Im Herbst läuteten Porsche-Chef Oliver Blume (re.) und Finanzchef Lutz Meschke den Börsengang ein, nun kommt Porsche in den Dax. Foto: dpa/Boris Roessler

Die Aufnahme von Porsche in den Dax hat nicht nur eine Signalwirkung, sondern für Aktionäre auch handfeste wirtschaftliche Bedeutung. Von diesem Montag an gehört nun auch Porsche zu den Top-40-Unternehmen an Deutschlands Börsen.

Mit der Aufnahme der Aktie der Porsche AG in den Deutschen Aktien-Index (Dax) hat sich die Zahl der Unternehmen aus der Region Stuttgart, die in diesem obersten Börsensegment vertreten sind, innerhalb von rund 15 Monaten vervierfacht. Bis September 2021 war die Daimler AG das einzige Unternehmen, das im obersten deutschen Börsensegment notiert ist; seither sind drei hinzugekommen: Zunächst die Holdinggesellschaft Porsche SE, im März dieses Jahres dann die einstige Daimler-Nutzfahrzeugsparte Daimler Truck. Und an diesem Montag steigt nun auch der Stuttgarter Autohersteller Porsche AG in den Dax auf. Somit ist nun jedes zehnte der 40 Dax-Unternehmen ein Autokonzern aus der Region Stuttgart.

Dax-Zugehörigkeit ist gut für Aktienkurs

Für die Anleger ist die Zugehörigkeit zum Dax schon deshalb von Vorteil, weil die Anbieter von Indexfonds, deren Zusammensetzung den Dax widerspiegelt, gezwungen sind, die Aktie zu kaufen, wenn sie in den Index kommt. Da die Volumina dieser Fonds aufgrund der geringen Gebühren für die Anleger stark gewachsen sind, hat die Zugehörigkeit zu einem Index heute eine größere finanzielle Bedeutung als früher.

Trotz der nun vier Dax-Konzerne ist die Region Stuttgart bei Weitem nicht der Wirtschaftsraum mit den meisten Unternehmen in diesem Segment. Die bundesweit höchste Dichte gibt es vielmehr im Raum München. Im Stadtgebiet sind die Dax-Konzerne Allianz, BMW, Siemens, Siemens Energy, MTU Aero Engines und Munich Re angesiedelt. Hinzu kommt mit Infineon ein Unternehmen aus dem Umland. Die Region Stuttgart ist, gemessen an ihrer Wirtschaftskraft, eher unterrepräsentiert, nicht zuletzt wegen ihrer mittelständisch geprägten Wirtschaft. Hinzukommt, dass ein Unternehmen wie Bosch, das ohne Weiteres in den Dax passen würde, gar nicht an der Börse notiert ist.

Unterschiede zum Börsengang von Daimler Truck

Bei den Gründen für die Börsengänge der Porsche AG und von Daimler Truck gibt es erhebliche Unterschiede. Während bei Porsche die Einnahmen in zweistelliger Milliardenhöhe eine entscheidende Rolle spielten, hat dieses Motiv bei Daimler Truck keine Bedeutung. Volkswagen nahm mit dem Börsengang und dem Verkauf eines riesigen Aktienpakets an die Muttergesellschaft Porsche SE insgesamt 19,5 Milliarden Euro ein, von denen zehn in die Transformation zur E-Mobilität investiert werden sollen. Die andere Hälfte wird ausgeschüttet.

Bei Daimler Truck dagegen bekamen die Daimler-Aktionäre zu jeweils zwei ihrer Papiere kostenlos eine Daimler-Truck-Aktie ins Depot dazugelegt. Der Börsengang kam erst danach zustande, als Daimler-Aktionäre mit Truck-Papieren handelten.

Bringt die Börse unternehmerische Freiheit?

Es gibt allerdings auch eine Reihe von Parallelen. Sowohl die Porsche AG als auch Daimler Truck warben im Vorfeld ihrer Börsengänge mit dem Argument für ihre Aktie, dass sie mehr unternehmerische Freiheit haben, wenn sie nicht mehr im bisherigen Ausmaß Teil eines großen Industriekomplexes sind. „Die Zeit von großen bürokratischen Konglomeraten ist vorbei“, sagt Daimler-Truck-Chef Martin Daum. Das Unternehmen stand stets im Schatten der Mercedes-Pkw-Sparte, die öffentlich meist viel mehr Beachtung fand als die einstige Lkw-Abteilung. Auch Porsche hob im Vorfeld des Börsengangs die größere Unabhängigkeit hervor; allerdings sind hier nach wie vor sämtliche Aktien, die ein Stimmrecht verbriefen, in festen Händen. 75 Prozent gehören weiter dem Volkswagen-Konzern, bei dem die Porsche SE und somit letztlich die Familienstämme Porsche und Piëch das Sagen haben; die anderen 25 Prozent gehören nun der Porsche SE direkt. An die übrigen Aktionäre gingen lediglich stimmrechtslose Vorzugsaktien.

Experte: Blaupause für den Industriestandort

Dennoch hatte die Transaktion, die nicht nur wirtschaftlich bedeutend ist, sondern sich auch auf eines der bekanntesten Unternehmen bezieht, eine große Signalwirkung. Nach Ansicht des Duisburger Automobilforschers Ferdinand Dudenhöffer könnte sie sogar zu einer „Blaupause für den Industriestandort Deutschland“ werden.