Tilda Swinton als Älteste, Benedict Cumberbatch in der Titelrolle des Films „Doctor Strange“ (2016) Foto: imago images/Everett Collection

Die Rolle der „Ältesten“ im Superheldenfilm „Doctor Strange“ mit Tilda Swinton zu besetzten, sei ein Fehler gewesen, sagt Kevin Feige, der Director der Marvel-Filmstudios – weil Swinton keine asiatischen Wurzeln hat.

Stuttgart - „Doctor Strange“ ist ein besonderer Film im Marvel-Universum, Benedict Cumberbatch spielt darin einen Neuro-Chirurgen, der sich bei einem Autounfall die Hände schwer verletzt und in Kathmandu Heilung sucht. Er trifft auf die buddhistische Kampfkunst-Magierin „die Älteste“, eindrucksvoll verkörpert von Tilda Swinton.

Diese Besetzung aber sei ein Fehler gewesen, sagt nun Kevin Feige, der mächtige Boss der Marvel-Studios – weil es sich um eine zutiefst asiatische Rolle handelt. Das berichtet aktuell die US- Branchenplattfornm „Deadline“. „Whitewashing“ wird Marvel nun vorgeworfen, die Besetzung einer nicht-weißen Figur mit einer weißen Schauspielerin.

Das Kreuz mit den Stereotypen

In einem Interview mit „Men’s Health“, spricht Feige von einem „Weckruf“: „Wir dachten, wir wären so schlau und am Puls der Zeit, indem wir nicht das Klischee des alten, weisen asiatischen Mannes bedienen“, sagt Feige. Stattdessen hätte man darüber nachdenken müssen, wie es auch anders gegangen wäre: „Gibt es einen Weg, jemanden mit asiatischen Wurzeln zu verpflichten, ohne das Klischee zu bedienen? Die Antwort ist natürlich ja.“

So stark Swinton in „Doctor Strange“ auftritt: Selbstverständlich hätte zum Beispiel auch eine gestandene Martial-Arts-Ikone wie Michelle Yeoh („Tiger & Dragon“) die Rolle spielen können, die aktuell aus der Besetzung der Serie „Star Trek: Discovery“ heraussticht. Sie wird neben Simu Liu und Tony Leung im Marvel-Film „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ zu sehen sein, der im September 2021 startet. In Marvels „Guardians of the Galaxy 2“ (2017) war Yeoh gegen den Strich besetzt als Aleta Orgord, in den Comis eine sehr blonde, sehr weiße Superheldin.

Marvel hat schon gepunktet, nicht nur mit „Black Panther“

Die Diversitäts-Debatte trifft nun also ein Studio, das sich um Diversität zumindest bemüht und mit „Black Panther“ (2018) auf diesem Gebiet sogar Geschichte geschrieben hat: Der Film wurde von afrikanischstämmigen Menschen weltweit als Meilenstein gefeiert, weil die Filmindustrie ihre Kultur und Wurzeln sonst selten positiv in den Mittelpunkt rückt.

In einem Statement zu „Doctor Strange“ stellte Feige damals heraus, Marvel habe ein großes Diversitäts-Bewusstsein und weiche regelmäßig von Stereotypen und ursprünglichen Rollenzuschreibungen ab: „Die Älteste ist ein Titel, den nicht eine Figur exklusiv hält, sondern der eher eine Art Spitzname, der durhc die Zit weitergegeben wird.“ In diesem speziellen Film sei seine Verkörperung „Celtic“ – und man sei „sehr stolz, die enorm talentierte Tilda Swinton“ dafür gewonnen zu haben.

Swinton fehlt bislang in „Doctor Strange 2“

Die Oscar-Preisträgerin Swinton („Michael Clayton“) selbst beteuerte ebenfalls, mit ihrer Besetzung habe Marvel versucht, rassistische Stereotypen nicht weiter zu verfestigen – „dieses Fu Manchu-Ding, ein alter Mann, der auf einem Berggipfel sitzt“. Die Fortsetzung von „Doctor Strange“ trägt den Untertitel „in the Multiverse of Madness“ und soll im März 2022 in die Kinos kommen. Tilda Swinton steht bislang nicht auf der Besetzungsliste. Sie war wohl nicht mehr zu halten – was rein künstlerisch betrachtet durchaus als Tragödie eingestuft werden kann.