Fährt seit 45 Jahren Motorrad: Black Jack. Foto: Simon Granville

Wer Motorrad fährt, trägt Motorradkluft. Bei so manchem ist sie übersät mit zahlreichen Erinnerungsstücken, hinter denen immer ein Stück Lebensgeschichte steckt.

Eine mit Abzeichen bedeckte Lederkutte als stinknormales Kleidungsstück zu bezeichnen, wäre wohl fatal: Für die Mitglieder der Szene bedeuten sie Zugehörigkeit, zeugen oft von einer langen Geschichte auf zwei Rädern, sind ein angezogenes Tagebuch. Besonders vollgenähte Exemplare lassen sich auf dem Glemseck 101, einem der größten Motorradtreffen Europas, selbstredend besonders gut bestaunen – und wer nachfragt, bekommt oft wilde Geschichten zu hören.

Glemseck 101 – die Kutten symbolisieren auch Freundschaften

„Der hier“, sagt ein Besucher auf die Frage, welcher Patch denn besonders viel bedeute, und tippt auf seine Brust: „40 Jahre Motorclub Ries“ steht da geschrieben. Die Kumpels steigen ein, präsentieren stolz Erinnerungen an die Elefantentreffen am Nürburgring und im Bayrischen Wald. Motorradfahrer Hansi zeigt einen Aufnäher vom MC Nördlingen her, seine Kutte ist von oben bis unten voll mit den Patches. „Wir sagen damit, das wir ganze viele Motorradfreunde haben“, sagt er. Das Glemseck 101 ist sein 15. Treffen dieses Jahr, mindestens vier kommen noch dazu. Seinen Kumpel Jogi zieht er mit aufs Foto, den hat er im vergangenen Jahr auf stolzen 25 Treffen gesehen. „Das sind Motorradfreundschaften“, betont Hansi.

Hansi (links) und sein Kumpel Jogi treffen sich regelmäßig auf Motorradevents. Foto: Simon Granville

Neben Kutten auch Rockabilly und Hasenkostüme auf dem Glemseck 101

Auch der 60-jährige Black Jack hat zu jedem seiner Aufnäher einiges zu berichten, einige davon zieren schon seit Jahrzehnten die Lederweste. „Ich fahre, seit ich 16 Jahre alt bin“, berichtet er. Einige der Clubs, die per Aufnäher auf seiner Kleidung verewigt sind, gibt es schon nicht mehr. Mindestens sechs Millionen Kilometer hat er in seinem Leben schon auf dem Motorrad gemacht, rechnet er vor – unfallfrei. „Ich dachte immer, wenn mal was passiert, fahr ich nicht mehr“, erzählt Black Jack. Eingetreten ist dieser Fall bisher nicht. „Man muss nach seiner Maschine gucken“, warnt er. Auch sein Motorrad-Alias hat übrigens eine Geschichte: Den Spitznamen habe er sich verdient, als er einst eine ordentliche Portion Jack Daniel's geleert habe.

Und was trägt man sonst? Während die Streetbunnycrew in ihren rosafarbenen Hasenkostümen von der Partie sind, hat sich manch anderer bei der Kleiderwahl sichtlich von Rock’n’Roll und Rockabilly inspirieren lassen. Die Köpfe zieren Mutton Chops, Pompadour-Frisuren, und mit Bandanas hochgebundene Haare. Streifen und Karo-Muster – wie jenes der ikonischen Startflagge – sind ebenso häufig vertreten. Uwe und Susanne, die aus Ostdeutschland kommen, haben sich für ihren ersten Besuch beim Glemseck 101 in Hosenträger und Petticoat geschmissen. „Es ist toll, mal in eine andere Zeit zu schlüpfen“, sagt Susanne.