Die 1. Stuttgarter Karnevalsgesellschaft 1897 feiert zum ersten Mal in Degerloch „die etwas andere Prunksitzung“ und begeistert 400 Gäste mit einer „spektakulären Show“ und bewährten Gästen wie den Guggenmusikern, dem Partygrafen und der Putzfrau Elfriede Schäufele.
Wozu braucht man einen Möbelwagen? Für einen Umzug, ist doch klar. Da war ein Ortswechsel für die 1. Stuttgarter Karnevalsgesellschaft Möbelwagen, die in einem solchen Gefährt vor 127 Jahren ihre Wiege hatte und es zum Namen erkor, kein Problem. Denn zum ersten Mal hat sie nach langer Tradition die Sängerhalle in Untertürkheim verlassen, nach Höherem gestrebt, rein topografisch gesehen, und dieses Mal zu ihrer Karnevalsshow in die Turn- und Versammlungshalle in Degerloch eingeladen. Und mit Vollgas am Samstag auch gleich die heiße Phase des Stuttgarter Narrentreibens eingeläutet.
Das Prinzenpaar wird bequem zu den Terminen chauffiert
Draußen vor der Tür steht ein weißer SUV mit weißblauem Signet und dem Bild des Stuttgarter Stadtprinzenpaares Sarah Maria I. & Jörg II. zu Stutengarten. Damit werden die Hoheiten zu ihren vielen Auftritten chauffiert. Einer davon galt einem Mehrgenerationenhaus. Ihren Einzug in Degerloch begleiten Ovationen. Dass die Prinzessin Geburtstag hat, wird erst später verraten. Es ist, wie versprochen, die „etwas andere Prunksitzung und spektakuläre Karnevalsshow“, auf der Bühne und im Saal. Weniger Prunk und mehr Party, moderiert von Präsident Thomas Klingenberg. Ausgelassen, locker, entspannt und fröhlich. Die Halle ist komplett ausverkauft. Die knapp 400 Gäste bringen schon so viel Feierlaune mit, dass sie sich wohl auch ohne die Luftballon-Deko prächtig amüsieren würden.
Wahre Fasnet-Fans sind bei allen Gastauftritten dabei
Weil es glücklich macht, wie Uta Wagner bekennt. Die bekannte Wirtin vom Ochsen in Uhlbach ist erst seit einem Jahr Mitglied beim Möbelwagen und holt nach, „was in meinem Leben zu kurz kam“. Dabei seien schon die Faschingsfeste ihrer Mutter legendär gewesen, und auch sie habe immer was mit der Fasnet zu tun gehabt. Aber erst jetzt ist sie mittendrin und genießt es. Genau wie Gabi und Susi – mehr verraten die Damen nicht – die zu den Stuttgarter Hutzelmännle gehören, keinen Gast-Auftritt in der Region versäumen und der Prunksitzung der Zigeunerinsel am 22. Februar in der Alten Reithalle entgegenfiebern: „Ich bin seit 36 Jahren bei der Zigeunerinsel, und es macht mir so viel Freude“, sagt Gabi strahlend.
Mitgenommen in die neue Fest-Location hat der Möbelwagen alles, was bewährt und unverzichtbar ist: Die Kindergarde, die Blaue Tanzgarde für Mädchen ab 15 Jahren, beide um Nachwuchs werbend. Die Ditzinger Guggenmusik „Los Titzos“, den Partygraf von Liebenstein und den Sänger Hannes Staffler mit Einheizer-Schlagern: „Mir haut’s gleich die Sicherung raus!“ Und selbstverständlich die Putzfrau Elfriede Schäufele, die sich mal wieder mit Diäten quält: „Bringt elles nix.“ Zum Trost überreicht ihr der Präsident den Künstlerorden vom Landesverband Württembergischer Karnevalsvereine (LKW) – anlässlich des 40-jährigen Bühnenjubiläums ihres Alter Egos Wommy Wonder alias Michael Panzer.
Glücklich ist auch das Präsidium: „Wir freuen uns über die große Resonanz“, sagt Zipperle. Die Halle in Degerloch sei eine gute Wahl gewesen, die Entscheidung für die Gourmet Company als Caterer ebenso. Jetzt steht der Umzug in des Wortes zweiter Bedeutung an: Der Fasnetumzug am Faschingsdienstag, 4. März, durch Stuttgart. Er ist Sache des Möbelwagens, seit am 3. März 1897, auch einem Faschingsdienstag, honorige Stuttgarter Herren feiernd in einem zweckentfremdeten Möbelwagen durch Stuttgart fuhren. Und den närrischen Frohsinn unaufhaltsam ins Rollen brachten.