Im November 2013 feierte „Tarzan“ in Stuttgart Premiere – genau zehn Jahre später kehrt die Show zurück. Foto: dpa/Morris Mac Matzen

Mit 1064 Vorstellungen in fast drei Jahren zählt „Tarzan“ zu den erfolgreichsten Musicals in Stuttgart. Im Herbst 2023 löst die Disney-Show aus dem Urwald „Tanz der Vampire“ im Palladium-Theater ab.

„Uaaaaaahhhhh!“ Der Tarzanschrei kehrt nach Stuttgart zurück. Liebe, Lianen und atemberaubende Akrobatik: Als das im Jahr 2006 am Broadway uraufgeführte Dschungelmusical im Herbst 2013 Premiere im SI-Centrum feierte, war der rote Teppich grün und Komponist Phil Collins höchstpersönlich angereist. Wie schon bei der Show „Tanz der Vampire“, die noch ein knappes Jahr im Palladium-Theater gespielt wird und am 13. Oktober den 25. Geburtstag mit Stargast Bonnie Tyler feiert, setzt die Stage Entertainment erneut auf ein Erfolgsstück und wagt sich nicht an neue Produktionen für den Musicalmarkt im Südwesten. Der Marktführer mit Sitz in Hamburg hat am Dienstag bestätigt, dass „Tarzan“ im November 2023, also genau zehn Jahre nach dem „ersten Mal“, seine zweite Saison auf den Fildern startet.

Die Auditions für „Tarzan“ beginnen nun

Die erste Buchausgabe über den Sohn eines Lords bei den Affen erschien vor mehr als 100 Jahren. Die Geschichte hat die Fantasie von Generationen beflügelt. Die Farbenwucht der Kulissen und Kostüme kam in der ersten Spielzeit in Stuttgart sehr gut an.

Über den Köpfen des Publikums schweben artistische Affenmänner. Tollkühn schwingen sie im Saal hin und her. Sehr bald beweist Tarzan seiner Jane allein mit Körpersprache und Gesten, dass es für die große Liebe keiner Worte bedarf. Das Musical zielt aber nicht nur aufs Herz, es ist auch ein Plädoyer für die Familienbande, für Tiere, die „niemals so brutal sind wie der Mensch in seiner Habgier“, wie Janes Vater auf der Bühne feststellt.

Die Stage Entertainment startet nun in Kürze die Auditions für das Musicalcomeback. „Neben nationalen und internationalen Talenten sind auch Bewerbungen aus Baden-Württemberg willkommen“, sagt Ralf Schaedler, der seit 15 Jahren mit seinem Team für die Besetzung aller deutschen Produktionen von Stage Entertainment verantwortlich ist. Auch Kinderdarsteller, die in der Show eine wichtige Rolle spielen, werden wieder gesucht. Zuletzt ist „Tarzan“ in Deutschland an einem festen Standort von 2016 bis 2018 in Oberhausen aufgeführt worden. Daneben gab es Tourproduktionen.

Als Reverenz an die Schwaben haben die Musicalmacher in der ersten Spielzeit im SI-Centrum zwei landestypische Sätze in die klassische Story eingebaut. Wie spricht man in der Welt der Gorillas? „Heilix Blechle“ – und: „’s Äffle isch heut nit dahoim.“

Bei der Premiere vor neun Jahren war die schwäbische Travestielady Frl. Wommy Wonder als „Jane-Double“ erschienen, um „Tarzan in ernsthafte moralische Konflikte zu bringen“, wie sie sagte: „Männer, die sich von Liane zu Liane schwingen, um ihre Herzdame zu retten, haben schon per se mein Herz erobert.“ Der erste Dschungelkönig von Stuttgart war der aus Italien stammende Musicalsänger Gian Marco Schiaretti. Fünf Jahre lang war die Urwaldshow davor in Hamburg gespielt worden und ist laut Stage Entertainment „eine der teuersten Shows, die jemals in Stuttgart gespielt worden ist“.

Während der Musicalkonzern mit dem Broadway-Musical „Hamilton“ über US-Gründervater Alexander Hamilton in Hamburg etwa ganz Neues startet – deutsche Uraufführung ist am 6. Oktober –, werden in Stuttgart mit Vorliebe die Klassiker gespielt, die bewiesen haben, dass sie ein großes Publikum locken. Polanskis „Tanz der Vampire“ hat bereits die vierte Spielzeit in Stuttgart auf dem Buckel. Nach Marktumfragen ist die Nachfrage im Südwesten auch nach Disneys „Tarzan“ ungebrochen – dagegen hat „Miss Saigon“, das allerste Musical in Stuttgart, eher schlecht abgeschnitten. Auf „Aladdin“ folgt im Frühjahr „Tina!“, die Show über Tina Turner, die bereits in Hamburg lief.

Zum 25. Geburtstag der „Vampire“ reist die 71-jährige Sängerin Bonnie Tyler als Besucherin und als Fotomotiv für die Medien an, wird aber selbst nicht singen. Ihr „Total Eclipse of the Heart“ ist in veränderter Form, nämlich als „Totale Finsternis“, wichtiger Bestandteil des Grusicals. Zum Jubiläum kehren zwei Stars in der Rolle des Krolocks zurück: Kevin Tarte und Thomas Borchert.