Auswertung von PCR-Tests im Labor: Die Laborkapazitäten sind begrenzt – auch wegen des Fachkräftemangels. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Omikron-Variante breitet sich in Deutschland aus, die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen steigt an. Wozu kann es führen, wenn der Bedarf an PCR-Tests weiter steigt und die Labore ans Limit kommen? Und warum sind die Kapazitäten überhaupt begrenzt?

Stuttgart - Die Labore für PCR-Tests auf das Coronavirus warnen vor einer Überlastung der Testkapazitäten in Deutschland. „Die Labore sind deutschlandweit jetzt schon voll ausgelastet“, sagte Andreas Bobrowski vom Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL). Angesichts steigender Infektionszahlen durch die Omikron-Variante des Coronavirus befürchtet er ebenso wie der Verband der akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) eine Zunahme auch des Bedarfs an PCR-Tests. Eine Überlastung der Labore allerdings würde längere Wartezeiten für die Ergebnisse bedeuten – was wiederum ein „Freitesten“ nach verkürzter Quarantäne erschweren würde. „Mit einem gewissen Probenrückstau ist zu rechnen“, teilt ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums mit.

„Eine Ergebnisübermittlung innerhalb von 24 Stunden können wir schon jetzt teilweise nicht mehr halten“, so Bobrowski. In den Laboren in Norddeutschland habe sich das Test-Aufkommen in den vergangenen Tagen bereits verdreifacht, auch in anderen Regionen drohe dies. Werden die Laborkapazitäten wegen steigender Infektions- und Testzahlen noch weiter ausgereizt, müsste bei der Test-Auswertung priorisiert werden. Tests aus Betrieben der kritischen Infrastruktur oder von vulnerablen Gruppen werden dann bevorzugt ausgewertet. „Es kann zurzeit nicht jeder einen PCR-Test machen, der das möchte – und es kann auch nicht jeder mit einem PCR-Test aus der Quarantäne freigetestet werden, der das möchte. Auch da braucht es dann eine Priorisierung.“

Laborkapazitäten in Baden-Württemberg noch nicht voll ausgeschöpft

Generell hängt die Nachfrage nach PCR-Tests eng mit den Infektionszahlen zusammen – und die nehmen derzeit bundesweit wieder zu. Am Freitagmorgen meldete das Robert-Koch-Institut für Deutschland 56 335 Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Zwar dürften die Zahlen wegen der Feiertage noch nicht ganz zuverlässig sein, doch ein Trend ist erkennbar. Bis Ende Januar, sagen Fachleute, könnte die Zahl der täglichen Neuinfektionen bei knapp 100 000 liegen, schlimmstenfalls sogar bei mehreren Hunderttausend. Frankreich hatte zuletzt mehr als 300 000 tägliche Neuinfektionen gemeldet.

„Wenn es so viele Fälle auch bei uns wären, wäre das nicht mehr zu leisten“, sagt Hendrik Borucki, Sprecher des Laborbetreibers Bioscientia, der auch in Baden-Württemberg mehrere große Labore betreibt. Laut Bundesgesundheitsministerium können wöchentlich bis zu 2,4 Millionen Tests ausgewertet werden. Bei etwa 30 Prozent positiver Tests – wie aktuell – hieße das, dass die Labore ab täglich rund 100 000 Neuinfektionen ihre Kapazitätsgrenze überschreiten.

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In Baden-Württemberg seien die Laborkapazitäten wegen gefallener Inzidenzen und weniger Testaufkommen zwischen den Jahren noch nicht voll ausgeschöpft, heißt es vom Landesgesundheitsministerium. Beim MVZ Labor Ravensburg rechnet man ab dem kommenden Montag mit einem Probeaufkommen, „das mindestens auf dem Niveau von vor Weihnachten liegt“, schreibt eine Sprecherin. Hier ist die „tägliche Kapazitätsgrenze bereits erreicht“ – wegen des hohen Probeaufkommens, des Anstiegs der Positivrate und der Variantentestung. Eine weitere Zunahme des Probeaufkommens, würde zu Verzögerungen in der Probenabarbeitung führen, heißt es.

Durch einen Fachkräftemangel in dem Bereich gibt es Grenzen

Die Bioscientia-Labore sind dagegen nach eigenen Angaben noch nicht am Limit, doch man stellt sich auf deutlich mehr Auswertungen ein. Wie von anderen Laborbetreibern auch heißt es hier, dass es an Material für die Bearbeitung der Proben aktuell nicht mangele. Knackpunkt sei das Personal: Es gebe einen Fachkräftemangel und fiele durch Quarantäne mehr Personal aus, wäre dies ein Problem: „Wir sind auch interessiert an der Verkürzung der Quarantänefristen“, so Borucki.

Auch beim Bundesgesundheitsministerium sieht man dieses Problem. Eine „nennenswerte Steigerung“ der Labor-Kapazitäten könne „nicht zuletzt aufgrund des auch in diesem Bereich zu erwartenden Personalmangels nicht erreicht werden“, sagt ein Sprecher. Das Ministerium prüfe derzeit Optionen. „Wichtig ist und bleibt die Steuerung der Bedarfe, in der Nationalen Teststrategie ist bereits eine Priorisierung der PCR-Testungen bei knappen Kapazitäten aufgeführt“, heißt es aus dem Ministerium weiter. Zudem könnten spezielle Schnelltestverfahren breiter zum Einsatz kommen. „Bei sehr hohen Fallzahlen wird man ggf. dazu übergehen müssen, eine Diagnose rein symptom- bzw. antigenschnelltest-basiert zu stellen, also auf eine PCR-Diagnostik bei bestimmten Personengruppen zu verzichten