Rennfahrer Smudo beim Selfi mit Bundesministerin Julia Klöckner. Foto: dpa/Thomas Frey

Das Four-Motors-Team des Sängers Smudo muss wie viele kleine Rennställe mühsam die Corona-Krise überbrücken. Mit Simulations-Rennen und viel Geduld.

Stuttgart - Smudo ist bereit. Er absolviert schon mal ein paar Übungsrunden am Heimsimulator: ohne Helm, aber mit cooler Sonnenbrille und lässiger schwarzer Schirmmütze. Er rast da gerade über die Nordschleife des Nürburgrings und nennt mit bebender Stimme die Streckenabschnitte, die er soeben unter die fiktiven Räder nimmt: „Hatzenbach … Fuchsröhre … Hohe Acht … erster Sprunghügel … zweiter Sprunghügel. Leute, das geht schneller – aber wir sehen uns!“

An diesem Wochenende nimmt der Sänger der Fantastischen Vier an einem virtuellen Langstreckenrennen teil. Mit von der Partie sind seine Kollegen vom Rennstall Four Motors, das der Reutlinger Teamchef und immer noch aktive Rennfahrer Tom von Löwis seit vielen Jahren am Leben hält. Weil es seine Leidenschaft ist. Und weil er mit weitgehend grünem Sprit und Biofaser-Leichtbauteilen eine Mission verfolgt, den Motorsport umweltverträglicher und nachhaltiger zu machen – so gut es eben geht. „Das nahezu emissionsfreie Fahren im Simracing, in das uns unser Partner Mahle brachte, entspricht sogar unserer grünen DNA“, sagt von Löwis über die Rennen am Computer mit einem Lächeln, „aber natürlich freut sich unsere Crew darauf, wieder am echten Nürburgring zu begeistern.“ Aber wann?

Grüne Ideen

Mit Smudo im Boot und seinen grünen Ideen generiert Tom von Löwis Sponsoren und hat zuletzt auch Porsche von seiner Mission überzeugt – die Four-Motors-Jungs fahren Sportwagen aus Zuffenhausen. Dieses etwas andere, aber charmante Team hätte wegen der Corona-Krise in finanzielle Schwierigkeiten geraten können so wie zahlreiche kleine Motorsport-Mannschaften quer durch alle Rennserien auch, aber so ist es nicht. „Wir haben Glück gehabt, dass unsere Partner vor und auch nach dem Shutdown absolut hinter uns gestanden haben und stehen“, sagt Tom von Löwis, „wenn das nicht der Fall gewesen wäre, wären wir jetzt platt.“

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Auch als Ende Dezember der Großsponsor den Stecker gezogen hatte, konnte von Löwis das kompensieren. Aber nur, weil er fleißig nach Geldgebern Ausschau hielt und erfolgreich war. Zwei neue Sponsoren, die belgische Firma Wolf Oil und das finnische Unternehmen Tecoil, konnten gewonnen werden.

Die Krise, sie erfasst derweil den Motorsport in seiner Gesamtheit. Die Formel 1 diskutiert mehr denn je über massive Etatkürzungen, um sich zu erneuern. In anderen Serien befinden sich nicht von Werken unterstütze Privatteams vor der Insolvenz. Audi nutzte indes die Corona-Krise, um mehr oder weniger elegant den Abschied aus der DTM zu verkünden – die Ingolstädter setzen voll auf die Karte Formel E. Dadurch steht die komplette Serie ab 2021 vor dem Aus, die nun plant, die Saison vom 10. bis zum 12. Juli am Norisring zu starten. Noch früher plant die amerikanische Nascar-Serie die Rückkehr. Ohne Publikum sollen zwischen 17. und 27. Mai vier Rennen ausgetragen werden – ausgerechnet in den USA. Die 24 Stunden von Le Mans sind dagegen erst am 19. September geplant. Ein Start ist für die kleinen Teams überlebensnotwendig, weil den Sponsoren nur fahrende Autos einen Gegenwert bringen – keine parkenden.

Laurents Hörr macht viel Sport

Im Kleinen ist der Gerlinger Rennfahrer Laurents Hörr schon froh, dass er sich finanziell um niemanden kümmern muss – nur um sich selbst. Seine Einsätze im Langstreckenpokal sind ausgefallen. „Ich warte einfach mal ab, wie es weitergeht, auf jeden Fall mache ich zurzeit so viel Sport wie noch nie in meinem Leben“, sagt Hörr, dem auch sein zweiter Geschäftszweig wegbricht. Er rüstet Kart-Teams mit Fahrzeugen aus und unterstützt sie mit seinem Knowhow. Im Moment geht aber auch in diesem Bereich gar nichts voran. „Alle Aktivitäten sind eingefroren“, sagt Laurents Hörr.

So fährt auch er Computerrennen, obwohl er weiß, dass sie herzlich wenig mit der Realität zu tun haben. Smudo denkt darüber anders. Nur weil er früher das Computerspiel „Grand Prix Legends“ rauf- und runterspielte, ist aus ihm ein Rennfahrer geworden. „Dass sich diesmal die Welt anders herum dreht, also der Realsport zum Sim kommt und ein Publikum findet, das lässt mich auch als Unterhaltungskünstler, der in Corona-Zeiten ja ein großes Publikums-Defizit hat, nicht kalt“, sagt der Sänger.

Und wann geht es richtig los? „Wir müssen alle anerkennen, dass die Lösung dieses globalen Problems derzeit absoluten Vorrang hat“, sagt Tom von Löwis. Kurz mal angedachte Pläne, dass es mit Langstreckenrennen Anfang Juni wieder weitergehen könnte, kommentiert der Four-Motors-Teamchef in aller Deutlichkeit: „Daran glaube ich aufgrund der Corona-Krise eher nicht.“ Nun will die Langstreckenserie VLN am neuen Termin am 27. Juni festhalten. Wenn es dabei bleibt, fährt Smudo bald wieder mit Helm.