Die Förster Kilian Knötzele (links) und Jürgen Baumann an einem Polter Buchenholz, der Schäden hat und sich für Brennholz eignet. Foto: Lederer

Die Nachfrage nach Brennholz ist immens. Wer meint, er könne sich im Wald noch schnell ein paar Stämme für den heimischen Ofen besorgen, ist auf dem Holzweg.

Die schlechte Nachricht vorneweg: „Wir sind ausverkauft“, sagt Förster Jürgen Baumann. „Brennholz gibt es aktuell keines mehr.“ Auch die Buchenstämme, die vor ihm im Waldstück in der Backnanger Bucht liegen, sind bereits für langjährige Kunden reserviert. „Wir wollen heute keine Werbung für den Brennholzverkauf machen“, stimmt Baumanns Kollege Kilian Knötzele mit ein. „Wir wollen Verständnis schaffen, dass wir nicht einfach mehr Holz einschlagen können, nur weil die Nachfrage entsprechend gestiegen ist – Holz ist ein endliches Gut, und wir wollen nachhaltig damit umgehen.“

Forsteinrichtung regelt Holzeinschlag

Wie viel Holz pro Jahr eingeschlagen werden soll und darf, wird in einer Art Fahrplan vorgeschrieben. „Bei der sogenannten Forsteinrichtung, die alle zehn Jahre stattfindet, werden die Bäume kontrolliert, erfasst und der Zuwachs gemessen“, erklärt Baumann. Diese Waldinventur beinhalte auch die Planung für die Pflege des Baumbestands, die Aufforstung und die Holzentnahme. Den Förstern wird dabei mitgeteilt, wie viele Festmeter Holz aus ihrem Revier entnommen werden sollen. „Wir schlagen nicht mehr Holz ein, als nachwächst – so zwischen 15 und 18 Festmeter pro Hektar“, sagt Baumann. Meist weniger, denn man müsse stets auch Schäden durch Käferbefall, Trockenheit und Stürme mit einberechnen.

Hamsterkäufe von Brennholzkunden sind da nicht eingerechnet. Und die gibt es derzeit mehr denn je. „Wir verzeichnen einen starken Zuwachs an Neukunden von mehr als einem Drittel, aber auch die Stammkunden wollen mehr kaufen, als in den Jahren zuvor“, sagt Knötzele. „Was wir an Holz haben, versuchen wir möglichst fair zu verteilen.“ Erst kämen die Stammkunden an die Reihe, sie erhalten gegebenenfalls weniger als die gewünschte Menge. Danach folgten Neukunden. Es gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst – und wer aus der Umgebung ist, hat bessere Chancen. Die ersten Bestellungen für die diesjährige Holzernte seien bereits im Dezember 2021 eingegangen.

Was manche Neueinsteiger in Sachen Brennholz aus dem Forst verkennen würden: Der Weg vom Baumstamm am Waldweg zum wärmenden heimischen Ofen ist weit. „Viele bedenken bei ihrer Bestellung nicht, dass sie das Brennholz erst anderthalb Jahre lagern müssen, ehe sie es nutzen können“, erklärt Baumann. „Frisches Holz ist zu feucht, es qualmt, und der Brennwert ist schlecht.“ Bei den frisch gefällten Buchen liege der Feuchtigkeitswert aufgrund des trockenen Sommers bei etwa 80 Prozent. Ideal seien jedoch etwa 15 Prozent. „Wer feuchtes Holz in den Ofen schiebt, heizt das Wasser im Scheit und nicht die Wohnung“, sagt der Backnanger Förster Baumann.

15 Raummeter Buchenholz ersetzen 2500 Liter Öl

Wenn man alles richtig macht, könnten 15 Raummeter gestapelte Buchenscheite 2500 Liter Heizöl ersetzen, sagt Baumann. Im Übrigen seien Eichen und Eschen ebenso geeignet wie Buchen. „Die Buchen sind deshalb so beliebt, weil die Rinde glatt ist und sich weniger Dreck sammelt als zum Beispiel bei der Eiche“, sagt Knötzele. „Bei der hat man beim Heizen mehr Wald im Wohnzimmer.“ Prinzipiell könne man auch Nadelholz im Ofen verfeuern. Das habe allerdings wegen seiner geringeren Dichte einen geringeren Brennwert als Hartholz. „Man muss also öfter einen Scheit nachlegen.“ In jedem Fall aber sollte Holz stets korrekt gestapelt, trocken und luftig gelagert werden. Sonst schimmelt und modert es oder bleibt schlicht zu feucht. Schon gar nicht dürfe es nach der Bestellung ewig im Wald liegen bleiben. Für Käufer gelten Abholfristen.

Die Ausrüstung fürs Holzmachen ist erheblich

„Vielen ist auch nicht klar, welche Infrastruktur sie benötigen, wenn sie bei uns Langholz bestellen.“ Neben der Motorsäge und dem obligatorischen Motorsägeführerschein brauche man auch die passende Schutzausrüstung wie Schnitthose, Stiefel und Helm und Brille. Fehlen noch Anhänger für den Transport und Platz zur korrekten Lagerung. „Und das Spalten der Scheite nicht zu vergessen“, ergänzt Knötzele. Der Platzbedarf sei erheblich, meint Baumann: „Mancher bestellt sich so viel Holz, dass er gar nicht weiß, wo er es lagern soll – da ist im Garten schnell kein Platz mehr für den Weber-Grill.“ Praktischer sei für viele der Anruf beim Holzhändler. Der liefere die getrockneten Scheite direkt vor die Haustür. Allerdings hätte sich auch hier die Nachfrage im Preis niedergeschlagen.

Die Förster haben bei der Vergabe des Holzes nicht nur die Privatkunden im Blick. „Wir müssen beispielsweise bei der Vergabe auch an die Zellstoffindustrie denken, diese Firmen sind angewiesen auf ihre gewohnten Liefermengen, sonst wandern sie vielleicht ab ins Ausland und verwenden Hölzer, die nicht unbedingt aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen.“ Ziel der Förster sei es generell, das Holz einer möglichst hochwertigen Verwendung zuzuführen, da stehe das Brennholz nicht an vorderster Stelle. Holz, das in einem Dachstuhl oder Möbelstück verbaut sei, binde CO2 über Jahrzehnte. „Das ist ideal und nachhaltig“, sagt Knötzele.

8500 Privatwaldbesitzer im Landkreis

Lindern könnte man die derzeit hohe Nachfrage an Holz, da sind sich beide Förster einig, wenn die rund 8500 Privatwaldbesitzer im Landkreis noch mehr ihrer Bäume in den Wirtschaftskreislauf einbrächten – das habe aus Sicht der Förster vor allem hohen waldpflegerischen Nutzen. Doch wegen geringer Erträge beim Holzverkauf hätten in den vergangenen Jahren weniger Besitzer Bäume fällen lassen, als es gewünscht und sinnvoll wäre. „Früher musste man für die Waldpflege eher Geld drauflegen, heute könnte man damit Geld verdienen“, sagt Baumann. In jedem Fall bieten die zuständigen Revierförster kostenlose Erstberatungen an, Folgeberatungen seien durch das Land gefördert und nicht teuer. „Wir machen erst eine Begehung des Waldstücks, legen dann mit dem Eigentümer fest, welche Bäume gefällt werden können“, sagt Baumann. Den Rest übernehmen Forstunternehmer, und die Eigentümer verdienen sogar dabei. „Es reicht ein Anruf beim Förster.“

Weniger Verständnis hat Baumann für Anrufer anderer Art: „Es gibt Leute, die bestellen bei uns Holz – und haben nicht mal einen Ofen!“

Masseinheiten beim Rohholz

Festmeter
Hierbei handelt es sich um ein Raummaß, das als ein Kubikmeter (1 m³) fester Holzmasse ohne Zwischenräume definiert ist. Das Volumen wird errechnet anhand von Länge und Durchmesser des Stammes.

Raummeter
Ein Raummeter – auch Ster genannt – entspricht einem Kubikmeter gestapeltem Holz inklusive Zwischenräumen als Würfel mit der Seitenlänge von je einem Meter. Das Holz ist ordentlich aufgeschichtet. Der Anteil von Holz beträgt 70 Prozent, der von Luft 30 Prozent.

Schüttraummeter
Bezeichnet einen Kubikmeter geschüttetes, ofenfertiges Brennholz inklusive der Zwischenräume. Hier liegt der Anteil von Holz bei 50 Prozent, der von Luft bei 50 Prozent.