Billie hat sich von dem Unfall mittlerweile erholt. Foto: privat

Am Daimlerplatz in Stuttgart wird auf einem Zebrastreifen eine Hündin von einem Auto erfasst. Das Tier rast in Panik davon, wird erst zwei Tage später entdeckt.

Katzen haben sieben Leben, besagt ein Sprichwort. Die Hündin Billie hat offenbar zumindest zwei. Der drei Jahre alte Labrador-Mix wurde Ende Oktober am Cannstatter Daimlerplatz von einem Auto überfahren, verletzte sich aber nur leicht. „Ein Wunder“, sagt Marko Schumacher, Betreiber der Café-Bar Gottlieb.

„Nachdem ich Feierabend gemacht habe, drehten wir gegen 23 Uhr noch unsere übliche Runde auf dem Weg nach Hause.“ Weit kamen sie jedoch nicht. Bereits am ersten Zebrastreifen krachte es – und das, obwohl die Hündin auch ohne Leine gut folgt und am Straßenrand hält. „Erst auf Kommando geht’s weiter. Wir hatten die Fahrbahn jedoch schon betreten. Als ich den Wagen kommen sah und bemerkte, dass der Fahrer uns nicht wahrnimmt, bin ich ein Stück zur Seite gesprungen.“ Gleichzeitig habe er nach Billie gerufen. „Sie blieb aber vor Schreck stehen und starrte – wie bei vielen Tieren üblich – in die Scheinwerfer. Sie wurde frontal erfasst und rutschte einmal komplett unter dem Fahrzeug durch“, so der 50-Jährige. Anschließend rannte der Hund in Panik in Richtung Wilhelmsplatz. „Das war’s, habe ich gedacht. Ich war mir sicher, dass ein Hund so einen Zusammenstoß nicht überleben kann und sie sich nur einen Platz zum Sterben sucht.“ Dementsprechend habe er seine Kinder am Tag darauf auf das Schlimmste vorbereitet.

Große Anteilnahme in sozialen Netzwerken

Parallel rief er in sozialen Netzwerken zur Suche auf, bat um Hinweise zum Aufenthaltsort des Labrador-Mischlings. „Die Anteilnahme und Unterstützung war groß“, sagt Schumacher. Unter anderem habe die Gruppe „Hund entlaufen Baden-Württemberg“ kostenlos ihre Hilfe angeboten. „Sie rückten sogar mit zwei Suchhunden an, die sich auf die Spur von Billie machten.“ Zunächst mit Erfolg: Sie haben die Fährte aufgenommen, sind direkt in Richtung Wilhelmsplatz und weiter zum Cannstatter Wasen gelaufen. „Dort mussten wir nach rund einer Stunde die Suche zwischen den Zelten, die zu diesem Zeitpunkt abgebaut wurden, abbrechen. Ansonsten wäre es für die Hunde zu anstrengend gewesen.“

Dass Billie nicht gefunden wurde, wertete Marko Schumacher als gutes Zeichen. Trotz des Misserfolgs keimte Hoffnung auf. „Wenn sie so weit gerannt ist, ist sie vielleicht nicht ganz so schwer verletzt.“ Gewissheit bekamen sie dann einen weiteren Tag später. „Die Polizei meldete sich bei mir und fragte, ob ich einen Hund vermisse“, sagt seine Ehefrau Elke. Eine Hundehalterin hatte Billie beim Gassigehen in der Frankfurter Straße im Cannstatter Stadtteil Altenburg entdeckt und mit Leckerlis angelockt. „Wir waren komplett aus dem Häuschen. Als Dankeschön haben wir sie und ihre Familie zum Essen in unser Café eingeladen.“

Aufatmen nach Untersuchung in Tierklinik

Noch größer war die Erleichterung, als dann die Ergebnisse aus der Tierklinik vorlagen. „Nach der Ultraschalluntersuchung und der Auswertung der Röntgenbilder war klar, dass die Hündin bis auf Abschürfungen und Prellungen nichts abbekommen hat. Sie hatte wohl Glück im Unglück, weil der Wagen relativ viel Bodenfreiheit hatte.“ Dem Fahrer, der angab, das Tier nicht gesehen zu haben, drohen keine weiteren Konsequenzen, Billie dagegen muss den Unfall wohl noch einige Zeit verdauen. „Man merkt, dass sie noch ein bisschen traumatisiert ist, das wird aber von Tag zu Tag besser“, sagt Marko Schumacher. Darüber hinaus gehe er nicht mehr so sorglos mit ihr Gassi. „Jetzt laufe ich nicht mehr ohne Leine.“