Der Zehnkämpfer Leo Neugebauer wurde am Montagabend von Familie, Freunden, Weggefährten und Fans begeistert empfangen - und erhielt eine ganz besondere Auszeichnung.
„Wo ist der Leo?“, fragt ein kleines Mädchen am Montagabend seine Oma, als sie gemeinsam auf dem Rasenplatz der Sportvereinigung Stetten (SpVgg) stehen. Dort, wo der Zehnkämpfer vor fast 20 Jahren seine sportliche Karriere begann und nun feierlich in Empfang genommen werden soll. „Die Hauptperson kommt immer zum Schluss“, antwortet die Großmutter. Tatsächlich haben sich schon jede Menge Menschen versammelt und warten gespannt auf Leo Neugebauer. Denn einen Silbermedaillengewinner hautnah zu erleben, das gibt es nicht alle Tage.
Enge Bindung zum alten Verein
Es dauert nicht lange, da kommt der 24-Jährige über den Rasen gelaufen. Seine Silbermedaille um den Hals, ein breites Grinsen im Gesicht. „Leo the German“, singen die Fans und feiern ihren Olympiahelden. Denn Leo Neugebauer und die SpVgg, das ist eine Verbindung, die viele Jahre zurückreicht. Mit sechs Jahren begann er dort mit der Leichtathletik, davor spielte er bereits Fußball. Auch wenn der Zehnkämpfer mittlerweile in den USA studiert und lebt, ist die Nähe zu seiner Heimat an diesem Abend nicht zu übersehen.
„Vielen Dank für das Mitfiebern vor den Bildschirmen und beim Public Viewing“, bedankt sich Diana Neugebauer, die Mutter des Athleten, bei den Fans. Rund 40 von ihnen waren zur Unterstützung mit nach Paris gereist, gut erkennbar an ihren T-Shirts mit der Aufschrift „Leo the German“. Jetzt sind sie alle wieder in der Heimat, zuletzt auch Leo, der am Sonntagabend noch an der Abschlusszeremonie im Pariser Stade de France teilgenommen hatte.
Buntes Publikum sorgt für tolle Stimmung
Der Zehnkämpfer bedankt sich für den Empfang, mit dem er nicht gerechnet habe, und betont: „Danke für die Unterstützung, das spürt man im Wettkampf wirklich.“ Dankbar und stolz ist aber auch sein ehemaliger Heimatverein, der den Athleten an diesem Abend mit einer ganz besonderen Geste ehrt. Rolf Wurster, der Vorsitzende der Vereinsleitung der SpVgg, überreicht dem Leichtathleten ein Fußballtrikot und ernennt ihn zum Ehrenmitglied des Vereins. Es folgen weitere Sprechchöre, die den Silbermedaillengewinner feiern.
Das Publikum ist bunt gemischt. Viele Familien sind gekommen, um einen Blick auf den Sportler zu erhaschen. Aber auch ältere Semester sind zahlreich erschienen. Zeitweise scheint es, als sei ganz Stetten gekommen, um bei Würstchen und kühlen Getränken ihren Leichtathleten zu feiern.
Mit dabei sind auch Dorothea und Jochen Stoll, die frisch aus Paris zurückgekehrt sind. Sie gehören zum Fanclub, der Leo bei den Spielen live vor Ort angefeuert hat. „Unser Sohn Tobias hat lange mit Leo zusammen Zehnkampf gemacht“, erzählt Jochen Stoll. Die beiden stünden immer noch in Kontakt. „Manchmal hören wir Tobias mitten in der Nacht mit Leo telefonieren, weil der das mit der Zeitverschiebung öfter mal vergisst“, lacht Dorothea.
Für seine Bodenständigkeit und Verbundenheit mit der Heimat wird der Sportler an diesem Abend von vielen Seiten gelobt. Er nimmt sich viel Zeit für Fragen, Selfies und Autogramme. Auf die Frage nach seiner Zukunft gibt er sich ganz bescheiden: „Ich versuche einfach immer, das zu machen, was das Beste für mich ist.“ Umso schöner, dass er nach zwei anstrengenden Wochen in Paris als Erstes dorthin zurückkehrt, wo seine Karriere einst begann.