Der Mittelteil der Pliensaubrücke soll ab 2026 erneuert werden. Foto: Roberto Bulgrin

Das Unglück von Dresden wirft ein Schlaglicht auf marode Infrastruktur in ganz Deutschland. Auch in Esslingen mit seinen rund 90 Brücken kennt man das Problem. An welchen Bauwerken sind Sanierungsarbeiten geplant?

Die Bilder von Dresden schockieren: Ein etwa 100 Meter langer Abschnitt der vielbefahrenen Carolabrücke liegt seit der Nacht auf Mittwoch in der Elbe. Das Nachgeben des Bauwerks wirft Fragen auf, die über Dresden hinaus bis nach Esslingen reichen. Drohen ähnliche Unglücke aufgrund von maroder Infrastruktur auch andernorts? Laut Zahlen des Bundes sind deutschlandweit rund 15 000 Brücken sanierungsbedürftig.

Experten gehen davon aus, dass jede sechste Brücke in kommunaler Trägerschaft dringend ersetzt werden muss. In Esslingen spielt das Thema eine besonders große Rolle. So ist die Stadt für rund 90 Brücken verantwortlich. „Dabei reicht die Spannbreite von großen Bauwerken wie der Adenauerbrücke oder der Mettinger Brücke bis hin zu kleinen Fußgängerbrücken über den Hainbach“, sagt Hans-Georg Sigel, Bürgermeister für Stadtentwicklung, Infrastruktur, Bauen und Umwelt. Eine Sonderprüfung aufgrund des Einsturzes der Carolabrücke ist in Esslingen nicht vorgesehen. „Die Stadt überprüft, unabhängig von diesem dramatischen Ereignis, auch in Zukunft regelmäßig alle Brücken im Stadtgebiet auf ihre Standsicherheit und Verkehrssicherheit.“ Bei einer dieser Routineuntersuchungen schlugen die Kontrolleure 2019 Alarm. Wegen starker Risse im Spannbeton sperrten sie die Pulverwiesenbrücke sofort. Inzwischen führt ein Neubau über den Hammerkanal.

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Die Gefahr der Rostbildung

Ein Problemfall ist unter anderem die in den 1960er Jahren erbaute Adenauerbrücke. Seit dem vergangenen Jahr stützt eine Stahlkrücke das marode Bauwerk. Als nächstes kommt in drei Bauabschnitten ein neues, 1,30 Meter hohes Geländer hinzu. Das kostet nach Angaben der Stadt rund 2,6 Millionen Euro. „Dank dieser Maßnahmen können wir die Adenauerbrücke voraussichtlich für weitere zehn bis 15 Jahre nutzen“, sagt Sigel, Bürgermeister für Stadtentwicklung, Infrastruktur, Bauen und Umwelt. In der Zwischenzeit will die Stadt klären, wie genau die größte Brücke Esslingens grundlegend erneuert werden soll.

Weiter fortgeschritten sind die Pläne für die Pliensaubrücke. Bei ihr ist der Mittelteil über dem Neckarkanal marode. Der Gemeinderat gab im vergangenen Jahr grünes Licht für einen Entwurf für einen Neubau des Abschnitts. Im Herbst 2026 sollen dann die Bauarbeiten beginnen. Außerdem erneuert die Stadt aktuell den Neckarsteg zwischen Mettingen und Brühl. Der Grund dafür: die dort fortschreitende Korrosion. Damit ist eine Rostbildung gemeint, die im schlimmsten Fall zum Einsturz führen kann. Auch bei dem Unglück von Dresden wird vermutet, dass Korrosion ein wesentlicher Faktor gewesen sein könnte.

Der Neubau der Mettinger Brücke ist inzwischen fertig gestellt. Foto: Roberto Bulgrin

Investitionen gefordert

Für den Neckarsteg dürfte das Thema bald erst einmal Geschichte sein. Die Stadt geht davon aus, dass er dank der Instandhaltung für weitere 60 bis 80 Jahre genutzt werden könne. Auch das Wasserhaus über dem Hammerkanal wird momentan ausgebessert. In die Sanierung von Wasserhaus und Neckarsteg werden rund 1,4 Millionen Euro investiert. Deutlich teurer war der Neubau der 2023 eingeweihten Mettinger Brücke mit 27,2 Millionen Euro. Insgesamt sind im Doppelhaushalt 2024/2025 gut acht Millionen Euro für Brücken eingeplant. Geht es nach dem Deutschen Städte- und Gemeindebund, kommen womöglich bald weitere Mittel dafür hinzu. Er fordert wegen des schlechten Zustands der Brücken in Deutschland eine „Investitionsoffensive Infrastruktur“.