Flächendeckend wird er in Deutschland bis auf weiteres wohl nicht erschallen: der Ruf des Muezzin. Foto: dpa

Sollen Muezzin-Rufe wie in Köln und anderen Städten Nordrhein-Westfalens auch am Neckar zur multireligiösen Normalität werden? Die Stadtdekane der christlichen Konfessionen sind skeptisch, die Muslime selbst schweigen.

Esslingen - Viel Wirbel um eine Angelegenheit, die so neu auch in deutschen Landen nicht ist: Mindestens seit den 80er-Jahren ertönt in nordrhein-westfälischen Städten mit relativ hohem muslimischem Bevölkerungsanteil regelmäßig der lautsprecherverstärkte Ruf des Muezzin. Inzwischen hört man ihn auch in einigen Städten außerhalb des Bundeslandes. Die Schlagzeile, die Stadt Köln erlaube künftig auf Antrag freitags Muezzin-Rufe, rauschte trotzdem kürzlich durch den Blätterwald und flutete die Social-Media-Kanäle. Mal ganz abgesehen davon, ob das Wort „erlauben“ im Rechtskontext der Religionsfreiheit das richtige ist: Ebenso merkwürdig wie die zwischen den Klippen der Empörung und den Felsen der Toleranz hochgeschwappte Erregung über das am 8. Oktober gestartete Kölner „Modellprojekt“ ist die Tatsache, dass bislang keine der 35 Moscheegemeinden der Stadt einen Muezzin-Ruf beantragt hat.