Die Familie als empfindsame Schicksalsgemeinschaft zeigt sich auch in diesem Stammbaum aus Haaren. Foto: Landesmuseum Württemberg//Jonathan Leliveldt/Alexander Lohmann

Heute gibt es Fotos von jedem Familienmoment, im 19. Jahrhundert fertigten Familien Erinnerungsstücke aus ihren Haaren. Ein Blick in die Sammlung des Landesmuseums.

Die Erinnerung ist manchmal ein mühsames Geschäft: 500 Stunden hat Rosa Bauer aus Bernau/Oberlehen an ihrem Haarbild gearbeitet, „an Sonntagen, Nachmittags und Abends“, wie sie es 1907 auf der Rückseite vermerkt hat. Nun umgibt ein wildwüchsiges Blütendickicht das Jugendbildnis der Schwarzwälderin. Braun-goldene Blättchen, Ranken, Spiralen und Knospen, zu denen sie ihr ausgekämmtes Haar um feine Drähte gewunden, geformt hat. Fast scheint es, als führten die üppigen Blumen ein Eigenleben, als könnten sie – wären sie nicht hinter Glas – über die Frau und ihre Zeit hinauswachsen. „Bitte gut aufbewahren“, hat Rosa, über die sonst nichts bekannt ist, dazu geschrieben. Ein Wunsch, der sich erfüllte.