Sonnenkollektoren vor Tiny House: die Messe beim RömerkastellFoto: Lichtgut/ Iannone Foto:  

Die Messe „Green World Tour“ hat beim Römerkastell vielfältige Anregungen für mehr Nachhaltigkeit gegeben.

Der große Blickfang dieser Messe steht gleich am Eingang, in der Achse zwischen den beiden Gassen der knapp 70 Aussteller: ein Tiny House, das auch in seiner mittleren Variante überraschend großzügig wirkt. Selbst für ein Gästebett ist Platz. So also geht energie- und wasserautarkes Wohnen. „Reicht locker, ist alles da. Das Problem ist nur, wo darf man das hinstellen“, sagt ein Interessent aus dem Schwarzwald.

So bündelt das Tiny House wie in einem sinnkräftigen Bild, worum es bei dieser „Green World Tour“ des Münsterländer Anbieters Autarkia geht: Weniger Ressourcen verbrauchen, Energie sparen, nachhaltiger leben, über ein paar grundsätzliche Dinge nachdenken. Das „Mini-Häusle“ wirkt wie ein Imperativ, auch wenn hier niemand missionarisch auftritt: Halte den ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich. Und der Haken daran ist auch schon gefunden.

Nachhaltiges Geschenkpapier aus Gras

Ressourcenschonung hatte sich der alternative Verkehrsclub Deutschland (VCD), mit dem der Rundgang beginnt, schon vor mehr als 30 Jahren auf die Fahne geschrieben. Begrifflich anachronistisch wirkt im Messe-Zusammenhang die „Verbraucher-Beratung“. In der Praxis ist das hier eher Gebraucher- und Nutzer-Beratung, Bedarf dafür ist da. Junge Leute wollen wissen, wie sie angesichts „explodierender Preise“ Strom sparen können. Die Antwort besteht aus lauter Fragen: Habt ihr überall LEDs? Wie warm wollt ihr’s haben? Welche Effizienzklasse haben eure Haushaltsgeräte? Für Energieberater Uwe Gerstenberger spitzt sich das auf die Frage zu: „Was brauche ich überhaupt?“

Wer sich das aber nicht sowieso fragt, besucht kaum solche Messe-Plattformen mit Werbung für Waren und Dienstleistungen mit einem grünen Plus. Und „spielerisch in eine gerechte Welt“ geht es sogar mit plastikfreien und gendergerechten Spielkarten. Oder mit nachhaltigem Geschenkpapier aus Gras. Ressourceneffizienz lässt sich aber auch als Fach studieren. Aline und Ireen haben das in Pforzheim getan und versichern: „Wir merken den wachsenden Bedarf.“ Das Projekt Ein-Dollar-Brille ist neben dem „fairen Optiker“ aus Winnenden platziert, nachhaltige Bekleidung übers ganze Gelände verteilt im Angebot. Auch Krankenkasse gehe nachhaltig, versichern zwei Anbieter.

Merino-Schafe leben auch in der Region

„Wie dumm müssen wir eigentlich sein, Kleidung aus australischer Merino-Wolle zu kaufen“, fragt sich Ingar Rubens von Albnah, Merino-Schafe lebten auch hier. „Doch kaum jemand weiß das.“ Lokal kaufen ist das Motto. In die Zukunft weisen will auch „Insekten auf den Speiseplan“. Das Experiment bestätigt: Ist wohl nicht zuletzt eine Kopfsache, denn man müsste nur das Etikett vergessen, um sich dann im Nachhinein zu wundern, dass die Leberwurst, die man eben probiert hat, „Grillen-Leberwurst“ war.

Den „Schalter umlegen“ wollen hier viele, auch beim eigenen Verbrauch. Nach zwei Stunden ist auch Andrea Leitgeb aus Reutlingen durch. Ihr Fazit: „Keine großen Überraschungen, wenn einem das Thema vertraut ist. Spannend ist es trotzdem, denn auf dem kleinen Areal ist doch eine große Vielfalt präsent mit vielen Anregungen.“