Seit Wochen wird Frankreich von gewaltsamen Protesten erschüttert. Da stößt es einigen sauer auf, dass Macrons Staatssekretärin Marlène Schiappa ausgerechnet jetzt auf dem Titel des „Playboy“ steht.
Auf dem Titel des „Playboy“ gab es schon deutlich skandalösere Bilder – und doch sorgt die April-Ausgabe der französischen Version des Magazins derzeit bei unseren westlichen Nachbarn für Furore. Ausschlaggebend dafür ist, wer auf dem Titel abgebildet ist: Marlène Schiappa, Staatssekretärin in der Regierung Macron.
Die 40-Jährige gilt als Vertraute des Präsidenten und war bis 2020 Frankreichs erste Staatssekretärin für Gleichstellung. Seit 2022 kümmert sich Schiappa um die Themen Sozial- und Solidarwirtschaft sowie das französische Vereinswesen.
Dem „Playboy“ gewährte Schiappa nun ein Interview. Flankiert wurde es von einer Fotoserie. Schiappa in den Nationalfarben „bleu, blanc, rouge“ – weit weniger freizügig als man es sonst von dem Magazin gewohnt ist.
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung stört jetzt aber den politischen Gegner – und auch das eigene Lager. Frankreich wird derzeit von Protesten gegen die geplante Rentenreform erschüttert. Seit Mitte März wurden 1093 Polizisten und Feuerwehrleute verletzt, es gab 2579 Brandstiftungen und 316 Angriffe auf öffentliche Gebäude.
Der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon schimpfte auf Twitter, Frankreich gerate aus den Fugen und Emmanuel Macron und seine Staatsministerin hätten indes nichts besseres zu tun, als dem Kindermagazin „Pif“ und dem „Playboy“ Interviews zu geben.
Die Grünenpolitikerin Sandrine Rousseau sagte dem Fernsehsender BFMTV, sie halte den Zeitpunkt für unangemessen: „Wo ist der Respekt gegenüber den Menschen, die jetzt länger arbeiten müssen?“
Französische Medien berichten, Premierministerin Élisabeth Borne habe am Wochenende mit Schiappa telefoniert und den Zeitpunkt der „Playboy“-Veröffentlichung kritisiert.
Beistand gab es dagegen von Innenminister Gérald Darmanin. Schiappa habe Stil und Charakter. „Eine befreite Frau zu sein, ist nicht so einfach.“
Marlène Schiappa sieht indes offenbar keinen Grund, sich zu entschuldigen. „Das Recht der Frauen, über ihren Körper zu verfügen, sollte man immer und überall verteidigen“, twitterte die Staatssekretärin am Wochenende. „In Frankreich sind die Frauen frei. Ob es den Rückwärtsgewandten und Heuchlern gefällt oder nicht.“