Bisher waren sie meist nur lästig. Inzwischen breiten sich Stechmücken in Deutschland immer weiter aus – und mit ihnen Krankheiten. Doch man kann sich schützen.
Sie sind klein, hungrig und gehören zum Sommer. Doch während Stechmücken bis vor einigen Jahren meist nur lästig waren, können sie uns inzwischen auch hierzulande gefährlich werden. Wie die europäische Gesundheitsbehörde ECDC kürzlich bekannt gab, starben im vergangenen Jahr in der Europäischen Union 92 Menschen allein am West-Nil-Fieber, das durch Mückenstiche übertragen wird. Zudem werden durch den Klimawandel immer mehr exotische Arten in Europa heimisch. Die Behörde ruft die Bürgerinnen und Bürger daher auf, sich zu schützen.
Wann ist Saison? In Deutschland gilt bisher der Zeitraum Juni bis Ende September als Stechmückensaison. Mit wegen des Klimawandels milder werdenden Temperaturen wird sich das aber verändern, sprich: bis in den Herbst ziehen. Überhaupt begünstigen wärmere Winter und höhere Sommertemperaturen die Überwinterung und Vermehrung von Mücken.
Wie viele Arten gibt es? Weltweit sind etwa 3700 Arten bekannt, in Europa 105 Arten, in Deutschland um 51. Am verbreitetsten ist hierzulande die Gemeine Stechmücke, die inzwischen auch das West-Nil-Virus übertragen kann, bei dem unter anderem Kopf- und Rückenschmerzen auftreten. Seit 2004 sind in Deutschland fünf exotische Arten entdeckt worden, die durch den stark gestiegenen Reise- und vor allem Warenverkehr eingeschleppt wurden: die Asiatische Tigermücke, die Japanische und die Koreanische Buschmücke, Culiseta longiareolata sowie Anopheles petragnani.
Was ist daran so gefährlich? Sorgen bereitet den Wissenschaftlern vor allem die Asiatische Tigermücke, die Trockenheit und Wärme liebt. Anders als die meisten heimischen Mücken ist sie auch tagsüber auf der Suche nach Blut und deshalb besonders lästig. Zudem kann sie ein hocheffizienter Überträger exotischer, potenziell tödlicher Erreger wie des Chikungunya-, Dengue- und Zika-Virus sein.
Stechmücken sind allerdings nicht von Natur aus befallen. „Sie müssen die Viren von infizierten Reiserückkehrern aufgenommen haben“, sagt Helge Kampen, Infektionsbiologie am Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald. Dies ist in Deutschland bisher noch nicht geschehen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin rechnet jedoch damit, dass in diesem Sommer erstmals hiesige Chikungunya-Infektionen, bei denen hohes Fieber zu den Symptomen zählt, auftreten werden – so wie es unter anderem bereits in Italien, im Süden Frankreichs und in Kroatien der Fall ist.
Wie sieht es beim West-Nil-Virus aus? Anders als etwa das Dengue-Virus, „scheint das West-Nil-Virus in Deutschland inzwischen zu überwintern“, teilt das RKI mit. Seit 2018, dem ersten Nachweis hierzulande, dehne es sich stetig aus. Bisher wurden vor allem Vögel und Pferde infiziert. Je heißer die Sommer, desto wahrscheinlicher werden aber auch Erkrankungen beim Menschen. „West-Nil-Fieber wird sich hierzulande weiter ausbreiten – und in den Spätsommern für Infektionen sorgen“, sagt der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg. Diese können tödlich enden. „Meist verlaufen Erkrankungen jedoch sehr mild, oft sogar unbemerkt.“
Wie bekämpft man die Mücken? Allen Stechmücken gemein ist, dass ihre Eier und Larven Wasser brauchen. Ist es feucht und warm, vermehren sie sich in Rekordzeit: Ein Weibchen kann bis zu 400 Eier legen. Ideal sind stehende Gewässer. Brutstätten wie Regentonnen sollte man daher grundsätzlich abdecken, Gießkannen und Vogeltränken regelmäßig leeren und Gartenteiche am besten mit Fischen oder mückenfressenden Pflanzen besiedeln.
Obwohl Mücken wichtig fürs Ökosystem sind, etwa als Nahrungsquelle für Vögel, werden sie in einigen Gebieten mit biologischem Insektizid bekämpft – etwa am Oberrhein, wenn die Population zu stark ansteigt.
Kann man sich schützen? Empfehlenswert ist unter anderem helle, lange Kleidung, die locker sitzt. Dunkles zieht Mücken an und durch Enganliegendes können sie besser stechen. Es ist weniger das Licht, das sie lockt. Mücken orientieren sich an Gerüchen. Besonders gern mögen sie Süßliches, Blumiges. Aber auch Schweiß und Kohlendioxid, das in verbrauchter Atemluft enthalten ist.
Düfte wie Zitrone, Zimt und Eukalyptus, etwa in Kerzen oder Öllampen, wirken zumindest teilweise abschreckend. Helfen kann auch Insektenspray – Verbraucherschützer empfehlen den Wirkstoff Icaridin. Im Haus bieten Netze im Fensterrahmen sowie Moskitonetze über dem Bett den besten Schutz.
Übrigens: Nur die Weibchen saugen Blut – sie brauchen es zur Bildung ihrer Eier.