Rund 70 Unternehmen präsentieren sich am Wochenende bei der Messe „Haus Bau Energie“ im Sindelfinger Glaspalast. Der Veranstalter ist zufrieden, bei den Ausstellern ist das nicht immer der Fall. Deutlich wird, wie sehr sich der Markt gewandelt hat.
Die Nachfrage ist zurückhaltend, am Samstagmittag, die Veranstalter und Beschicker sind zufrieden, dennoch: Die Messe „Haus Bau Energie“ führt vor allem vor, wie dieser Markt sich verändert hat. Die Eigentümer sparen, entscheiden sich kaum für größere Investitionen.
Zum zweiten Mal findet die Veranstaltung nun im Glaspalast statt. Die Messe Sindelfingen veräußerte ihre Halle im Jahr 2022, besteht weiter als Unternehmen, das unter anderem die „Haus Bau Energie“ als Nachfolgerin der Messe „Haus und Energie“ ausrichtet. Die „Haus Bau Energie“ ist eine Messereihe mit Standorten auch in Friedrichshafen, Donaueschingen, Radolfzell, Fellbach und Künzelsau; Sindelfingen gehört zu ihren größeren Auftritten. Der Markt jedoch hat sich gewandelt. Steigende Zinsen und Kosten im Energiesektor schlagen sich nieder.
Eingesessene Firmen halten
„Wir schaffen es dennoch, ein interessiertes Publikum hierher zu bekommen“, sagt Angelika Krasniq, zuständig für das Marketing der Messe. „Natürlich kommen nicht die großen Massen, aber dafür sind wir auch nicht ausgelegt.“ Rund 70 Unternehmen sind am Wochenende zugegen. Bei der „Haus und Energie“ in der Messehalle waren es gut 100.
Einen Sanierungsboom gibt es eindeutig nicht – aber Photovoltaikanlagen und Fenster sind nach wie vor gefragt. Gerade bei Photovoltaikanlagen sieht Michaela Hohenstein, Projektleiterin der Messe, sogar deutlichen Zuwachs. „Sehr viele Firmen versuchen, bei diesem Thema aufzuspringen, aber jene, die schon länger mit dabei sind, sind es, die sich halten.“
Hausbesitzer, stellt Hohenstein fest, investieren längst nur noch das Notwendigste. „Früher sagten sie: Jetzt habe ich etwas Geld übrig, ich wechsle Fenster oder Heizung. Diese Zeiten sind vorbei. Unsere Besucherzahl war damals viermal so hoch. Die Masse ist heute nicht mehr da, aber die Qualität. Die Besucher, die kommen, wollen und müssen etwas tun.“
Sabine Kaltenbach ist für die Firma Duschking auf der Messe, arbeitet eng mit Partnerunternehmen der Region zusammen, unterstützt sie vor Ort. Die „Haus Bau Energie“, sagt sie, sei nach wie vor interessant für Anbieter im Sanitärbereich, obschon es im Bausektor einen deutlichen Konjunkturrückgang gebe. „Die Endkunden möchten eher ihren Bestand sanieren“, sagt sie. „Komplettbäder sind weniger gefragt.“
Iris Roller vertritt Kugel Saunabau aus Wildberg-Schönbronn. Während der Corona-Zeit, sagt sie, sei die Nachfrage im Saunabereich sehr stark gestiegen – viele Hausbesitzer hätten sich Saunen eingerichtet, da die öffentlichen Bäder nicht mehr zugänglich waren. „Damals hatten wir keine Kapazitäten frei und kamen deshalb auch nicht zur Messe. Nun wollen wir uns wieder einmal präsentieren.“
Zwischenbilanz: Das Interesse ist durchwachsen
Das Ergebnis – am Samstagmittag – nimmt sich ernüchternd aus: Wenige Interessenten suchten bis dahin das Gespräch. „Die Sauna steht nach der Erhöhung der Baupreise am Ende der Prioritätenliste“, sagt Iris Roller. „Und es gibt auch weniger junge Familien, die bauen wollen.“
Bedauerlich findet sie, dass die „Haus Bau Energie“ zurückhaltender beworben worden sei als zuvor noch die „Haus und Energie“: „Im Raum Calw und Nagold wurde überhaupt nicht plakatiert.“
Wolfgang Hornikel, Verkäufer für Streif, ein Unternehmen, das Fertighäuser anbietet, ist am Samstag kaum zufrieden mit dem Besucherstrom im Glaspalast, rechnet für den Sonntag aber mit weit größerem Andrang. „Als wir in der Messehalle waren, war der Traffic noch viel größer.“ Die Hauspreise stiegen, „die Leute haben jetzt noch eine echte Gelegenheit, ein Schnäppchen zu machen.“ Da Streif Fertighäuser in der Energieeffizienzklasse KfW 40 herstelle, könnten zudem Heizkosten eingespart werden.
Dichtsysteme kommen gut an
Auf welcher Weise sich die Energiepolitik des Bundes auf Photovoltaikanlagen auswirken wird – Nico Raffler von der Nufringer Firma WG Solar Concept will sich in dieser Hinsicht auf keine Prognose einlassen. „Wir wissen noch nicht, was nächstes Jahr tatsächlich passiert“, sagt er. Raffler führte am Samstagvormittag schon Kundengespräche.
Emil Rauschmeier, Verkaufsleiter bei Reich Fenstervisionen, ist indes nicht überwältigt, hofft auf den Sonntag. „Allgemein“, sagt er, „ist die Nachfrage geringer geworden. Das Messeverhalten hat sich im letzten halben Jahr sehr verändert.“
Ganz anders Jürgen Brandstetter, Geschäftsführer bei „dicht-o-fix“: Er zeigt sich ausgesprochen optimistisch. „Für uns ist die Situation nach wie vor gut“, sagt er. Das Böblinger Unternehmen bietet Dichtsysteme für Fenster und Türen. Brandstetter hat kurz zuvor einen Vortrag gehalten, der auf reges Interesse stieß. Lediglich im Bereich der Aluverkleidungen für Fenster bemerkt er einen Rückgang des Interesses. „Wir werden oft unterschätzt“, sagt er. „Wir haben in unserem Bereich so gut wie keine Konkurrenz.“