Beim Nachtflohmarkt in der Manufaktur in Schorndorf ist am Freitag nach Herzenslust gestöbert worden. Foto: Horst Rudel

Nach zwei Jahren Pandemiepause ist der Andrang auf den Nachtflohmarkt in der Schorndorfer Manufaktur riesig. Aber vor dem Bummeln steht erst mal etwas anderes an.

Krimskrams, Klamotten, Platten, Spielzeug, Bücher: Beim Nachtflohmarkt in der Manufaktur in Schorndorf ist am Freitag wieder gestöbert und gefeilscht worden. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause ist der Nachholbedarf enorm und das Gedränge groß. „Bis auf das Kino und die Kneipe haben die Aussteller das ganze Haus belegt“, sagt Andrea Kostka, die Geschäftsführerin der Manufaktur.

Vor der Schatzsuche auf dem Flohmarkt ist die Parkplatzsuche dran

Wer bei der Suche nach einem Parkplatz rund um das Manufakturgelände im Hammerschlag erfolgreich gewesen ist, macht sich auf die Jagd nach Schätzen. Zur Stoßzeit, kurz nach Eröffnung des nächtlichen Flohmarkts, gibt es aber kaum ein Vorwärtskommen in den Gängen. Alles drängt sich um die Stände: Pärchen, Familien mit Kindern, Cliquen von Jugendlichen halten Ausschau nach neuen Lieblingsstücken. Die Starwars-Lampe von Eva Müller hat das Zeug dazu. Ein Blickfang ist dieser Leuchtkörper allemal. Denn mit einem Zug an der Kordel, die am unteren Ende baumelt, wird aus der kultigen Lampe eine Kugel, die an den Todesstern aus dem Science-Fiction-Kultfilm erinnert. Die Lampe sei bei ihrer Tochter im Zimmer gehangen, erzählt die Verkäuferin: „Aber wegen der schrägen Wände mussten wir sie immer weghalten, um den Schrank zu öffnen. Also haben wir uns schweren Herzens entschieden, sie zu verkaufen.“ 20 Euro will Eva Müller für die Starwars-Todesstern-Lampe haben.

Immer wieder bimmelt eine originale Kuhglocke wenn etwas verkauft ist

Am Stand nebenan bimmelt Claus-Georg Petri aus Unterberken mit einer originalen Kuhglocke, wann immer er ein Geschäft gemacht hat. „Wir haben nach langer Zeit wieder mal den Keller ausgemistet und schon einiges verkauft. Vor allem Bücher. Und alle Preise sind verhandelbar“, sagt er zufrieden. Immer wieder läutet die Kuhglocke. Dem jüngsten Besucher, der auf dem Arm getragen wurde, hat Claus-Georg Petri etwas geschenkt. „Mein erstes Bilderbuch hat er von mir bekommen und hat gestrahlt. Seine Eltern haben sich auch gefreut.“

Etwas Besonderes hat Sabine Wiegert im Angebot. Der historische Bildband „Bilder aus Schwabens Gaue“, die Erstauflage von 1903, weckt viel Interesse bei den Besuchern. „Viele blättern darin, aber kaufen wollte es bisher keiner“, sagt die Schorndorferin, die ihre Bücher in einem Leiterwagen zur Manufaktur gekarrt hat. Ob das antiquarische Buch eine Kostbarkeit ist, weiß sie nicht. „Ich hatte mir zehn Euro dafür vorgestellt. Aber vielleicht sollte ich mal damit zu der Fernsehsendung ‚Bares für Rares’ Dann wüsste ich, ob und was der Bildband wert ist.“

Schorndorfer Porzellan darf in der Manufaktur nicht fehlen. Das gibt es am Stand von Erhard Schaukal. Eigentlich, sagt der 82-Jährige aus Schorndorf, der seit Jahren zum Nachtflohmarkt kommt, sei ihm das alles mittlerweile zu anstrengend. Aber nach zwei Jahren Pause wegen der Coronapandemie habe er dann doch wieder dabei sein wollen. „Außerdem hat die Andrea extra bei mir angerufen, und den Tisch haben sie mir auch aufgebaut.“ Große Geschäfte macht Erhard Schaukal nicht. „Porzellan ist nicht mehr gefragt“, sagt der Sammler. Aber seine Anwesenheit ist erwünscht. Die Manufaktur habe ihren Namen schließlich deshalb bekommen, weil ihre Anfänge auf dem Gelände der ehemaligen Porzellanfabrik in der Daimler-stadt liegen, sagt Andrea Kostka. Professionelle Händler lehnten sie ab, auch wenn es sich nicht immer verhindern lasse, dass sich der eine oder andere unerkannt einschleiche. „Aber wir wollen hier Privatleute wie Herrn Schaukal haben. Denn ganz im Sinne der Nachhaltigkeit geht es uns darum, wiederzuverwerten statt wegzuwerfen.“

Während Erhard Schaukal fast schon zum Inventar gehört, sind Miriam Lehle und ihre Freundin und Kollegin Susanne Rösch das erste Mal in der Manufaktur dabei. Sie bieten selbst getragene Klamotten und „Berufsabfall“ aus ihrem Alltag als Stylistinnen an. Ihr Stand am Eingang zum großen Saal ist ständig umringt. „Die Leute haben Lust auf alles“, sagt Miriam Lehle. Wie der junge Mann, der ihre gebrauchte Teddyjacke gekauft hat. „Und die steht ihm besser als mir.“