Ostfildern - Immer wenn in einem kleinen Ort oder einem Stadtteil ein Lebensmittelladen schließt, kommen reflexartig Klagen: Wieder verschlechtert sich die Nahversorgung, wieder geht Lebens- und Wohnqualität verloren. Als vor einigen Wochen bekannt wurde, dass die Stadtbäckerei Schultheiss ihre Filiale in der Parksiedlung dicht macht, ging ein Aufschrei durch Ostfilderns kleinsten Stadtteil. Dass solche Schließungen meist den Gesetzen des Marktes folgen, ist für die Betroffenen nur schwer zu akzeptieren. Zu wenig Umsatz und damit unrentabel, lautet auch in der Parksiedlung die Begründung des Unternehmens. Die dort lebenden Menschen sehen die Entwicklung mit Sorge, zumal das in dem Fall ein Abwärtstrend ist, der schon über Jahre geht. „Es wird uns halt schon wieder ein Stück Eigenständigkeit genommen“, sagt Ursula Wöginger. Sie zählte mit ihrer Familie 1957 zu den Ersten, die sich ein kleines Einfamilienhaus in der Parksiedlung bauten und die erlebten, wie die Versorgung Jahr um Jahr besser wurde. Ulrich Voss, dessen Familie 1967 von Oberesslingen in die Parksiedlung gezogen ist, kann zu jedem Geschäft oder Lokal eine Geschichte erzählen. Im Buch „Geschichte der Parksiedlung“ hat er dies ausführlich und amüsant dargelegt. Den ersten Laden betrieb der Nellinger Bäcker Haag 1958 in einer Holzbaracke. Wenige Jahre später war alles da, was man zum Leben brauchte. Ein Schüler listete 1965 sage und schreibe 18 Geschäfte auf, darunter drei Lebensmittler und sogar ein Bekleidungs- und Kurzwarengeschäft. Das Postamt zählte damals zu den umsatzstärksten im Bezirk der Hauptpost Esslingen.