Ein Mann verzichtet zugunsten einer Frau – Robert Habeck hat eingeräumt, dass der Verzicht auf die Kanzlerkandidatur für ihn einer „persönlichen Niederlage“ gleichkam. Foto: dpa/Kay Nietfeld

Grünen-Chef Robert Habeck hatte die Nominierung Baerbocks als Kanzlerkandidatin in dem Interview als „persönliche Niederlage“ bezeichnet und eingeräumt, dass der Faktor Frau in einem ansonsten männlichen Wahlkampf, ein zentrales Kriterium gewesen sei. Eine Abkehr von der Gleichberechtigungs-Idee?

Stuttgart/Berlin - Nach den sehr persönlichen Aussagen, die Grünen-Chef Robert Habeck in der „Zeit“ über seinen Verzicht auf die Kanzlerkandidatur getätigt hat, bekommt er Rückendeckung aus den eigenen Reihen. „Auch Politiker haben das Recht öffentlich Emotionen zu zeigen“, sagte der Europa-Abgeordnete Reinhard Bütikofer unserer Zeitung. „Habeck hat aus seiner persönlichen Enttäuschung keinen Hehl gemacht“, sagte der Bundestagsabgeordnete Jürgen Trittin. Dass Habeck Annalena Baerbock als Kandidatin vorgestellt hat, „dazu braucht es Größe“, so Trittin weiter.

Eine Abkehr von der Gleichberechtigungs-Idee?

Habeck hatte die Nominierung Baerbocks als Kanzlerkandidatin in dem Interview als „persönliche Niederlage“ bezeichnet und bedauert, dass er nicht selbst die Chance erhalte, bei einem Wahlsieg seiner Partei als Kanzler der Republik dienen zu können. „Dass Annalena eine Frau ist in einem ansonsten männlichen Wahlkampf, war ein zentrales Kriterium“, sagte Habeck zur Entscheidungsfindung.

Seine Parteikollegen können darin keine Abkehr von den grünen Bestrebungen nach Gleichberechtigung erkennen. „Nein, warum?“, sagte Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer knapp. „Die Frage ist nicht, ob es einem leichter oder schwerer fällt, Platz zu machen, sondern die Frage ist, ob es Männer gibt, die Platz machen. Und das hat Robert gemacht“, sagte der Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour. Dass der Verzicht auf die Kandidatur Habeck nicht leicht gefallen sei, sei „erstens keine Überraschung und zweitens absolut menschlich.“

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Auch der Ex-Grüne Oswald Metzger springt Habeck bei. „So ein Unsinn! Dass bei der männlichen Wettbewerbssituation mit Armin Laschet und Olaf Scholz das Alleinstellungsmerkmal „Frau“ seine Vorstandskollegin Annalena Baerbock begünstigte, ist ein Faktum“, so Metzger. Er lese das Interview mit Habeck nicht als Absage an Gleichberechtigungsbestrebungen seiner Partei, sondern als „ehrliche und trotzdem loyale Zustandsbeschreibung seiner Gefühlslage“.