Die erste Kostprobe muss noch warten. Aber der Ersatz schmeckte den Musikern auch. Quelle: Unbekannt

Beim Festakt zum 100-jährigen Jubiläum will der Musikverein Baltmannsweiler ein eigens für sie kreiertes Jubiläumsbier ausschenken. Beim der Lammbrauerei Hilsenbeck ließen sich die Musiker in die Geheimnisse der Braukunst einweisen.

BaltmannsweilerDie Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Musikvereins in Baltmannsweiler werfen ihre Schatten voraus. Am Festakt, der am 7. März im Kulturzentrum über die Bühne geht, wollen die Bläser ein eigens für sie kreiertes Jubiläumsbier ausschenken. Weil sich das nicht von selbst braut, waren einige Mitglieder in bieriger Mission unterwegs. Beim jahrelangen Partner, der Lammbrauerei Hilsenbeck, ließen sich die Musiker in die Geheimnisse der Braukunst einweisen und brauten ihr eigenes Festbier.

Dabei birgt das Bierbrauen gar keine großen Geheimnisse, da dieses in der Republik nach dem mehr als 500 Jahre alten Reinheitsgebot zu erfolgen hat. Braumeister Hans-Dieter Hilsenbeck verrät: „Es ist das weltweit älteste Lebensmittelgesetz.“ Herzog Wilhelm IV. hatte diese Vorschrift erlassen und damit die Zutaten für den köstlichen Saft erlassen: Bier muss in der Bundesrepublik Deutschland laut Gesetz auch heute noch ausschließlich aus Malz, Hopfen, Hefe und Wasser hergestellt werden. Mit diesem Wissen erlebten die Musiker aus der Schurwald-Region eine spannende Führung durch die Brauerei und lernten das Herstellungsverfahren des Bieres kennen.

Musste früher das Gerstenmalz noch mühsam unter Muskelkraft per Flaschenzug in das Lager auf dem Dachboden gehievt werden, kommen heute Lastwagen, die die Hauptzutat direkt in zwei Silos abfüllen. Seit 1728 gibt es die Brauerei in Gruibingen und seit Bestehen wurde am Grundprinzip des Bierbrauens kaum etwas verändert. „Die Einrichtung ist moderner geworden“, sagt Hans-Dieter Hilsenbeck. Dennoch gelangt das Gerstenmalz nach wie vor durch die Schrotmühle in die Maischepfanne und wird dort unter verschiedenen Temperaturen erhitzt. Der nachfolgende Läuterbottich trennt anschließend das Feste vom Flüssigen.

„Der Treber wird von Landwirten gerne als nahrhaftes Viehfutter verwendet“, erklärt Hilsenbeck die Nachhaltigkeit beim Bierbrauen. Die Flüssigkeit wird in die Würzpfanne geleitet, und dort kommt der Hopfen dazu. „Es ist das einzige Gewürz, das der Herzog den Bierbrauern zugestanden hat“, weiß der Braumeister. Hopfen ist eine Pflanzengattung der Hanfgewächse. Der sogenannte „Echte Hopfen“ ist die bekannteste Sorte und landet als Würzmittel im späteren Bier.

Nachdem nun alle Zutaten vereint sind, gibt es erst einmal eine Runde Wellness für den Gerstensaft: Im Whirlpool – eine Zentrifuge – wird der Feststoff von der Flüssigkeit getrennt und danach geht das Gebräu zum Abkühlen. Da die Hefe, die zum Gären benötigt wird, im weiteren Herstellprozess beigemengt wird, muss die erhitzte Flüssigkeit nun auf sechs bis sieben Grad abgekühlt werden. Dies geschieht im Gärkeller. Hans-Dieter Hilsenbeck: „Nach der Zugabe der Hefe sprechen wir zum ersten Mal von Bier.“

Der Braumeister ist stolz, dass die Zutaten fürs Bier alle aus der Umgebung stammen. „So bleibt die Wertschöpfung auch in der Region. Und sogar die Biersteuer ist eine Landessteuer, das Geld verbleibt also in Baden-Württemberg“, erklärt er den Gästen aus Baltmannsweiler. Das Wasser kommt zwar aus der eigenen Versorgung, muss aber vor der Verwendung noch in der eigenen Aufbereitungsanlage enthärtet werden.

Den typischen Biergeschmack bekommt der Gerstensaft im Lagertank, erläutert Hans-Dieter Hilsenbeck. „Bier ist und bleibt ein Naturprodukt. Die Kunst des Bierbrauers ist es, Qualität und Geschmack gleichbleibend auf hohem Niveau zu erhalten.“ Bevor das Bier in Flaschen und Fässer abgefüllt wird, geht es durch den Filter. „Wir haben uns dabei für ein geschlossenes System entschieden. Dieses ist später einfacher zu reinigen.“

Das Abfüllen des Gerstensafts erfolgt fast vollautomatisch. „Für ein 30-Liter-Fass benötigen wir 40 Sekunden. Dies geschieht unter Druck, damit die Schaumkrone erst später im frischgezapften Glas entsteht“, erklärt der Braumeister. Die Musiker waren von der Flaschenabfüllung beeindruckt. Zuvor waren die Flaschen durch die Waschmaschine geschickt worden. „Wir erhitzen alles, was mit dem Bier in Berührung kommt, auf über 80 Grad Celsius, damit keimfrei gearbeitet werden kann“, erklärt der Braumeister. Zigarettenstummel seien bei der Reinigung der Flaschen zur Wiederverwendung ein Ärgernis. „Diese kriegen wir aus den Flaschen nicht mehr heraus.“

Während die Musiker sich den Betrieb angeschaut haben, haben die 120 Liter des Festbieres in der kleinen Sudanlage „gearbeitet“. In Schwenkgläsern konnten die Gäste dann eine erste Verkostung des Gerstensaftes vornehmen. Christoph Hilsenbeck erklärte den Sudvorgang und ließ einige Bläser auch in der Maische rühren. Rund 120 Liter selbst gebrautes Festbier gibt es zur 100-Jahr-Feier. Für die Mitglieder des Musikvereins war die Reise in die Bierbrauerwelt ein spannendes Erlebnis, wie Finanzchef Herbert Schrag bestätigte. Da bleibt der Stolz beim Anstoßen mit dem Festbier nicht aus.