Mitarbeiter der Supermarktkette Real demonstrieren mit einem Aufkleber mit der Aufschrift "Ich bin kein Restposten bei real!" vor der Metro-Hauptversammlung. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa Foto: DPA - Rolf Vennenbernd/dpa

Zur Hauptversammlung der Metro demonstrieren Hunderte Beschäftigte der vor der Zerschlagung stehenden Supermarktkette Real. Vor den Aktionären verteidigt Metro-Chef Koch den geplanten Verkauf.

Düsseldorf (dpa) - «Wir wollen in sichere Hände» steht auf dem Plakat, dass ein Real-Mitarbeiter den Aktionären des Mutterkonzerns Metro entgegenhält, die zur Hauptversammlung des Handelsriesen eilen.

«Ich bin kein Restposten», steht auf der Jacke eines Kollegen. Hunderte Mitarbeiter der vor der Zerschlagung stehenden Supermarktkette sind am Morgen zum Congress Center Düsseldorf gekommen, um am Rande des Aktionärstreffens für die Absicherung ihrer Arbeitsplätze und ihrer Löhne zu demonstrieren.

«Wir wären froh, wenn wir wüssten, was mit uns passiert: Ob wir geschlossen werden oder ob wir weitergehen an jemanden. Diese Ungewissheit ist ganz schlimm. Da kriegen sie es an den Nerven», sagt eine Demonstrantin. Und einer ihrer Kollegen ergänzt: Das Problem sei, «dass man uns einfach links liegen lässt, als wären wir eine Ware, die im Regal irgendwo liegt. Wo man sagt, dieses Regal muss jetzt geräumt werden». Pfeifkonzerte schallen den Aktionären entgegen. Auch ein paar Böller fliegen. Die Stimmung ist gereizt.

Bis in die Versammlungshalle dringt von dem Lärm allerdings nichts. Dort verteidigt Metro-Chef Olaf Koch die Verkaufspläne. Real habe zuletzt den Gesamtkonzern in die roten Zahlen gezogen, sagt er vor den Aktionären. «Wir können dieses Geschäft nicht weiter tragen.»

Der Düsseldorfer Handelsriese will sich künftig ganz auf sein Großhandelsgeschäft konzentrieren und deshalb Real verkaufen. Koch bekräftigt auf der Hauptversammlung, das Unternehmen habe inzwischen eine «kommerzielle Einigung über den Verkauf» mit dem Finanzinvestor SCP erzielt. Die Eckpunkte seien ausverhandelt. Aktuell würden nur noch die letzten Details geklärt.

Nach dem Verkauf soll die Supermarktkette mit aktuell rund 34.000 Beschäftigen zerschlagen werden. Zwar wollen die Käufer einen Kern von 50 Real-Märkten für mindestens 24 Monate weiter betreiben. Der größte Teil der Filialen soll jedoch an andere Händler wie Edeka oder Kaufland gehen. Rund 30 Filialen sollen geschlossen werden.

Durch den Verkauf von Real erwartet die Metro Nettomittelzuflüsse von 300 Millionen Euro. Das sind 200 Millionen Euro weniger als noch vor wenigen Monaten erhofft. Doch hat sich das Geschäft der kränkelnden Tochter in den vergangenen Monaten auch nicht gut entwickelt.

Durch die Einnahmen aus dem Verkauf von Real und einer deutlich größere Summe aus dem Verkauf des China-Geschäfts rechnet die Metro in den nächsten Monaten mit Mittelzuflüssen von mehr als 1,5 Milliarden Euro. Damit werde die Metro «bilanziell auf so starken Füßen stehen wie lange nicht mehr», betonte Koch. Außerdem werde es den Spielraum des Unternehmens für Akquisitionen deutlich erhöhen.

Aktionärsvertreterin Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ist vom bisherigen Verhandlungsergebnis allerdings wenig beeindruckt. Der Verkaufsprozess bei Real sei «zäh wie Kaugummi» gewesen, klagt sie. Die Zitterpartie müsse endlich beendet werden. Die Entscheidung, die Supermarktkette zu verkaufen, sei richtig. Doch dürfe die Metro beim Kaufpreis keine zu großen Zugeständnisse machen. Schließlich seien allein die im Verkaufspaket enthaltenen Immobilien 900 Millionen Euro wert.

Die Aktionärsvertreterin zeigt auch Verständnis für die Demonstranten vor der Versammlungshalle. «Für uns ist die Zitterpartie vielleicht im Sommer vorbei, für die Mitarbeiter fängt sie dann erst an. Denn sie wissen noch nicht, wohin es geht.» Die Demonstranten sind da allerdings schon längst abgezogen. Die Sprechchöre «Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut» sind verhallt.