Der Schauspieler Gerhard Polacek macht sich seinen eigenen Reim auf Franz Kafka. Foto: Roberto Bulgrin

Franz Kafka zählt zu den sonderbarsten deutschsprachigen Autoren – vielen bleiben seine Texte ein Rätsel. Gerhard Polacek und Marcus Fauser eröffnen in Esslingen einen eigenen Zugang.

Franz Kafka zählt zu den faszinierendsten und zugleich sonderbarsten Autoren deutscher Sprache. Und viele sind auch hundert Jahre nach seinem frühen Tod noch immer auf der Suche nach einer Deutung seiner Werke. Doch wer sich auf dieses Abenteuer einlässt, kann Kafka als „einen aufmerksamen Beobachter unserer bis heute unmittelbaren, unaufklärbaren, aber erlebbaren grotesken Wirklichkeit“ entdecken, wie es der Esslinger Literaturprofessor Harald Vogel einmal formuliert hat.

Den Esslinger Schauspieler Gerhard Polacek hat Kafka seit jeher fasziniert. Zusammen mit Marcus Fauser hat er nun unter dem Titel „Josef K. träumt von 25 weißen Würfeln“ eine intermediale Leseperformance kreiert, die am Freitag, 23. Mai, im Kunstdruck Central Theater am Esslinger Rossmarkt Premiere feiert und am Samstag, 24. Mai, gleich nochmal dort zu sehen ist. Die Vorstellungen beginnen jeweils um 20 Uhr.

Esslinger Central Theater wird zur Projektionsfläche

Gerhard Polacek liebt es, sich in die Gedankenwelten berühmter Autoren zu vertiefen. Foto: Roberto Bulgrin

25 weiße Würfel werden zu einer Wand aufgestapelt. Die Wand sieht aus, wie ein dreidimensionales Blatt Papier. Das Blatt ist weiß und unschuldig – wie eine leere Buchseite. Der Schauspieler selbst ist ebenfalls blütenweiß gekleidet. Videobilder und die Stimme, die Kafkas Texte transportiert, beginnen das Szenario zu beleben. Der ganze Raum wird zur Projektionsfläche, selbst der Akteur. Bilder entstehen und verschwinden, werden geschaffen und zerstört. Sie interagieren mit Kafkas Traumwelten. Assoziative Bilderwelten, die vom Videokünstler Marcus Fauser live manipuliert und projiziert werden, versuchen gemeinsam mit der Interpretation des Vorlesers, zur Seele des Textes vorzudringen. So entsteht ein Zusammenspiel von Hören und Sehen auf Augenhöhe – sozusagen die optische Vertonung eines Textes.

„Franz Kafka gelingt es, mit Hilfe seiner vielschichtigen, bildgewaltigen, rhythmischen Sprache die unterschiedlichsten Wirklichkeiten zu erschaffen“, weiß Gerhard Polacek. „Die Auseinandersetzung mit einigen seiner kürzeren Erzählungen dienten als Grundlage für unser intermediales Experiment.“ Und der Schauspieler verspricht „eine atemberaubende Reise ins Innere von Literatur“. Karten für beide Vorstellungen können per E-Mail unter kbb@schauspiel-kunstdruck.de reserviert sowie an der Abendkasse im Central gekauft werden.