Marvin Wanitzek (rechts) rechnet sich mit dem Karlsruher SC gegen den VfB Stuttgart was aus. Marvin Wanitzek war von 2013 bis 2017 beim VfB. Foto: Baumann/Tim Carmele

Marvin Wanitzek hat noch keine Zweitliga-Minute in dieser Saison verpasst. Jetzt trifft der Mittelfeldmotor des Karlsruher SC auf seinen Ex-Club – und hat gegen den VfB Stuttgart besonderes vor.

Stuttgart - Mal angenommen, die Tabelle der Zweiten Fußball-Bundesliga würde nicht existieren – die bisherige Saisonbilanz von Marvin Wanitzek wäre ein Traum. Vier Treffer, elf Vorlagen, alle 30 Spiele gemacht, 30-mal 90 Minuten durchgespielt. Was will man mehr? Zum Beispiel: den sicheren Klassenverbleib. Doch von dem ist Marvin Wanitzek mit dem Karlsruher SC noch ein gutes Stück entfernt.

Auf Rang 16 rangieren die Badener derzeit, es droht die Relegation, aber auch der direkte Abstieg. Überschaubar ist der Vorsprung auf den Tabellenletzten aus Dresden. Ans rettende Ufer sind es drei Zähler. Und weil Marvin Wanitzek ein optimistischer Zeitgenosse ist, richtet er den Blick lieber nach oben. „Ich bin überzeugt davon, dass wir auch in der kommenden Saison in der zweiten Liga spielen“, sagt der Mittelfeldspieler. Der nun aber erst einmal gegen seinen Ex-Club spielt.

Vier Jahre beim VfB Stuttgart

Von 2013 bis 2017 trug der heute 27-Jährige das Trikot des VfB Stuttgart, kickte meist in der zweiten Mannschaft, schnupperte aber auch erstmals Profiluft. Weil die Perspektive auf einen festen Platz im Kader des damaligen Aufsteigers fehlte, zog es den gebürtigen Bruchsaler zurück in die Heimat. Im vergangenen Jahr gelang der Aufstieg – wenn es nun noch mit dem Klassenverbleib klappen sollte, ist Wanitzeks Welt vollends in Ordnung. Kein Wunder – ist er doch die Konstante schlechthin im KSC-Spiel. Aber: Wie wurde er eigentlich zum Dauerbrenner?

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„Ich bin seit Jahren verletzungsfrei“, nennt der Mittelfeldmann einen Grund, „so konnte ich viel Spielpraxis sammeln.“ Seine Laufarbeit tut zudem der Mannschaft gut, und so genoss er auch in schwächeren Phasen das Vertrauen des jeweiligen Trainers. Dies zahlte er nicht nur auf dem Platz zurück – sondern auch mit einem Bekenntnis zum KSC.

Im Januar – der Klassenverbleib stand auch damals schon infrage – verlängerte Marvin Wanitzek seinen Vertrag beim KSC. Um vier Jahre bis Sommer 2024. Und unabhängig von der Spielklasse. „Das hier ist meine Heimat“, sagt er, „es passt einfach.“ Das klingt gut – man könnte die Sache rund um den Wildpark aber auch anders sehen.

Der KSC kommt nicht zur Ruhe

Der Club jedenfalls ist auch in den vergangenen Monaten nicht zur Ruhe gekommen. Um den Stadionumbau gab es viele Diskussionen, meist ging es ums Geld. Wie auch kürzlich, als eine Insolvenz des KSC im Raum stand. Es fand sich eine Gruppe von Unternehmern, die bereit war, in den Club zu investieren – ihre Bedingung war der Rücktritt des langjährigen Präsidenten Ingo Wellenreuther. „Natürlich haben wir all das auch in der Mannschaft mitbekommen“, sagt Marvin Wanitzek, „der Präsident hat sich auch persönlich bei uns verabschiedet. Es war emotional.“ Zuletzt gab es noch den Trainerwechsel von Alois Schwartz zu Christian Eichner – und nach einem guten Start nach der Corona-Pause viel zu wenig Punktgewinne. Gut aufgestellt für die kommenden Jahre sieht die Nummer zehn des KSC seinen Verein dennoch. Schließlich wird ja auch in spätestens zwei Jahren im neuen Stadion gekickt. Und auch in Liga zwei?

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Wie gesagt: Marvin Wanitzek ist davon überzeugt. Ebenso von der Möglichkeit, dem anscheinend übermächtigen VfB am Sonntag (13.30 Uhr) ein Bein stellen zu können – auch wenn er bedauert, dass das Derby ohne die KSC-Fans stattfinden muss. „Vor allem die Partien nach der Corona-Pause haben doch gezeigt, dass auch vermeintlich schwächere Teams die Großen schlagen können“, sagt der 27-Jährige und sieht die teils dürftigen Auftritte des VfB als Motivation. „Es ist ein besonderes Spiel“, sagt Wanitzek, dessen Teamkollegen Alexander Groiß, David Pisot und Benjamin Uphoff ebenfalls eine Stuttgarter Vergangenheit haben.

Viel Kontakt zum VfB hat zumindest Marvin Wanitzek nicht mehr. Und wenn es den doch gäbe – die Freundschaft müsste am Sonntag vorübergehend ruhen. Für Saisonspiel Nummer 31 des Mittelfeldmotors. Und damit auch die Zweitligatabelle bald wieder zu dessen herausragender Bilanz passt.