Die S-Bahn fährt auch diesen Sommer nicht durch den Innenstadttunnel. Foto: Lg/ Schmidt

Im Sommer ist der S-Bahn-Tunnel in der Innenstadt wieder für sechs Wochen dicht. Über das Umleitungskonzept diskutieren Verkehrspolitiker der Region emotional.

Der Vorschlag der Deutschen Bahn (DB), während der Sperrung des S-Bahn-Tunnels in den Sommerferien Doppelstockzüge statt S-Bahnen auf die Umleitungsstrecke zwischen Innenstadt und Vaihingen zu schicken, hat im Verkehrsausschuss der Regionalversammlung eine emotionale Debatte ausgelöst.

Doppelstock-Zug statt S-Bahn

Mehrere Jahre hintereinander bleibt der sogenannte Stammstreckentunnel zwischen Hauptbahnhof und Vaihingen in den Sommerferien für Instandhaltungsarbeiten gesperrt. In den zurückliegenden zwei Jahren musste das geplante Interimskonzept abgebrochen werden, weil die S-Bahnen auf der Umleitungsstrecke Schaden genommen haben. Das will die Bahn dieses Jahr vermeiden und schickt stattdessen Doppelstockzüge auf die Strecke, von denen sie sich größere Robustheit verspricht. Für die Fahrgäste bedeutet das häufigeres Umsteigen und eine längere Reisezeit.

„Das ist eine Bankrotterklärung Ihres Konzerns“, sagte Regionalrat Philipp Buchholz (Grüne) an die Adresse der drei Vertreter des Schienenkonzerns, die zuvor nicht nur das Konzept vorgestellt hatten, sondern auch Ursachen für die Fahrzeugschäden präsentierten. Buchholz wollte das nicht gelten lassen: „Sie bekommen die Probleme nicht in Griff. Die Menschen haben gelernt, dass man sich nicht auf die Bahn verlassen kann.“ Der Grünen-Fraktionschef André Reichel nahm seine Ratskollegen in die Pflicht. „Wir haben als Aufgabenträger eine Verantwortung, und der werden wir hier nicht gerecht.“

Ausweichroute derzeit nur eingleisig

Eine Sichtweise, die CDU-Fraktionschef Rainer Ganske brüsk zurückwies. Er sprach von einer Unterstellung. „Wir kritisieren die Bahn auch, aber wir haben einen anderen Stil“, erklärte er den Grünen. Man müsse zwischen berechtigter und überzogener Kritik zu unterscheiden wissen, sagte Frank Buß von den Freien Wählern und dürfte dabei auch Wolfgang Hoepfner (Linke/Pirat) gemeint haben, der mit seinem Misstrauen der Bahn gegenüber gleichfalls nicht hinterm Berg hielt. „Ihre Glaubwürdigkeit ist massiv erschüttert“, sagte er unter Hinweis auf die zurückliegenden beiden Sommer, aber auch mit Blick auf aktuelle Probleme auf der als Umleitungsroute genutzten Panoramastrecke. Dort muss die Bahn kurzfristig Schwellen austauschen. Auf einem Abschnitt steht nur ein Gleis zur Verfügung. Züge können sich verspäten und werden teilweise großräumig über Renningen umgeleitet.

Regionaldirektor fordert mehr Zuverlässigkeit

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert, die Panoramastrecke zu sanieren. „Es kann nicht länger toleriert werden, dass DB Netz die Bahnlinien verrotten lässt, bis sie aufgrund technischer Mängel gesperrt werden müssen und gleichzeitig hohe Gewinne ausweist“, erklärt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb.

Alexander Lahl, Direktor des Regionalverbands, forderte Verlässlichkeit von der Bahn ein. „Es darf nicht so sein wie letztes Jahr, als es gefühlt alle drei Tage eine neue Situation gegeben hat.“ Michael Makurath (SPD) ermahnte die Bahn. „Wir haben keinen Schuss mehr frei.“ Die Sperrungen des Stammstreckentunnels während der Sommerferien sollen bis ins Jahr 2025 weitergehen.

Bahn soll „schnellstmöglich“ Konzept vorlegen

Rüdiger Weiß, für die DB-Fahrpläne im Südwesten verantwortlich, versprach, weiter am Umleitungskonzept zu feilen. Das entspricht den Vorstellungen der regionalen Verkehrspolitiker. Bei einer Enthaltung beschlossen sie, die Bahn müsse „schnellstmöglich“ ein leistungsfähiges Ersatzverkehrskonzept vorlegen und die Fahrgäste darüber informieren.