Doha – Hauptstadt des Scharia-Staates Katar. Foto: AP/Kamran Jebreili

Deutsche Nachrichtendienste befürchten, dass Islamisten die Bildungselite unterwandern. Das Emirat Katar soll das Netzwerk mit Millionen unterstützt haben – auch in Deutschland.

Stuttgart - Verfassungsschützer warnen vor dem wachsenden Einfluss der Muslimbrüder (MB) in Deutschland. Ziel der islamistischen Extremisten ist es, westliche Gesellschaften zu unterwandern und einen islamischen Gottesstaat zu errichten. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) stelle eine „kontinuierliche Ausbreitung der MB in Deutschland“ fest, sagte ein Sprecher unserer Zeitung. Man gehe derzeit von „mehr als 1000 MB-Anhängern“ aus. Eine „dreistellige Anzahl von Organisationen/Moscheen“ sei dem verdeckt operierenden Netzwerk zuzurechnen.

Einige Verfassungsschutzämter der Länder halten die Muslimbrüder sogar für gefährlicher als Terroristen. Im Verfassungsschutzbericht von Baden-Württemberg heißt es dazu, dass sie ihre Ziele nicht mit Gewalt, sondern mit einem „Marsch durch die Institutionen“ anstrebten. Das macht die Aktivitäten weniger leicht erkennbar.

CDU-Politikerin Akpinar: Auslandsfinanzierung unterbinden

Die Organisation setzt laut Bundesamt vor allem auf Eliten: „Als besonders problematisch erweist sich, dass die MB gezielt akademisch ausgebildete Personen akquiriert.“ Die Gefahr: Verdeckt agierende MB-Anhänger erschienen „in den Augen von Politikern, Verwaltung und Sozialpartnern wie zum Beispiel Kirchen oft als seriöse, vertrauenswürdige Gesprächspartner“.

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Die CDU-Integrationspolitikerin Birgül Akpinar fordert daher: „Statt mit Extremisten einen Dialog um jeden Preis zu suchen, sollte man ihnen lieber mit allen Mitteln des Rechtsstaats entgegentreten und ihre Finanzierung aus dem Ausland unterbinden.“ Die Islamismus-Expertin Sigrid Herrmann-Marschall warnt: „Menschen werden gegen die Gesellschaft eingenommen, sie sollen sich nicht integrieren, sondern die Mehrheitsgesellschaft verachten.“

Katar-Hilfswerk finanziert europaweit Moscheen

Laut dem bald auf Deutsch erscheinenden Buch „Qatar Papers“ von Christian Chesnot und Georges Malbrunot hat Katar über das Hilfswerk Qatar Charity europaweit rund 140 Moscheen und Islamzentren aus dem MB-Spektrum mit fast 72 Millionen Euro finanziert. Auch nach Deutschland floss demnach Geld. Dokumenten zufolge, die unserer Zeitung vorliegen, baten auch Moscheen aus Stuttgart und Ulm um Zuschüsse. Katars Botschafter in Berlin, Mohammed Jaham al-Kuwari, dementierte gegenüber unserer Zeitung jedoch jede Hilfe für Extremisten.