Die Foodsharer boten Lebensmittel an, deren Haltbarkeitsdatum zwar abgelaufen war, die man aber noch essen konnte. Foto: /Kerstin Dannath

Bei einer Messe im Wendlinger Treffpunkt Stadtmitte stand das Thema Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Das Spektrum reichte vom ökologischen Fußabdruck über gerettete Lebensmittel bis zur Balkon-Solaranlage.

Nachhaltigkeit bedeutet mit unseren natürlichen Ressourcen so umzugehen, dass wir alle gut zurechtkommen – auch künftige Generationen“, sagte Kathrin Bickele vom Verein Ökologie und Mobilität Wendlingen (Ökomob). Die Organisation ist bekannt für das erfolgreiche Carsharing-Projekt Wendlingen. Zum zehnjährigen Bestehen stellten die Ökomob-Aktivisten jetzt zusammen mit der Stadt die Messe auf die Beine. Es gab Informationen zum umweltbewussten Umgang mit Energie, Wärme, Mobilität sowie zum Klimaschutz vor Ort und konkret im täglichen Leben.

Bickele war beim „Wendlinger Friday for Future“ im Einsatz, an dem sich alle Schulen mit Workshops und Exkursionen beteiligten und ihre zum Teil schon existierenden Nachhaltigkeitsprojekte vorstellten. Rund 500 Schüler kamen zur Abschlussveranstaltung. Beim Nachwuchs gab es einige erhellende Erkenntnisse. Die beiden Neuntklässler Fabio und Levin von der Ludwig-Uhland-Schule (LUS) etwa waren beeindruckt, dass Asien den größten CO2-Ausstoß aufweist, sich die meisten Naturkatastrophen aber in Ländern in Äquatornähe ereignen, die meist weitaus weniger CO2 ausstoßen. „Auch Europa hat einen hohen CO2-Ausstoß, da muss sich dringend was ändern“, waren sich die beiden einig. Einige Oberstufenschüler des Robert-Bosch-Gymnasiums, trieb der ökologische Fußabdruck verschiedener Länder um. Bangladesch hat einen relativ kleinen ökologischen Fußabdruck, dennoch haben die Menschen dort am häufigsten mit Überschwemmungen zu kämpfen.

Wie lässt sich das Thema Nachhaltigkeit in der Schule umsetzen?

Die Viertklässler der Gartenschule waren mit ihrer selbst gebauten Wurmkiste vertreten. Angestoßen hatte das Projekt im Frühjahr Lehrerin Sylvia Helstab. Die Würmer werden seitdem liebevoll gehegt und wandern samt Kiste von Klasse zu Klasse. Der Kompost soll im schuleigenen Kräutergarten ausgebracht werden. Auch bei den Jüngeren spielt umweltbewusstes Verhalten schon eine Rolle, wie Helstab bestätigte: „Die Kinder pflaumen sich zum Beispiel gegenseitig an, wenn es bei der Mülltrennung hapert.“

Früh anfangen heißt also die Devise. „Nachhaltigkeit steht im Bildungsplan bei jedem Fach ganz oben“, sagte Lehrer Sebastian Bosse, der an der LUS Physik, Sport und NWT unterrichtet. Zwar müsse man kreativ werden, wie man das Thema etwa im Sportunterricht behandelt, aber auch da gäbe es Möglichkeiten: „Die Kinder wachsen ja so schnell, man kann sie sensibilisieren, dass es nicht immer gleich brandneue Turnschuhe sein müssen, sondern dass man auch gebrauchte Schuhe nehmen kann.“ Insgesamt gesehen nehme das Umweltbewusstsein bei der jüngeren Generation zu: „Wir sind zum Beispiel seit 2020 als Fairtrade-Schule zertifiziert, die Intention dazu kam aus der Schülermitverantwortung heraus.“

Was kann eine Bürger-Energie-Genossenschaft bewirken?

Das steigende Bewusstsein machte sich auch bei den Ausstellern bemerkbar. „Die Nachfrage nach Balkon-Solaranlagen ist explodiert“, sagte Dagmar Heft von den Teckwerken. Die Genossenschaft aus Kirchheim will mit bürgerschaftlichem Engagement die Energiewende in der Region anschieben. Gestartet ist sie mit 175 Mitgliedern im Mai 2011, mittlerweile sind es bereits mehr als 1000. Rund 15 000 Haushalte in der Region werden über die Teckwerke mit grünem Strom versorgt. „Es ist schade, dass es immer eine Katastrophe braucht, um aufzuwachen“, so Heft mit Blick auf die Energiekrise. Erst vor kurzem machten die Teckwerke mit einer Bündelaktion für Photovoltaik-Anlagen überregional auf sich aufmerksam.

Mit einer solchen Aktion liebäugelt auch der Veranstalter Ökomob. „Das wäre durchaus für Wendlingen interessant“, sagte der Vereinsvorsitzende Ulrich Essig. Würden 55 Anlagen wie in Großbettlingen installiert, gebe es einen ordentlichen Schub für die Energiewende. Auch Balkonsolarlagen, die komplett gefördert werden, seien eine „geniale Sache“ – die leider nur die wenigsten Menschen auf dem Schirm hätten.

Es hat ein Umdenken stattgefunden, lautete auch das Fazit von Luis Balz, der mit dem Infomobil der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA), in Wendlingen war. „Früher wussten die Menschen nicht so genau, was sie wollen – heute kommen sie mit ganz konkreten Fragen, die sich meist ums Thema Heizen drehen“, sagte der KEA-Berater. Seit dem Ende des Sommers würden etwa verstärkt Infos zum Thema Wärmepumpe nachgefragt.

Wie geht es mit den Nachhaltigkeitstagen weiter?

Der Verein
Laut dem Vorsitzenden Ulrich Essig nahm die Organisation unter Federführung von Ulrike Seiffert ein ganzes Jahr in Anspruch. Trotz anfänglicher Skepsis sind Essig und Co. aber überzeugt von dem Konzept und können sich vorstellen, die Messe regelmäßig zu veranstalten. Auch weitere Aktionen wie Infostände auf dem Wochenmarkt seien denkbar.

Aussteller
Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein sind im Trend, so nutzen viele junge Initiativen das Format, um sich der vorzustellen, etwa „Radel-In“. Die Wendlinger Initiative ist noch beim örtlichen Bürgerverein angesiedelt, will sich aber in Kooperation mit dem Radsportverein und dem AFDC bald auf eigene Beine stellen. „Radel-In“ macht sich für ein besseres Radwegenetz und eine zusätzliche Brücke über den Neckar im Bereich Unterboihingen stark.