Ansgar Haag sieht die diktatorischen Verhältnisse an manchen Theatern kritisch. Foto: dpa/Martin Schutt

Der gebürtige Stuttgarter Ansgar Haag hat 16 Jahre lang das Theater in Meiningen geleitet und dort viel inszeniert. Nun tritt er ab. Eine Generationenfrage, wie er sagt.

Meiningen - Die Pandemie hat einen Strich durch die Pläne für die letzte Spielzeit am Meininger Staatstheater unter der Intendanz von Ansgar Haag gemacht. Ganz sang- und klanglos will das Theater aber auch in Pandemiezeiten seinen langjährigen Leiter nicht in den Ruhestand gehen lassen. „Zwar können wir den Intendanten nach 16 Jahren nicht so verabschieden, wie wir uns das wünschen“, sagte die Pressesprecherin des Theaters, Susann Winkel. Aber es sei ein Abschiedsbuch entstanden, das im Juni erscheinen und Erinnerungen von Wegbegleitern beinhalten soll.

Für Anfang Juni sei zudem eine Corona-konforme Schaumeile geplant: In Schaufenstern der Innenstadt werden dann etwa Kostüme und Requisiten aus den Inszenierungen Haags der vergangenen 16 Jahre gezeigt. Im Juli soll es eine Abschiedsgala geben. In welcher Form diese mit Blick auf die Infektionslage möglich sei, werde sich zeigen. Auch eine Aufzeichnung oder ein Stream seien denkbar.

Auch Tourismus spielt mit

„Nach 16 Jahren möchte man eigentlich nicht aufhören, aber es ist völlig richtig, dass es einen Intendantenwechsel gibt“, sagte Haag im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur. Das sei auch eine Generationenfrage. Die aktuelle Situation, in der auch sein Nachfolger Jens Neundorff von Enzberg schon im Haus unterwegs ist, beschrieb er als angenehm. „Es ist eine freundliche Übernahme.“

Haag hat bislang gut 140 Inszenierungen auf die Bühne gebracht: In Meinigen zählt er vor allem verschiedene Wagner-Inszenierungen zu seinen großen Erfolgen. Wagner und Meiningen, das habe Tradition. Ganz pragmatisch fügte Haag an: Der Komponist sei auch vom Tourismus gefragt.

Er sieht diktatorische Verhältnisse

Haags Pragmatismus zeigt sich auch an anderer Stelle: Immer wieder sei er mit der Frage konfrontiert worden, warum er denn Intendant sei, wenn er doch so gerne inszeniere, erzählte der 66-Jährige. „Ich verstehe mich schon als Regisseur, aber als freier Regisseur ist man bis auf Ausnahmen so schlecht gestellt, dass man nicht davon leben kann.“ Als Familienernährer habe er das Angebot der Intendanz in Meiningen also gerne angenommen und die Aufgaben schätzen gelernt und Spaß daran gefunden. Für das Haus hat er auch einiges erreicht, etwa die Kammerspiele als zusätzliche Spielstätte dazugewonnen.

Insgesamt sehe er das Modell der Intendanz, wie es sich in Deutschland in den vergangenen Jahren etabliert habe, aber sehr kritisch. Es führe teils zu diktatorischen Verhältnissen. „Nach Führungsqualitäten wird da selten gefragt“, so Haags Eindruck. Aus seiner Sicht sei für die Aufgabe Respekt für jeden einzelnen Mitarbeiter des Theaters nötig.

Hoffnung auf Öffnung

Dass ihn die Pandemie nun quasi um seine letzte Spielzeit als Intendant gebracht hat, mache ihn schon traurig. Zumindest einige Open-Air-Veranstaltungen im Sommer sollten in der laufenden Spielzeit aber noch möglich sein. Vage Hoffnung, das Theaterhaus für Publikum öffnen zu können, hegt Haag auch noch für den Juli. Und auch in der kommenden Spielzeit 2021/22 wird er dem Theater noch mit seiner „Lohengrin“-Inszenierung verbunden sein.

Weitere Pläne für die nähere Zukunft seien aber - wegen Corona - erst einmal geplatzt, erklärte der gebürtige Stuttgarter. Eine Puccini-Inszenierung, für die er ins brasilianische Sao Paolo kommen sollte, wurde verschoben. Auf die internationale Arbeit habe er sich schon besonders gefreut.