Der Polizist Rouven Laur hatte bei seinem Einsatz in Mannheim Ende Mai mit Tumulten gerechnet, wie eine seiner Schwestern in der SWR-Doku berichtet. Foto: privat

Der SWR hat eine Doku über den Messerangriff in Mannheim gesendet, bei dem der Polizist Rouven Laur gewaltsam getötet wurde. In dem Beitrag kommen auch Mutter und Schwestern des 29-Jährigen zu Wort.

Am Tag vor der schrecklichen Tat sitzt Familie Laur noch gemeinsam im Garten, zuhause in Neckarbischofsheim, einer Kleinstadt im Rhein-Neckar-Kreis. Es ist der 30. Mai, Fronleichnam, ein Feiertag. Rouven Laur, der Sohn der Familie und Polizist, unterhält sich mit seiner Schwester Fee Vogt über seinen Einsatz am nächsten Tag im rund 60 Kilometer entfernten Mannheim: Dort soll er zusammen mit seinen Polizeikollegen eine Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) auf dem Marktplatz sichern.

Rouven Laurs Schwester: „Wir waren in der Klinik die ganze Zeit alle bei ihm“

„Er hat sehr viel darüber erzählt“, erinnert sich seine Schwester in einer Doku, die am Donnerstagabend im SWR ausgestrahlt wird. Er müsse dort die Meinungsfreiheit verteidigen, auch wenn er die Position der Bewegung nicht teile. „Und er hat gesagt, dass sie mit Tumult rechnen, weil es eben sehr provokativ ist, so eine Kundgebung auf dem Marktplatz zu machen“, berichtet Fee Vogt. Dieser Polizeieinsatz hat ihren Bruder offenbar sehr beschäftigt, so wie die Schwester erzählt, wirkt es fast so, als hätte Rouven Laur eine böse Vorahnung gehabt.

Später verabschiedet sich der 29-Jährige von seiner Familie – richtet den Blick auf den Einsatz in Mannheim, den er am Ende mit seinem Leben bezahlt. Ein mutmaßlich islamistischer Täter stürmt die Veranstaltung mit einem Messer, sticht auf mehrere Menschen ein, darunter das BPE-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger. Rouven Laur greift ein, wird selbst attackiert und erliegt im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. „Wir waren in der Klinik die ganze Zeit alle bei ihm“, erzählt Fee Vogt in der SWR-Doku. Die Familie gibt sich gegenseitig Halt, begleitet Rouven Laur bis zum Schluss.

Rouven Laur hatte Arabisch-Buch auf dem Esstisch

Doch jetzt richten sie den Blick auch in die Zukunft, erwarten von der Politik Konsequenzen: „In Deutschland läuft was nicht richtig, es muss sich was ändern“, sagt Mutter Petra Laur in die Kamera. Ihr Sohn habe gesagt, im Grundgesetz stehe eigentlich alles drin für ein „gutes Miteinander“. Daran müssten sich alle halten, jeder habe die gleichen Rechte und Pflichten. „Asylsuchende, wenn sie hierher kommen, genauso“, sagt sie. Der Mann, der ihren Sohn auf dem Gewissen hat, ist ein vor zehn Jahren abgelehnter Asylbewerber aus Afghanistan. „Ich weiß nicht wo man ansetzen muss, vielleicht bei der Migrationspolitik“, sagt Petra Laur.

Ihrem Sohn ist es immer wichtig gewesen, Menschen zu integrieren. Und auch er selbst machte Schritte auf diejenigen zu, mit denen er im Dienst noch nicht auf Deutsch kommunizieren konnte: „Als wir in seine Wohnung reingekommen sind, war das erste, was wir gesehen haben, dass auf seinem Esstisch das aufgeschlagene Arabisch-Buch lag“, erzählt Rouven Laurs zweite Schwester Eve Laur. Sie hoffe, dass das Attentat auf ihren Bruder nicht in Vergessenheit gerät – und wenigstens Veränderungen anstößt: „Wir haben ja diese riesige Welle bemerkt, in den Medien, bei Social Media, überall. Aber es soll auch weitergehen, dass es nicht in vier Wochen wieder vergessen ist und man dann den Tod meines Bruders als sinnlos abstempelt.“ Das habe Rouven nicht verdient.

SWR-Mediathek

Messerangriff von Mannheim
Am 31. Mai sticht in Mannheim ein mutmaßlich islamistischer Attentäter mit einem Messer zunächst auf den Islamkritiker Michael Stürzenberger und dann auf den zu Hilfe eilenden Polizisten Rouven Laur ein. Der junge Polizist stirbt wenige Tage später an den Folgen der Tat. Der SWR-Film beleuchtet die Hintergründe der Tat und fragt, wie Polizisten, Gesellschaft, aber auch die Familie des getöteten Polizisten mit den Folgen umgehen.

Täter und Opfer
Der Autor Edgar Verheyen hat Hintergründe zum Attentäter, einem 25-jährigen Afghanen aus Heppenheim, recherchiert, und mit Experten über die Frage gesprochen, welche Gefahren von der gewaltbereiten islamistischen Szene ausgehen. Er hat in einer Polizeischule angehende Polizistinnen und Polizisten dabei begleitet, wie sie sich auf mögliche Angriffe wie die den von Mannheim vorbereiten. Und er hat die Familie von Rouven Laur getroffen. Der 45-Minuten-Beitrag ist in der SWR-Mediathek bzw. ARD-Mediathek verfügbar. (mic)