Gemeinsam statt einsam: Ein neues Angebot in Hemmingen will Menschen zusammenbringen. Wie war der erste Mittagstisch der evangelischen Kirchengemeinde?
Ein Paar Saitenwürste raus aus dem Topf nehmen und rauf auf die Teller laden, wo schon Kartoffel- und anderer Salat liegen, dann gehen die Teller ab zu den Gästen an die Tische: Die 14 Ehrenamtlichen haben bei der Premiere des Mittagstischs der evangelischen Kirchengemeinde in Hemmingen alle Hände voll zu tun. 66 Personen hatten sich angemeldet zum neuen Angebot im Ort – mit lediglich 50 Leuten wollte die Kirchengemeinde im September eigentlich starten. Es kam anders. Der Pfarrer Stefan Ziegler spricht also von einem „vollen Erfolg. Die Stimmung war toll“. Zum Nachtisch servierten die Helferinnen und Helfer Himbeertorte mit Sahne. Die finanzierte die Varnbüler-Stiftung.
Mit dem Mittagstisch, der künftig einmal im Monat ist, haben die Macherinnen und Macher die Zeichen der Zeit erkannt. Auch in anderen Kommunen funktioniert das Konzept des Mittagessens in Gesellschaft offenbar, das häufig von Kirchengemeinden, Nachbarschaftshilfen oder anderen Vereinen organisiert beziehungsweise getragen wird.
Der Mittagstisch in Hemmingen soll Generationen verbinden
Bei den Überlegungen für ein neues Angebot in Hemmingen haben beim Kirchengemeinderat verschiedene Aspekte eine Rolle gespielt: Was erfüllt die Bedürfnisse der Menschen? Was ist ein niederschwelliges Angebot, das im Idealfall auch noch den Einstig in die Kirche mit sich bringt, zumindest aber den Kontakt zu den Ehrenamtlichen? Was greift aktuelle Probleme auf und verbindet Generationen? „Immer mehr gerade ältere Menschen sind allein und einsam“, stellt der Pfarrer fest. Zugleich gebe es Familien mit weniger Kontakten. Anderen Familien falle es schwer, sich Zeit freizuschaufeln, um gemeinsam zu kochen und zu essen. Die traditionellen Maultaschenessen der Kirchengemeinde seien immer voll, sagt die Kirchenpflegerin Katja Hauck. „Es gibt im Jahr aber nur wenige solche Termine, bei denen man so zusammensitzt.“
Genug Helferinnen und Helfer hatten sich für den Mittagstisch rasch gefunden. Die Frauen und Männer tragen nicht nur das Essen zu den Tischen, sondern decken sie auch, kümmern sich um die Getränke, spülen. Binnen einer Viertelstunde seien alle Dienste belegt gewesen, nachdem die Info rausging, welche Arbeiten anstehen. Katja Hauck lacht. „Viele waren in Lauerstellung.“ Sie und Stefan Ziegler seien begeistert, dass so viele mithelfen wollen. In anderen Kirchengemeinden sehe das ganz anders aus. „Die Resonanz bestärkt uns darin, dass das Projekt richtig ist“, sagt der Pfarrer. Und keine Konkurrenz für die Gastrobetriebe im Ort. Dafür sei der Mittagstisch zu selten. Zudem würden sich vor allem Menschen anmelden, die sonst daheim essen.
„Jeder gibt, so viel er kann und will.“
Für das Essen wird ein laut Ziegler „erschwinglicher“ Richtpreis von zehn Euro pro Person erbeten. Allerdings auf Spendenbasis. „Jeder gibt, so viel er kann und will“, sagt Katja Hauck. Das Essen kommt von der örtlichen Metzgerei Bäuerle-Schäufelin, mit der die Kirchengemeinde nach eigener Aussage oft zusammenarbeitet. „Wir sind sehr froh, dass die Metzgerei für den Mittagstisch kocht“, sagt Stefan Ziegler. Dies selbst zu tun, sei für die Kirchengemeinde gar nicht zu stemmen – und ohnehin würden viele Menschen in Hemmingen das Angebot der Metzgerei kennen und schätzen.
Viele Jahre lang hatte in der Gemeinde der Krankenpflege-Förderverein in einer Gaststätte einen Mittagstisch angeboten. Mit der Corona-Pandemie erfolgte ein Betreiberwechsel – und seitdem gab es keinen Mittagstisch mehr. Bis jetzt.
Anmeldung zum zweiten Mittagstisch läuft
Der nächste Mittagstisch im großen Saal des evangelischen Gemeindehauses in Hemmingen findet am Mittwoch, 23. Oktober, von 12.30 bis 14 Uhr statt. Es gibt Penne Bolognese mit einem Salat. Eine Anmeldung ist bis zum 17. Oktober bei Katja Hauck möglich, per E-Mail an mittagstischhemmingen@gmx.de oder per Telefon unter 0 71 50/20 69 87.