Baustoffe wie Stahl, Holz oder Dämmung haben sich in den vergangenen Monaten massiv verteuert und sind teilweise schwer zu bekommen. Foto: dpa/Jens Büttner

Jedes zweite Wohnungsbauunternehmen im Land klagt über Verzögerungen wegen fehlender Materialien. Das hat massive Folgen für Kunden und Betriebe. Handwerk und Baubranche fordern einen Runden Tisch mit der Landesregierung.

Stuttgart - Die Knappheit an Baumaterialien macht Hausbauern im Land zu schaffen. Jedes zweite Wohnungsbauunternehmen berichtet laut dem Wohnungsbaureport der L-Bank, der unserer Zeitung exklusiv vorliegt, über Behinderungen und Verzögerungen wegen Materialengpässen. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Umfrage vor 20 Jahren, die das Ifo-Institut regelmäßig für die L-Bank durchführt. „Die aktuellen Lieferengpässe dürften im weiteren Jahresverlauf eine große Belastung für Bauherren darstellen“, sagte L-Bank-Chefin Edith Weymayr unserer Zeitung.

Denn die Knappheit bei den Materialien wirkt sich auch auf die Baupreise aus, die seit einigen Monaten anziehen. Sie sind den Firmen zufolge im zweiten Quartal noch einmal deutlich gestiegen und der Trend dürfte sich fortsetzen. Die Preiserwartungen der Wohnungsunternehmen für die kommenden Monate liegen in der Umfrage mit 83 Punkten auf dem höchsten Wert seit Beginn der Umfragen im Jahr 1991. Und im kommenden Quartal rechnet die Wohnungsbaubranche mit einem weiteren Anstieg der Aufträge.

Einzelne Materialien sind extrem knapp und verzeichnen enorme Preissprünge binnen kurzer Zeit. So ist der Preis für Konstruktionsvollholz zwischen Mai 2020 und Mai 2021 laut Statistischem Bundesamt um über 83 Prozent gestiegen. Bei Bauholz und Betonstahl waren es bis zu 45 Prozent. Auch Kunststoffprodukte legten deutlich zu.

Erst leiden die Betriebe, dann die Kunden

Derzeit müssen oft noch die Baufirmen den Preisanstieg abfedern, weil er in den Verträgen nicht vorgesehen war. Künftig dürfte das Kunden treffen. „Das wird das Wohnen weiter verteuern“, fürchtet Rolf Gaßmann, Landeschef des Mieterbunds.

In der Baubranche ergebe sich durch den Mangel „die absurde Situation, dass manche Betriebe trotz voller Auftragsbücher in die Kurzarbeit gehen müssen“, sagte Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft im Land, unserer Zeitung. Er fordert ebenso wie der Handwerkstag einen Runden Tisch mit der Landesregierung. Forstminister Peter Hauk (CDU) sieht erste Anzeichen einer Beruhigung auf dem Schnittholzmarkt. Statt eines allgemeinen Rohstoffgipfels setzt er auf spezifische Lösungsansätze, zu denen das Ministerium bereits eine Reihe von Abstimmungsgesprächen geführt habe.