160 Polizistinnen und Polizisten sind im vergangenen Jahr im Einsatzgebiet des Präsidiums Ludwigsburg verletzt worden. Foto: picture alliance/dpa/Daniel Vogl

Die Kriminalstatistik für den Kreis zeigt, auf der Straße geht es rauer zu. Auch wenn der Bericht sonst wenig Erfreuliches ausweist, der Polizeipräsident beteuert: der Kreis ist sicher.

Die Zahl an Straf- und Gewalttaten im Kreis Ludwigsburg ist im vergangenen Jahr wieder gestiegen. Das Polizeipräsidium, das auch für den Kreis Böblingen zuständig ist, verzeichnete im Jahr 2022 insgesamt 37 242 Straftaten (davon 21 390 im Kreis Ludwigsburg). Das entspricht einem Plus von 6,7 Prozentpunkten. 2021 hatte die Statistik den niedrigsten Wert der vergangenen zehn Jahre ausgewiesen. Dabei spielte auch Corona eine bedeutende Rolle.

„Wir haben die Zeit der Einschränkungen durch die Pandemie überstanden. In vielen Bereichen erreichen die Fallzahlen daher nun auch wieder das Vor-Corona-Niveau. Das ist eine erklärbare Entwicklung“, so Polizeipräsident Thomas Wild. Während der Lockdowns hatte es schlicht weniger Gelegenheiten gegeben. Diebstähle waren seltener, weil Läden geschlossen und Menschen viel daheim waren. Dementsprechend sind die Zuwächse beim Ladendiebstahl (plus 36,5 Prozent) und den Wohnungseinbrüchen (plus 21,6) wenig verwunderlich.

Erstmals Zahlen zu Messerattacken

Ist das Leben in und um Ludwigsburg deshalb unsicherer, gar gefährlicher geworden? Zumindest sind Straftaten „sichtbarer“. Denn im öffentlich Raum (plus 9,5 Prozent) haben sie zugenommen. Was das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung angeht, vertritt Thomas Wild dennoch einen klaren Standpunkt: Die Bürger können unbesorgt sein. „Trotz des Anstiegs der Fallzahlen leben sie in zwei sicheren Landkreisen. Die Anzahl der Straftaten auf 100 000 Einwohner liegt nach wie vor auf dem zweitniedrigsten Stand im Zehn-Jahres-Vergleich und deutlich unter dem Landeswert“, so Wild.

Dennoch: auch die Zahl der sogenannten Rohheitsdelikte, beispielsweise Körperverletzungen, ist gestiegen. Im Kreis Ludwigsburg verzeichneten die Beamten insgesamt 4117 solcher Taten. Erstmals weist die Statistik dabei auch Zahlen zu Angriffen mit Messern aus: 110 solcher Fälle (plus 11 Prozent) registrierte die Polizei im Kreis. Mehrheitlich griffen Migranten oder Flüchtlinge zu den Stichwaffen (insgesamt 57 Prozent der Tatverdächtigen), vor allem aus der Türkei, Syrien und Rumänien. Allerdings machte diese Gruppe auch gut die Hälfte der Opfer aus. Betrachtet man alle Bereiche der Kriminalitätsstatistik, fällt auf: Nichtdeutsche begehen offenbar überproportional viele Straftaten. Während ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung der beiden Landkreis 18,8 Prozent beträgt, haben 41 Prozent aller Verdächtigen keinen deutschen Pass. Straftaten, die nur Migranten begehen können, weil sie das Ausländerrecht betreffen, fließen dabei nicht mit ein. Die Polizei betont aber auch, dass die Zunahme bei der Ausländerkriminalität vor allem auf den Bereich „Ladendiebstahl“ zurückzuführen sei.

Wo sind die Zahlen rückläufig?

Positive Entwicklungen bildet der Bericht auch ab – zumindest einige wenige. So sind im vergangenen Jahr die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung nach langer Zeit wieder zurückgegangen. Von 892 auf 782 Fälle (minus 12,3 Prozent). Vor allem ist das auf den Bereich pornografischer Schriften (minus 18,6 Prozent) zurückzuführen. Ein Wermutstropfen: „Trotz überwiegend sinkender Fallzahlen in den meisten Deliktsbereichen fallen im Landkreis Ludwigsburg die Bereiche sexuelle Übergriffe/Nötigungen mit einem Anstieg auf 32 Fälle (plus zwölf) ins Auge“, heißt es.

Zurückgegangen sind auch die Straftaten gegen das Leben (von 26 auf 23) sowie die Zahlen in den Bereichen Internetkriminalität (minus 16,3 Prozent) und Rauschgiftkriminalität (minus 3,8).

Die Polizei selbst beklagt seit Jahren Übergriffe auf Uniformierte. Dieser Trend hat sich nicht umgekehrt, im vergangenen Jahr gab es 396 Angriffe auf Polizisten (2021: 338). „ Es bedarf in solchen Fällen ein konsequentes Vorgehen von Polizei und Justiz, um ein klares Signal gegen Gewalt gegen Polizisten oder anderer Einsatz- und Rettungskräfte zu setzen“, so Wild.