Der weiße Schwamm besteht aus der Luffa-Gurke, die ursprünglich in Asien wächst, aber auch in Deutschland angebaut werden kann. Foto: oh

Esslingerin gründet Start-up für kompostierbare Putzmittel. Auf einem Biohof im baden-württembergischen Dogern werden die speziellen Pflanzen angebaut.

Esslingen - Sie verwandeln eine Gurke in einen Schwamm. Leonie Eißele und Nicklas Heinzerling haben ihren Alltag umgestaltet, versucht in jedem Bereich nachhaltiger zu leben. Doch der konventionelle Schwamm aus Schaumstoff zum Putzen war ein Problem – schließlich sind solche Materialien nicht recycelbar und beim Ausspülen lösen sich Partikel, die als Mikroplastik das Wasser verunreinigen. „Wir haben dann nach einer Alternative gesucht“, sagt Leonie Eißele, die in Esslingen geboren ist und mit ihrem Freund Nicklas Heinzerling in Hamburg wohnt. Die beiden 29-Jährigen haben eine Lösung für das Putz-Problem gefunden: der Luffa-Schwamm. Dieser besteht aus einer so genannten Luffa-Gurke die zu den Kürbisgewächsen gehört und vorwiegend in Asien gepflanzt wird. Dort wird die Gurke als Gemüse in der heimischen Küche verwendet. Am ähnlichsten ist der Luffa-Gurke die Zucchini.

Diese bestimmte Gurkensorte wurde laut Eißele in Deutschland bislang lediglich im Hobbybereich angebaut, Luffaschwämme im Handel kamen aus dem Ausland. Es gab also einen Haken: „Das macht keinen Sinn, wenn man es von so weit her bestellt“, sagt Eißele. Daraufhin hat das Paar das Start-up „The Closest Loop“ gegründet. „Im Juli vergangenen Jahres ist die Idee entstanden, die Gurken hier in Deutschland größer anzubauen“, erinnert sich Leonie Eißele, die zu diesem Zeitpunkt im Master International Business mit dem Schwerpunkt Sustainability (auf Deutsch Nachhaltigkeit) studiert hat. Bevor die Zwei einen Bauern für ihr Projekt ins Boot geholt haben, hatten sie die Luffa-Gurke als Test zuhause angebaut. „Wir haben unterschiedliches Saatgut bestellt, es in Wasser eingeweicht, länger auf der Heizung liegen lassen und eingepflanzt“, sagt Leonie Eißele. „Wir wollten testen, was in Deutschland funktioniert.“ Das Saatgut kam aus umliegenden Ländern, zum Beispiel Österreich und Ungarn.

Kaltes Gewächshaus

Die beiden 29-jährigen Gründer haben sich dann auf die Suche nach Bauern, spezialisiert auf ökologischen Anbau, gemacht. Nach Internetrecherche und vielen Telefongesprächen haben sie einen passenden Hof in Süddeutschland gefunden. „Das war ein Volltreffer“, sagt Eißele über den jetzigen Anbaupartner. Die Pflanzensamen werden dort im unbeheizten, also „kalten Gewächshaus“ eingesetzt. Der Landwirt hat laut Eißele zudem viel Wissen zum Anbau, da er einige weitere exotische Gemüse- und Obstsorten, wie zum Beispiel Okra oder Ingwer, anbaut. Und er sei „auch sehr motiviert“.

Großen Produktionsaufwand haben die jungen Gründer mit dem Material nicht, zum Formen der Schwämme sind keine Maschinen nötig. Die Luffa-Gurke wachse wie eine Frucht heran. „Man lässt sie reif werden“, sagt Eißele. „Die Pflanze wird bräunlich, trocknet aus und die Schale blättert ab.“ Dann könne man das getrocknete Material zuschneiden. Eine weitere nachhaltige Eigenschaft hat die Luffa-Gurke: Das Saatgut für die nächste Ernte könne einfach aus den Schwämmen ausgeklopft werden.

Die beiden haben einige Zukunftspläne mit dem Schwamm. „Die Leute haben zum Beispiel angeregt, dass man die Luffa-Gurke auch als Duschschwamm nutzen kann“, erzählt Eißele. „Dafür haben wir das Material einfach größer ausgeschnitten und einen Aufhänger dran genäht.“ Einen Namen haben die runden, weißen Pflanzenprodukte auch schon: Der Putzschwamm heißt Le Gurque, der andere Duschgurque.

Crowdfunding-Kampagne

Das Startkapital für The Closest Loop haben Leonie Eißele und Nicklas Heinzerling aus ihren Ersparnissen finanziert. Zusätzlich gibt es eine Crowdfunding-Aktion über die Plattform Startnext. „Wir waren total erstaunt, dass wir innerhalb der ersten Wochen das erste Fundingziel von 7500 Euro erreicht haben“, sagt die 29-jährige Gründerin. „Dass das so gut ankam hat uns weggefegt.“ Irgendwann hätte sie in der Unterstützer-Liste nicht mehr nur die Namen von Freunden, Familie und Bekannten gesehen.

Leonie Eißele und ihr Freund arbeiten in Teilzeit für das gemeinsame Start-up. „Ich arbeite nebenher noch in der Klimaschutzberatung für ein Energieunternehmen“, sagt Eißele. „Mein Freund ist selbstständiger Werbefilm-Regisseur.“ Der Name des Start-ups hat Bedeutung. „Im Kontext heißt The Closest Loop ein geschlossener Kreislauf“, sagt Eißele. „Es ist eine Mischung aus zwei Dingen.“ Der erste Aspekt sei, dass die Schwämme aus der Luffa-Gurke kompostiert und damit recycelt werden können. „Sie sind auf der gleichen Ebene wiederverwertbar und werden der Natur wieder zurückgeführt. Also der geschlossene Kreislauf der Erde“, erklärt die 29-Jährige. Ein zweiter Aspekt, der in dem Namen stecke, sei, dass das Material für den Schwamm, also die Luffa-Pflanze regional angebaut werde. Dadurch gebe es keine weiten Transportwege.