Die IHK und die Stadt Esslingen kooperieren, um die Migration von Fachkräften effizienter zu machen. Von links Oberbürgermeister Matthias Klopfer, Stephanie Gutbrod, Christoph Nold und Claus Paal. Foto:  

In vielen Branchen werden Fachkräfte händeringend gesucht. Bewerber aus dem außereuropäischen Ausland einzustellen, ist für Unternehmen aber oft langwierig. Hilfe kommt von der IHK, die jetzt auch mit dem Esslinger Ausländeramt kooperiert.

Ob in der Pflege, Kinderbetreuung, im IT-Bereich oder beim Handwerk – in vielen Branchen können Betriebe ihre offenen Stellen nicht mehr besetzen. Fachkräftemängel ist eine Herausforderung für die Wirtschaft und angesichts der demografischen Entwicklung dürfte sich das Problem weiter verschärfen. Viele Unternehmen suchen deshalb im Ausland nach Personal. „Doch um diese Fachkräfte gibt es einen weltweiten Wettbewerb“, sagt Christoph Nold, leitender Geschäftsführer der IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen. Dass die Verfahren hierzulande oft lange dauern, ist für deutsche Arbeitgeber ein Nachteil. Auch wenn der Arbeitsvertrag längst unterschrieben ist, könne ein ganzes Jahr bis zum Beschäftigungsbeginn vergehen, so Nold. Zäh ist es vor allem bei Bewerbern aus dem nichteuropäischen Ausland, woran auch das 2020 eingeführte beschleunigte Fachkräfteverfahren offenbar wenig geändert. „Einige gehen dann lieber in ein anderes Land“, schildert der IHK-Chef seine Erfahrung.

In Esslingen bekommen Unternehmen jetzt mehr Unterstützung, damit Beschäftigte aus Drittstaaten hier schneller arbeiten dürfen. Die IHK Region Stuttgart, die IHK-Bezirksammer Esslingen-Nürtingen und die Stadt Esslingen haben dazu eine Vereinbarung unterzeichnet, mit der das städtische Amt für Migration und Fachkräfteeinwanderung und die Mitgliedsbetriebe entlastet werden sollen. Beteiligt ist auch die Handwerkskammer. In rund 15 Kommunen und Landkreisen – darunter die Kreise Böblingen und Ludwigsburg sowie die Städte Weinstadt und Waiblingen – gibt es eine solche Zusammenarbeit bereits. Die erste Kooperation wurde vor einem Jahr mit der Landeshauptstadt Stuttgart geschlossen. Damals hat die IHK Region Stuttgart den Unternehmensservice Internationale Fachkräfte ins Leben gerufen.

Intensive Beratung schafft Wettbewerbsvorteil

Der neue Service beinhaltet Beratung zu den rechtlichen Möglichkeiten der Fachkräfteeinwanderung und zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse sowie die Unterstützung bei der Durchführung des beschleunigten Fachkräfteverfahrens und der Zusammenstellung der notwendigen Unterlagen. Die Bezirkskammer handelt hierbei für das Unternehmen und leitet die vollständigen Unterlagen an das Ausländeramt weiter. Das startet dann das Anerkennungsverfahren.

Ohne Fachkräfte aus dem Ausland läuft nichts

„Wir bereiten alles vor und prüfen vorab. Nur die hoheitlichen Aufgaben übernimmt die Ausländerbehörde“, sagt Claus Paal, der Präsident der IHK Region Stuttgart. Dass Behörden sich derart öffnen und Hilfe annehmen, sei keineswegs selbstverständlich, betont Paal. In Esslingen hat die IHK aber offene Türen eingerannt, demnächst soll auch noch mit dem Landkreis Esslingen eine Kooperation unterzeichnet werden. „Als Stadt mit 50 000 Arbeitsplätzen sind wir darauf angewiesen, dass die Zuwanderung von Fachkräften effizient und schnell organisiert ist. Nur mit Fachkräften aus dem Ausland können wir zum Beispiel unsere Pflegeheime und unsere Klinik sichern und auch in Zukunft gewährleisten, dass Industrie und Handwerk ausreichend Mitarbeitende finden“, sagt der Oberbürgermeister Matthias Klopfer. Auch Stephanie Gutbrod, Leiterin des Bürgerservice Einwanderung, begrüßt die Unterstützung. „Das ist innovativ und eine Entlastung“, sagt sie.

Mitspielen müssen aber auch die jeweiligen Unternehmen. „Sie sollten sich unbedingt vorher von uns beraten lassen“, appelliert Paal, das rechtliche Terrain der Fachkräftemigration sei kompliziert. „Schnell hat man den falschen Weg eingeschlagen, das kann viel Zeit kosten“, warnt er. Der IHK-Service besteht im Übrigen nicht nur darin, Fehler bei den Formalien zu vermeiden. Die Kammer versucht auch, politische Veränderungen anzustoßen. „Die Botschaften arbeiten oft zu langsam und das muss sich dringend ändern“, sagt Paal.