Bundeskanzlerin Angela Merkel. Foto: dpa - dpa

Stuttgart (dpa/lsw) - Für ihre Standhaftigkeit gegen Anfeindungen in der Flüchtlingspolitik hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Stuttgart einen Preis für Zivilcourage erhalten. Die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung ist nach dem früheren württembergischen Staatspräsidenten Eugen Bolz benannt. Die Nazis richteten den Widerstandskämpfer 1945 in Berlin hin. Sie sei es gar nicht gewöhnt, so viel Gutes über ihre Politik zu hören, sagte Merkel am Mittwoch im Neuen Schloss in Stuttgart. „Es ist ein bisschen komisch, weil man es gewöhnt ist, den ganzen Tag immer wieder so im Kampf zu verbringen“, sagte die CDU-Politikerin.

In ihrer Dankesrede mahnte Merkel Courage und Solidarität in Europa an, um sich den Herausforderungen zu stellen. „Europa ist nur so stark, wie wir es zusammenhalten können“, sagte sie. Zuvor hatte ihr Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) die Unterstützung in der Europa- und Flüchtlingspolitik zugesichert. Der Stuttgarter Regierungschef würdigte, dass Merkel in einer Extremsituation im Sommer 2015 Tausenden in Osteuropa gestrandeten Flüchtlingen aus einer menschenunwürdigen Lage geholfen habe. „Das war Ausdruck einer humanitären Haltung“, sagte Kretschmann. Dabei habe die Kanzlerin auch gegen größte Widerstände das Recht auf Asyl für politisch Verfolgte verteidigt. „Und Sie haben deutlich gemacht, dass Asylrecht als Grundrecht nicht quantitativ begrenzt werden kann“, sagte der Grünen-Politiker mit Blick auf Forderungen der CSU nach einer Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen.

In einer Mitteilung nach der Preisverleihung bezeichnete es der FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke als „Ignoranz“, den Kurs von Merkel als richtig zu erachten. „Mit der unkontrollierten Aufnahme Hunderttausender Menschen aus sicheren Drittstaaten ignorierte die Bundesregierung europäisches Recht und erschwerte eine Lösung der Flüchtlingskrise auf europäischer Ebene“, kritisierte er.