Brauchbare Spuren fanden die Ermittler im Mordfall Armani kaum. Foto: dpa/Patrick Seeger

In Freiburg wird ein achtjähriger Junge von einem Unbekannten ermordet. Die Polizei sucht nach dem Täter – ohne Erfolg. Nach sechs Jahren gehen noch immer Hinweise ein. Neue Beamte übernehmen den Fall.

Freiburg - Das Verbrechen, das damals Schlagzeilen machte, beschäftigt die Ermittler noch immer. Spuren und Hinweise werden überprüft, mögliche Zeugen befragt. Hin und wieder ergeben sich neue Erkenntnisse. Doch die entscheidende Spur, die den Fall löst, war bislang nicht darunter. Sechs Jahre nach dem Mord am acht Jahre alten Armani in Freiburg ist der Fall noch immer ein Rätsel. Die Fragen nach Täter und Motiv sind unbeantwortet. Aufgeben wollen die Ermittler nicht.

Es ist der sechste Jahrestag eines ungewöhnlichen Verbrechens: Vor sechs Jahren, am 21. Juli 2014, findet ein Spaziergänger in einem Bach in Freiburg, direkt neben einer Kleingartenanlage und nur 400 Meter vom Polizeipräsidium entfernt, ein totes Kind. Es ist die Leiche des achtjährigen Armani. Der Junge ist am Abend zuvor zuletzt lebend gesehen worden, auf einem Spielplatz in der Nähe seiner Wohnung, vier Kilometer vom späteren Fundort entfernt. Er spielte mit seinem Fußball. Bald steht fest: Armani wurde erwürgt.

Noch immer Hinweise aus der Bevölkerung

„Wenn ein Kind gewaltsam zu Tode kommt, ist das für Polizisten, die den Fall aufzuklären haben, eine besondere Belastung“, sagt der Kriminalbeamte Thomas Schönefeld. Er leitete die nach der Tat gebildete Sonderkommission und Ermittlungsgruppe „Bach“ und ist heute der Hauptsachbearbeiter in dem Fall. Die Ermittler sind in den sechs Jahren 2320 Spuren nachgegangen und haben mehrere Tausend Zeugen vernommen. Doch der Erfolg, die Festnahme des Täters, blieb ihnen versagt. Heute kümmern sich zwei Ermittler um den Fall.

„Teilweise werden damals vernommene Personen nochmals vernommen und es werden aktuelle neue Hinweise bearbeitet“, sagt Schönefeld: „Damals sichergestellte Spuren werden mit neuen Fragestellungen und auch mit neuen Methoden nochmals untersucht.“ Beteiligt daran sind Experten des Landeskriminalamtes (LKA) in Stuttgart. Dass der gewaltsame Tod eines Kindes unaufgeklärt bleibt, sei ungewöhnlich und für alle eine Belastung, sagt der Beamte.

Aus der Bevölkerung gehen noch nimmer Hinweise ein: „Teilweise aus dem Umfeld des Opfers, teilweise melden sich aber auch nach wie vor Zeugen, denen im Nachhinein etwas eingefallen ist, oder die eine neuerliche Beobachtung mit dem Fall Armani in Verbindung bringen“. erzählt Schönefeld. Die Beamten gingen diesen Hinweisen nach. Die beiden Sachbearbeiter der Kriminalpolizei in Freiburg seien auch Ansprechpartner für die Familie des Opfers und hielten diesen Kontakt aufrecht.

Kaum brauchbare Spuren

Mehr als 70 Polizisten arbeiten anfangs in einer Sonderkommission. Zweimal suchten sie in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY - ungelöst“ nach Hinweisen. Doch wesentliche Fragen sind bis heute unbeantwortet. „Wir wissen, wo Armani zuletzt lebend gesehen und wo seine Leiche gefunden wurde. Was dazwischen passiert ist, wissen wir nicht“, sagt Ermittler Schönefeld. Brauchbare Spuren fanden sich nur wenige. Und es gibt keine Zeugen, die etwas gesehen haben. Ob es sich um ein Sexualdelikt handelt, ist unklar.

„Es ist aufgrund der schwierigen Spurenlage nicht zwangsläufig zu erwarten, dass Kommissar Zufall einen DNA-Treffer aus der polizeilichen Analysedatei ausspuckt“, sagt die Freiburger Polizeisprecherin Laura Riske. Aber dennoch gebe es immer wieder neue Ansatzpunkte und somit die Hoffnung, den Mord irgendwann aufklären zu können. Zumal jetzige Beamte, die damals nicht bei den Ermittlungen dabei waren, „mit ganz anderem Blick und auch anderen Ideen“ den Fall übernommen haben. Die Polizei sei daher „verhalten optimistisch“.

Untersucht werden auch immer wieder mögliche Parallelen zu anderen Fällen - wenn beispielsweise Kinder Opfer von Verbrechen oder vermisst werden. Doch auch hier: bislang Fehlanzeige.

Für Hinweise, die zur Ergreifung des oder der Täter führen, sind nach Angaben der Freiburger Staatsanwaltschaft 20 000 Euro Belohnung ausgesetzt. Diese Belohnung bleibt ohne zeitliches Limit bestehen, sagt eine Sprecherin der Behörde. Juristisch sei der Fall auf Dauer aktuell. Denn Mord verjähre nicht. Ein Mörder, wenn er gefasst werde, müsse jederzeit mit seiner Verurteilung rechnen. Bei Mord sei die Wahrscheinlichkeit, irgendwann verhaftet zu werden, hoch. Nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) beträgt die Aufklärungsquote bei Tötungsdelikten mehr als 90 Prozent.