Quelle: Unbekannt

Als Stundent wollte Rainer Kellmayer Orchestermusiker werden. Das war er auch ein paar Jahre lang, doch dann schlug er einen anderen Weg ein und wurde Musikschullehrer. 30 Jahre lang war er Leiter der Musikschule Denkendorf, Ende August geht er in Ruhestand.

DenkendorfDrei Jahrzehnte lang hat Rainer Kellmayer die Denkendorfer Musikschule – anfangs noch Jugendmusikschule – geleitet. Nun geht er Ende August fast auf den Tag genau an seinem 64. Geburtstag in den Ruhestand. Als junger Musiker hatte er allerdings nicht im Sinn, einmal Leiter einer Musikschule zu sein: „Ich wollte Orchestermusiker werden.“ Seine Nachfolgerin wird Regina Emilsson-Soergel ab September.

„Mir war schon in der Schule klar, dass ich Musik studieren werde“, sagt der gebürtige Lörracher. Als Jugendlicher nahm er erfolgreich an Wettbewerben von „Jugend musiziert“ teil. Es folgten ein Studium der Fächer Querflöte und Dirigieren an der Musikhochschule Stuttgart, das er als diplomierter Musiklehrer abschloss. Anschließend absolvierte er noch ein Aufbaustudium an der Musikhochschule Karlsruhe. Nach dem Studium spielte Kellmayer zunächst am Ulmer Theater, danach acht Jahre bei den Stuttgarter Philharmonikern, bevor er als stellvertretender Schulleiter an die Musikschule Plochingen wechselte. Anfang 1989 übernahm er die Leitung der Denkendorfer Musikschule.

„Bieten von Barock bis Pop alles an“

Künstlerische, pädagogische und organisatorische Tätigkeiten verbinden zu können, reizte ihn an der Aufgabe. „Verwaltung macht mir Spaß, aber ich will nicht nur ‚Bürohengst‘ sein. Der Kontakt mit den Schülern und die Musik sind mir ebenso wichtig.“ So traf es sich gut, dass er die Hälfte seiner Arbeitszeit auf den Unterricht in Quer- und Blockflöte sowie die Leitung von Ensembles verwenden konnte. Die Musikschule bietet 16 kostenlose Ensembles an. „Gemeinsam zu musizieren ist der Sinn des Musikunterrichts. Hier wendet man an, was man gelernt hat. Außerdem kann man soziale Kompetenzen erwerben, indem man aufeinander hört und Rücksicht nimmt“, sagt Kellmayer.

In den vergangenen 30 Jahren hat die Musikschule große Veränderungen erlebt. Ein Meilenstein war der Bau des Musikschulhauses. Zuvor fand der Unterricht in verschiedenen Schulen und sogar im Keller der Sporthalle statt. Die Unterrichtsmaterialien wurden ebenfalls modernisiert und vor allem öffnete sich die Musikschule immer mehr moderner Musik wie Rock und Pop. „Wir bieten von Barock bis Pop heute alles an“, sagt Kellmayer.

Ihm ist wichtig, „dass die Musikschüler auch ihre Musik machen können, ohne die Klassiker zu vernachlässigen“. Das spiegelt sich im Instrumentenangebot wider. Viele elektronische Instrumente und Geräte sind dazugekommen. „Wir sind instrumental sehr gut aufgestellt.“ Das Erreichte will der scheidende Schulleiter nicht allein sich selbst auf die Fahnen schreiben. „Es ist das Verdienst vieler“, betont er. Bedauerlich sei, dass Kinder und Jugendliche heute in der Schule stark eingespannt seien und weniger Zeit hätten für Musik, Sport oder andere außerschulische Aktivitäten. „Das merkt man am Niveau“, sagt Kellmayer. Zudem biete sich den jungen Menschen eine Fülle anderer Beschäftigungsmöglichkeiten, meint der Musikpädagoge mit Blick auf elektronische Medien.

Neben der Leitung der Musikschule war Kellmayer 20 Jahre lang im Dirigentenkollegium des Schüler-Sinfonieorchesters Filder, er dirigierte das Kreisjugendblasorchester Esslingen, das Symphonische Orchester der Stadt Ostfildern und war zehn Jahre musikalischer Leiter der Stadtkapelle Esslingen. Im Blasmusikverband Baden-Württemberg ist er seit Jahren als Dozent in der Dirigentenausbildung aktiv und Juror bei Wettbewerben wie „Jugend musiziert“.

Weiterhin als Dirigent tätig

Im Ruhestand will Kellmayer weiter als Dirigent tätig sein. Außerdem wird er wie bisher Privatunterricht geben. Dass Schüler ihm zum Teil seit 40 Jahren die Treue halten, macht ihn stolz. Manche seiner ehemaligen Schüler sind Berufsmusiker geworden. „Das sind die Highlights für jeden Musiklehrer.“ Einige seiner aktuellen Musikschüler wollten auch weiterhin bei ihm Unterricht nehmen, freut er sich. Außerdem bleibt er Musikkritiker der Eßlinger Zeitung. „Ich bin sicher, dass es mir nicht langweilig wird.“ Zudem werden er und seine Frau mehr Zeit für Reisen haben: 50 Länder haben die beiden schon besucht. Als nächstes geht es nach Alaska.

Kellmayers Fazit fällt zum Abschied positiv aus: „Das Brennen für die Musik hat nie aufgehört. Unterrichten ist der Mittelpunkt meines beruflichen Lebens.“ Und er sagt auch, dass er Glück hatte, denn nicht jeder Musiker kann von seiner Kunst leben. „Ich hatte den Vorteil, immer in festen Anstellungen zu sein. Ich blicke auf ein erfülltes Berufsleben zurück.“