Weite Teile Deutschlands leiden an einer Mückenplage. Daten zeigen nun erstmals, wie stark die Zahl der Stiche nach oben schießt.
Der Starkregen und das Hochwasser haben ideale Bedingungen für Stechmücken geschaffen. Er habe in 35 Jahren Tätigkeit „so ein Mückenjahr noch nie erlebt“, sagt Dirk Reichle von der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) am Oberrhein. Seit Mitte Mai seien zwei Hubschrauber im Einsatz, zudem Festangestellte. Zu Fuß seien weite Teile des betreuten Gebiets wegen Überflutung weiterhin nicht erreichbar.
Auch aus Bayern und vom Bodensee werden teils extreme Mengen an Mücken gemeldet. In Kressbronn (Bodenseekreis) prüft die Gemeindeverwaltung zentrale Maßnahmen gegen die Mückenplage am Seeufer – auch als Botschaft an die Touristen. Der Betreiber des bekannten Campingplatzes „Iriswiese“ hatte geklagt, dass viele nach ein oder zwei Tagen vor den Mücken fliehen. Am Starnberger See forderten Bürger die Verwaltung per Onlinepetition zu Gegenmaßnahmen auf.
„Bite-Index“ zeigt die Belastung
Dass es sich nicht nur um Anekdoten handelt, zeigt der „Bite-Index“ des von einem Karlsruher Startup entwickelten Smartphoneaufsatzes „Heat it“ zur Behandlung von Stichen. Die Nutzungsdaten zeigen einen starken Anstieg der Behandlungszahlen deutschlandweit. Der Höchstwert des Sommers 2023 – damals im August – ist bereits am Wochenende fast erreicht worden.
„Die erste große Welle von Mückenstichen konnten wir dieses Jahr bereits Anfang Mai beobachten. Das ist etwa vier Wochen früher als 2023“, sagt der Kamedi-Gründer Lukas Liedtke, „nach einigen ruhigen Wochen explodiert die Zahl der Stiche seit einer Woche förmlich“.
Die starke Belastung mit Stechmücken war infolge des feuchten Frühjahrs erwartet worden. Das saarländische Gesundheitsministerium hatte Ende Mai vor einer Mückenplage gewarnt. Die KABS begann Anfang März und damit früher als üblich mit der Bekämpfung. Sie erwartet für die kommenden Jahre eine zunehmende Mückenbelastung.