Als Leiter der Musikschule in Renningen freut sich Christoph-Rin Dolge über die positive Entwicklung der Schülerzahlen. Foto: Simon Granville

Trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten ist die Nachfrage an der Renninger Musikschule ungebrochen. Schulleiter Christoph-Rin Dolge muss trotzdem die Gebühren erhöhen.

Dass die Musikschule in Renningen einen besonderen Stellenwert genießt, wird zu Beginn eines jeden Jahres deutlich. Denn während andernorts Neujahrsempfänge stattfinden, wird in der Rankbachstadt im Januar das traditionelle Neujahrskonzert veranstaltet. „Für mich war es faszinierend mit dem Blick von außen zu erleben, wie hervorragend die Musikschule in Renningen aufgestellt ist“, betont auch die seit Dezember des vergangenen Jahres amtierende Renninger Bürgermeisterin Melanie Hettmer.

Erstaunlich ist der enorme Zuwachs bei den Schülerzahlen in den vergangenen beiden Jahrzehnten. Erlernten im Jahr 2002 noch 743 Schülerinnen und Schüler ein Musikinstrument an der Renninger Musikschule, waren es im Jahr 2023 stolze 1750. Diese Entwicklung ist umso bemerkenswerter, da in diesem Zeitraum die Schülerzahlen an den allgemeinbildenden Schulen relativ stabil geblieben sind.

Wachstum durch Kooperationen

Ursächlich für den deutlichen Zuwachs sind vor allem die Kooperationsangebote im Schulzentrum und auch ins Leben gerufene Landesprogramme wie das musikalische Frühförderungsangebot für Kindergartenkinder „Singen-Bewegen-Spielen“ ab 2011. Ein Jahr später wurden die Blechblasinstrumente ins Programm der Musikschule aufgenommen. Einen weiteren Anstieg der Schülerzahlen ist durch die Aufnahme einer Tanzabteilung (Dance Area) im Jahr 2013 zu verzeichnen.

„Das Besondere in Renningen ist nicht, dass die Zahl der Schüler so stark gestiegen ist, das haben andere Musikschulen auch erlebt“, erklärt Christoph-Rin Dolge, Leiter der Renninger Musikschule. „Interessant ist viel mehr, dass wir trotz des Anstiegs bis dato mit ähnlich vielen Lehrerstellen ausgekommen sind.“ Während bis in die Nuller Jahre vornehmlich Einzelunterricht angeboten wurde, werden bei den Kooperationsangeboten teilweise bis zu 30 Schüler gleichzeitig von einem Lehrer unterrichtet.

Angespannte Personalsituation

Die Nachfrage an der Renninger Musikschule ist weiter ungebrochen. Obwohl der Tanzunterricht im vergangenen Jahr aufgrund der Elternzeit einer Lehrerin ausgefallen ist, lag der Anteil der Kinder und Jugendlichen in den Kindergärten und im Schulzentrum Renningen, die die Musikschule besuchen, im Jahr 2024 bei beeindruckenden 54 Prozent. Da seit Anfang des Jahres wieder getanzt wird, ist damit zu rechnen, dass die Quote im Jahr 2025 wieder über 60 Prozent betragen wird.

Das ist einerseits erfreulich, andererseits auch etwas besorgniserregend. Denn Christoph-Rin Dolge sagt: „Wir stoßen bei unserer Personalsituation mittlerweile an eine Grenze. Wenn es irgendwie geht, bräuchten wir noch eine weitere halbe Stelle, um nicht in die Situation zu kommen, dass wir Wartelisten einführen müssen.“ Denn Kindern, die sich im Einstiegsalter von sechs Jahren auf dem Höhepunkt ihres neuralen Fensters befinden, den Zugang zu einem Instrumentalunterricht mit ausgebildeten Lehrkräften zu ermöglichen, bleibt das große Anliegen der Musikschule.

Gebührenerhöhung geplant

Daher wird man auch um eine Erhöhung der Gebühren nicht herumkommen. Denn der Gemeinderat hat in Renningen im Jahr 2013 das Ziel formuliert, dass die Musikschule einen Kostendeckungsgrad von etwa 60 Prozent anstreben soll. Derzeit beträgt er etwa 54 Prozent. Ein Personalkostenzuschuss vom Land finanziert 12,5 Prozent der Ausgaben, bis zu 30 Prozent bezahlt die Stadt. Die Gebührenerhöhung soll moderat ausfallen, damit Kinder aus einkommensschwächeren Elternhäusern weiterhin ein Musikinstrument erlernen können. Das funktioniert bislang sehr gut. „Sicher gibt es bei uns den ein oder anderen Ingenieur mehr als in anderen Städten“, betont Dolge. „Aber vor allem eint die Familien, die ihren Kindern das Erlernen eines Musikinstruments ermöglichen, dass sie es sich nicht nur leisten können, sondern vor allem leisten wollen.“ Ein existierender Sozialfond wird bislang kaum in Anspruch genommen.

Auch bei einer Verschärfung der wirtschaftlichen Lage rechnet Dolge nicht damit, dass die Nachfrage an der Musikschule nachlassen könnte. „Musik ist ein fester Bestandteil in unserem Stadtleben“, betont er. Auch die Gemeinderäte in Renningen verstehen die Musikschule ein wichtiges Bildungsangebot ist. „Sie sehen die Unterstützung als Investition und nicht als zusätzliche Belastung“, führt der 55-jährige Schulleiter aus. „Sie wissen, dass die Kinder durch die Musik Schlüsselkompetenzen erlernen und die Musik von einem Freizeitangebot nicht nur zu einem Kultur-, sondern einem Bildungsangebot geworden ist.“

Eine Kostprobe hiervon bietet das Konzert der Begabtenklasse, das am Dienstag, den 27. Mai um 19 Uhr in der Aula des Schulzentrums Renningen stattfindet.