Lautlos über das Wasser gleiten und dabei Yoga-Übungen machen – ungemein entspannend, finden die Anbieter von Stand-Up-Paddling-Yoga. Auch in Esslingen gibt es Kurse.
EsslingenEs ist der Wassersporttrend schlechthin in diesem Sommer: Stand-Up-Paddling, kurz SUP oder auf deutsch Stehpaddeln genannt. Dabei steht der Sportler aufrecht auf einer Art Surfbrett und paddelt mit einem Stechpaddel. In Esslingen sieht man begeisterte Wassersportler stehend den Neckar hinauf und hinab paddeln. Auch Ralf Weinberger, seit Kindertagen leidenschaftlicher Kanute, kann sich dem Reiz der neuen Sportart, die anders als Windsurfen oder Wellenreiten von Wind und Wellen unabhängig ist, nicht entziehen und dreht oft abends noch eine Runde auf dem Neckar-Altarm bei Oberesslingen: „Das lautlose Gleiten ist ungemein entspannend, und im Stand auf dem Board hat man eine andere Perspektive als im Sitzen, das hat etwas Majestätisches.“
Diese meditative Stimmung müsste sich, dachte Weinberger, doch auch für Yoga-Übungen eignen. Schnell konnte der Kanu-Verleiher die Esslinger Yoga-Lehrerin Bettina Raisch für seine Idee gewinnen, die in anderen Städten bereits Schule gemacht hat: In der Ferienzeit tauscht Bettina Raisch nun regelmäßig die Yoga-Matte gegen ein wackeliges Paddle-Board und bietet Yoga-Übungen für Körper, Geist und Seele auf Schwimmbrettern an. „Voraussetzung ist, dass man schwimmen kann, aber man braucht weder Erfahrung im Yoga noch im Stand-Up-Paddling, man kann einfach aufsteigen und sofort mitmachen“, ermuntert die Expertin Neugierige zum Yoga auf dem Wasser im Einklang mit der Natur.
Auf der Neckarinsel direkt unter der Adenauerbrücke packt Ralf Weinberger mit an: Die Paddling-Boards werden vollends aufgepumpt, die Finnen eingeschraubt, die Paddellängen individuell eingestellt. Der Kanu-Experte gibt Tipps zum sicheren Aufsteigen und zur Haltung auf dem schwankenden Brett: „Je breiter der Stand, je weiter die Füße oder Knie auseinander sind, umso stabiler ist die Position.“ Zur Fortbewegung empfiehlt er Anfängern, abwechselnd zwei Paddelschläge rechts und zwei links zu machen, um die unvermeidliche Zickzackbewegung auszugleichen. Eine Teilnehmerin ohne Vorerfahrung im Paddeln unkt: „Ich leg‘ mich am besten flach auf den Bauch, dann ist die Gefahr am geringsten, dass ich gleich ins Wasser falle.“ Ihre Bedenken sind völlig unnötig, schon nach wenigen Minuten meistert sie das Paddeln im Knien und das Navigieren bravourös.
Und los geht’s auf den rutschfest beschichteten schwimmenden Brettern, im Sitzen, im Knien oder – für die ganz Mutigen – im Stehen. Unter dem Holzsteg hindurch wird auf dem Inselneckar erst mal ein Stück Richtung Oberesslingen gepaddelt, bevor die Gruppe an einer besonders lauschigen Stelle unter überhängenden Weiden Halt macht. Die Boards werden im Kreis aneinander gebunden, die Paddel werden befestigt, damit man die Hände frei hat. Die Yoga-Stunde beginnt. „Besonders geeignet für Anfänger ohne SUP-Erfahrung sind Yoga-Übungen im Vierfüßlerstand wie der Hund oder die Katze, oder in Bauchlage wie die Kobra und die Heuschrecke“, erklärt Bettina Raisch. Auch Übungen in Rückenlage oder aus dem Langsitz heraus sind auf den schwimmenden Brettern gut zu meistern. Sehr schwierig sind hingegen Übungen auf einem Bein wie der Baum oder eine große Grätsche längs auf dem Brett: „Das wird schnell kippelig und ist für das Gleichgewicht sehr schwierig“, warnt die Yoga-Fachfrau.
„Yoga hat den Anspruch, dass man durch die körperliche Anspannung in die Entspannung kommt. Dann werden auch der Geist und die Gedanken ruhiger. Yoga entschleunigt und bringt innere und äußere Balance“, erklärt die erfahrene Yoga-Lehrerin nach etwa 40 Minuten Körper- und Atemübungen. Schweigend wird zur Anlegestelle zurückgepaddelt: „So hat jeder die Konzentration auf sich selbst, kann verarbeiten und genießen.“ Bettina Raisch, die an der Volkshochschule, in der Villa Nagel und im Mehrgenerationenhaus auf dem Zollberg unterrichtet, betont, dass die Übungen auf dem wackeligen Brett eine zusätzliche Herausforderung an Geschicklichkeit, Koordination und Körpergefühl darstellen: „Der Gleichgewichtssinn wird stark gefordert. Und weil ich auf dem Board ständig diese minimalen Ausgleichsbewegungen machen muss, wird die tief liegende Muskulatur, die man auf der Yoga-Matte nicht erreichen kann, dauerhaft angesprochen. Das ist gerade bei Rückenbeschwerden optimal“, lobt Raisch die zusätzlichen Effekte des Trainings auf dem Brett. Auf fünf Prozent „Restrisiko“ schätzt sie die Gefahr, beim SUP-Yoga doch mal ins Wasser zu fallen: „Aber an einem sommerlichen Tag ist das eine willkommene Abkühlung.“
Stand-Up-Paddling-Yoga gibt es in Esslingen während der Sommerferien je nach Wetterlage donnerstags und freitags um 18 Uhr, samstags und sonntags um 11 und um 13 Uhr. Infos unter www.esslingen-yoga.de, Anmeldung telefonisch unter 0172 - 8992439 oder per Mail an bettina_raisch@web.de. Infos zum Stand-Up-Paddling und Board-Verleih bei Ralf Weinberger unter www.kanuverleih-esslingen.de