Die Polizei verdächtigt einen Iraner, eine 66-jährige Frau getötet zu haben. Sie hatte sich in der Flüchtlingsarbeit engagiert. Der Oberbürgermeister geht in einem Post auf die angespannte Stimmung in der Stadt im Kreis Esslingen ein.
Die Gewalttat an einer 66-Jährigen erschüttert die Bevölkerung von Nürtingen. Die Leiche der Frau war vor einer Woche aus dem Neckar geborgen worden. Die Polizei hat wenige Tage später einen 37-jährigen Tatverdächtigen in seinem Zimmer in einer Flüchtlingsunterkunft im nah gelegenen Ort Oberboihingen festgenommen. Die Sonderkommission Ufer kam dem Iraner durch Ermittlungen im persönlichen Umfeld der Frau auf die Spur. Beide sollen sich gekannt haben. Das Auto des Opfers, das zunächst nicht aufzufinden war, wurde zwischenzeitlich in Oberboihingen sichergestellt. Ob es im Tatablauf eine Rolle spielte, dazu macht die Polizei keine Angaben. Die Stimmung in der gut 41 400 Einwohner zählenden Großen Kreisstadt ist angespannt. Nürtingens Oberbürgermeister Johannes Fridrich richtet sich deshalb via Facebook mit mahnenden Worten an die Bürgerschaft: „Ich bitte alle, sich nicht an Spekulationen zu den Umständen der Tat zu beteiligen und die Ermittlungen der Polizei und Staatsanwaltschaft abzuwarten. Es geht dabei um den Respekt vor dem Opfer.“
Respekt vor dem Opfer angemahnt
Die Frau war laut Fridrich „eine sehr engagierte und kompetente Dozentin der Volkshochschule Nürtingen“. Seit vielen Jahren habe sie geflüchteten Menschen die deutsche Sprache beigebracht, „sich mit großem Einsatz auch außerhalb des Unterrichts ehrenamtlich engagiert und dabei vielen Menschen geholfen“. Dass sie gewaltsam aus dem Leben gerissen wurde, sei „eine schreckliche Tat, die uns fassungslos zurücklässt und uns nahe geht“, schreibt der Oberbürgermeister in seinem Post weiter. „Wir sind im höchsten Maße bestürzt, unsere Gedanken sind bei den Angehörigen und Freunden des Opfers.“
Fridrich: Spekulationen wenig hilfreich
Laut Fridrich würden derzeit „unzutreffende Mutmaßungen zu den Hintergründen der Tat“ durch die Stadt geistern. „Dies ist nicht hilfreich“, betont der Oberbürgermeister. „Es ist alles traurig und schrecklich genug. Auch gehässige Kommentare in den sozialen Medien und Lachsmilys im Zusammenhang mit dieser aufwühlenden Tat machen nichts besser und wären ganz sicher nicht im Sinne der Getöteten.“