Die Stuttgarterin Kim Hoss beklagt mangelnden Datenschutz bei dm und erneuert ihre Vorwürfe. Andere Betroffene hätten sich bei ihr gemeldet. Wie viele Fotos kommen wirklich abhanden?
Die Influencerin Kim Hoss hat ihre Vorwürfe gegen dm erneuert. Die Drogeriemarktkette nehme das Thema Datenschutz bei seinem Fotoservice nicht ernst, beklagte Hoss in einem Video, das sie in der vergangenen Woche auf ihren Social-Media-Kanälen veröffentlichte.
Hoss hatte im August zwei Analog-Filme bei dm entwickeln lassen. Daheim stellte sie fest, dass zwei Fotos – darunter ein Nacktfoto – abhanden gekommen waren. Hoss spricht von „Diebstahl“. Es hätten sich in der Folge „immer mehr Menschen“ bei ihr gemeldet, „die mir ähnliche Sachen erzählt haben“, so Hoss. Es seien „sogar Fotos von Kindern geklaut“ worden. Es handle sich um Fälle aus den vergangenen vier Jahrzehnten. Sicherheitsstandards für Fotoaufträge in Drogerien sind aus Hoss’ Sicht unzureichend, der Datenschutz mangelhaft, moniert sie.
Kleber auf Fototaschen bei dm: „Pflaster, das man auf eine offene Wunde draufklebt“
Offenbar gab es einen Austausch zwischen der Stuttgarter Influencerin und dm. Die Quintessenz für Hoss nach dem Gespräch: Dm sei offenbar „nicht so bewusst, wie weitreichend dieses Problem ist, dass diese Fototaschen einfach im Markt rumliegen“. Dm hat offenbar in einigen Filialen die Taschen nun mit einem zusätzlichen Aufkleber versehen. Hoss hält diese Maßnahme für nicht ausreichend und bezeichnet sie als „Pflaster, das man auf eine offene Wunde draufklebt“.
Dass die verschwundenen Fotos für Hoss ein Ärgernis seien, könne „jeder nachvollziehen“, sagt dm-Sprecher Jan-Henrik Mende. Privatsphäre sei ein „schützenswertes Anliegen“ und man wolle den Fall „nicht einfach so abtun“. Der analoge Fotoservice und das Selbstbedienungsangebot seien – ganz allgemein gesprochen – „seit Jahrzehnten bewährte Praxis, die schon vor dem Einzug der Digitalfotografie bei fast allen deutschen Einzelhändlern in dieser Weise angeboten und millionenfach von Kundinnen und Kunden genutzt wurde. Kunden, die sich für diesen Selbstbedienungsservice entscheiden, wissen, wie er funktioniert.“ Man halte sich an die „deutschen Datenschutzbestimmungen“.
Wer dennoch kein gutes Gefühl habe, für den gebe es auch andere Angebote, „in Bedienung oder online zu einem entsprechenden Preis“, teilt dm auf Anfrage mit. Der eigene Service sei sicher. Im vergangenen Jahr gab es rund sieben Millionen Foto-Aufträge bei dm, der Anteil an verloren gegangenen Fotos liegt laut dem Unternehmen bei 0,000086 Prozent. Tatsächlich dürfte nicht jedes verloren gegangene Bild gemeldet worden sein, der Wert dürfte dennoch im Promillebereich liegen, auch wenn Hoss das anders darstellt.
Ihm sei durchaus klar, dass solche Zahlen Betroffenen, die Bilder vermissen, nicht helfen würden, so Mende. „Aber wenn Diebstahl tatsächlich ein größeres Problem wäre, würden wir auch überlegen, das ganz anders zu handhaben, beispielsweise die Fotos nur noch online zuzustellen.“ Im konkreten Fall von Hoss habe das Unternehmen zudem „keinen Nachweis dafür erhalten, dass die mutmaßlich gestohlenen ‚intimen Bilder’ der Influencerin tatsächlich in unserem Markt abhandengekommen oder gestohlen wurden“. Auch die Anzeige, von der Hoss berichtet, sei „anders als von einzelnen Medien dargestellt, bei uns bisher nicht eingegangen“, so der dm-Sprecher.
Hoss fordert unter anderem „manipulationssichere Taschen“ bei dm
Der Selbstbedienungsservice sei über die Jahre immer wieder verbessert worden, auch habe man Versiegelungen bereits erprobt. Allerdings sei das bei den Kundinnen und Kunden nicht auf großes Wohlwollen gestoßen, sagt dm-Sprecher Mende. „Viele wollen die Fotos eben schon im Laden anschauen.“ Mende zeigt sich generell offen für Möglichkeiten zur Verbesserung. Nur: Häufig seien die eben mit hohen Kosten verbunden. Das Unternehmen wolle „den SB-Service in der bewährten Weise günstig sowie einfach handhabbar und zugänglich für unsere Kundinnen und Kunden anbieten, solange wir eine entsprechende Nachfrage wahrnehmen“.
Hoss hat den Fall bei der Datenschutzbehörde gemeldet, eine Stellungnahme gibt es bislang nicht. Außerdem hat die Influencerin eine Petition angekündigt. Hoss fordert in ihrem aktuellen Video „manipulationssichere Taschen, klare Kontrollen, Schutz von Kinderfotos und Verantwortung, wenn etwas schiefgeht“.