Die Drillinge toben jetzt auf Augenhöhe der Besucher Foto: Wilhelma/Harald Knitter

Die drei Monate alten Schneeleoparden sind die neuen Publikumslieblinge in Stuttgart. Die Besucher des zoologisch-botanischen Gartens können ihnen jetzt auf Augenhöhe beim Toben zuschauen. Auch in Fachkreisen ist die Begeisterung über den Zuchterfolg groß.

Stuttgart - Drei Monate sind Dawa, Karma und Nyima erst alt – und schon Stars: Das „tapsige Trio erobert in der Wilhelma alle Herzen“, teilt der Zoologisch-Botanische Garten mit. Kaum seien sie für die Gäste besser zu sehen, seien sie schon „Everybody’s Darlings“. Aber auch in Fachkreisen herrscht Begeisterung über den gelungenen Zuchterfolg bei dieser seltenen Abstammungslinie der bedrohten Schneeleoparden. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft den Bestand dieser Tierart weltweit mit weniger als 4000 Tieren in der Natur als gefährdet ein.

Die Drillinge kamen am 11. April mit rund einem halben Kilo Gewicht auf die Welt. Bis Mitte Juni blieben sie mit Mutter Kailash in der Wurfbox. Nach der ersten Impfung durften sie vor die Tür. Ihr Vater Ladakh ist bislang nur Zaungast. Die zwölf Wochen alten Welpen seien noch ungestüm und teilweise unbeholfen auf den Pfoten, weshalb sie ohne den Kater in Ruhe das Gehege kennenlernen sollen. Von Donnerstag, 8. Juli, an sind sie in der oberen Anlage unterwegs, wo die Gäste sie auf Augenhöhe beobachten können.

Ein mustergültiges Beispiel für gemeinsamen Artenschutz

„Zu erleben, wie die drei lebensfrohen Kätzchen unbekümmert aufwachsen, ist herrlich“, sagt der Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin. Sie seien ein mustergültiges Beispiel, wie der Artenschutz in der Natur und den Zoos ineinandergreift. Die drei Mädchen sind die Enkelinnen von Dshamilja, die im Jahr 2000 in Tadschikistan mit nur fünf Monaten von Wilderern verletzt und gefangen wurde. Das Tier verlor dadurch ein ein Drittel des rechten Hinterfußesund hinkte. Ohne Mutter und mit dieser Verstümmelung hätte sie in der Wildnis nicht überleben können. Auf einem Schwarzmarkt wurde die Schneeleopardin dann entdeckt, im Zoo Zürich fand sie ein neues Zuhause, hatte mehrfach Nachwuchs, darunter Kailash, und erreichte das hohe Alter von 19 Jahren.

„Es motiviert unheimlich zu sehen, dass durch die Zusammenarbeit nicht nur das Einzeltier vor dem Tod gerettet werden konnte, sondern dies über Generationen dazu beiträgt, dass die einmalige Großkatzenart noch eine Zukunft hat“, sagt Thomas Kölpin. Die Zoos halten und züchten viele bedrohte Arten als Reserve. Doch dafür solle kein gesundes Tier der Natur entzogen werden. Um im Zootierbestand die genetische Vielfalt zu erhalten und so eine robuste Gesundheit der Tiere zu gewährleisten, erfolgt in internationaler Absprache ein genaues Management, welche Kater und Katzen Zuchtpaare bilden. Kommt einmal über einen Sonderfall wie Dshamilja ein Tier aus der Wildbahn hinzu, ist es wichtig, diese seltene Abstammungslinie fortsetzen.

Kailashs Kinder ziehen in andere Zoos um

„Für Kailash ist dies ihr dritter Wurf“, erklärt die Raubtier-Kuratorin Ulrike Rademacher. „Bei dem wertvollen Nachwuchs sind wir besonders froh darüber, dass es wieder geklappt hat. Denn Kailash kommt mit elf Jahren in ein Katzenalter, in dem das keine Selbstverständlichkeit mehr ist.“ Kailash hat in der Wilhelma bereits einmal Drillinge und zuletzt Zwillinge aufgezogen. Die 2013 geborenen Kamal, Karim und Laila wurden damals an Zoos in Portugal, USA und Belgien vermittelt, um eigene Familien gründen zu können. Von den inzwischen ebenfalls herangewachsenen Jungtieren, die 2019 auf die Welt kamen, ist Askar im Juni im Parco Faunistico Le Cornelle bei Mailand platziert worden. Auf Malou wartet der Zoo Salzburg.

Die Wilhelma hält seit 30 Jahren Schneeleoparden. Dabei gelang die Nachzucht jetzt zum 13. Mal. „Dass wir jetzt so schnell zwei Würfe hintereinander hatten, zeigt, dass sich Kailash und Ladakh auf der neuen 2018 eröffneten Anlage sehr wohl fühlen und ihre Jungtiere dort gut aufziehen können“, sagt Rademacher. Mit Zuschüssen des Fördervereins hatte die Wilhelma auf 730 Quadratmetern eine geräumige Gebirgslandschaft gestaltet, die sich mehrfach unterteilen lässt, wenn es die Aufzucht erfordert.

Dawa, Karma und Nyima seien die besten Botschafterinnen für ihre bedrohte Art. Direktor Kölpin hofft, dass sie zu Spenden animieren. Damit fördert der Zoologisch-Botanische Garten unter anderem eine Anti-Wilderer-Einheit und ein Rehabilitationszentrum für beschlagnahmte und verletzte Tiere in Kirgistan.