Von der Currywurstbuden-Institution über öffentlich zugängliche Firmenkantinen bis zum alteingesessenen Gasthaus: Im Rems-Murr-Kreis gibt es einige Möglichkeiten, mittags zu speisen. Heute stellen wir „Hygo Pasta und Bowls“ in der Fellbacher Markthalle vor.
Eine Booster-Bowl wählt der Kunde diesmal aus. Er sei zum zweiten Mal hier, erzählt der junge Mann, der die Schweißfachschule in Fellbach besucht. Das Essen hier habe ihn so überzeugt, dass er rasch wiedergekommen sei. „Es war sehr lecker – frisch und individuell.“ Die Booster-Bowl bestellt er zum Mitnehmen. Ihm wird das Gericht in wenigen Minuten in einer Schale mit Deckel serviert.
„Die Verpackung ist aus Zuckerrohr gemacht und kompostierbar“, sagt Nedim Solunovic. Er betreibt gemeinsam mit Jasmina Pace Hygo Pasta und Bowls in der Fellbacher Markthalle. Seit März 2023 bieten sie dort im Fellbacher Rathaus-Carrée Gerichte an, die auf der rund 40 Quadratmeter großen Fläche in einer offenen Küche frisch zubereitet werden. Unterstützt werden sie dabei von dem erfahrenen Koch Thomas Rolf.
Der Name ist Programm – außer den Pastagerichten werden Bowls in verschiedenen Varianten angeboten. Die Booster-Bowl mit Reis, Alb-Quinoa oder frischer Pasta besteht beispielsweise aus Salat, Linsenpüree, Kohlrabi, gedünstetem Brokkoli, eingelegten Radieschen, Sprossen, Sonnenblumen- und Kürbiskernen. Frische und hochwertige Zutaten sind für das Gastro-Paar die Grundlage des Essens. Daher fahren sie frühmorgens regelmäßig zum Großmarkt, um Gemüse und Obst selbst auszuwählen. Denn Fertigprodukte kommen, wie sie deutlich machen, bei ihnen nicht auf den Teller: „Wir verwenden alles frisch – selbst die Kräuter sind frisch und nicht getrocknet.“ Auch auf der Homepage ist zu lesen, dass „ausschließlich frische, unverarbeitete Zutaten, keine Konservierungsstoffe und keine künstlichen Zusätze“ verwendet werden.
Die beiden legen Wert darauf, saisonale und regionale Produkte zu verwenden. Bei der „Empfehlung der Woche“ für die Pasta-Gerichte wird besonders saisonales Gemüse in den Fokus gerückt. „Grünkohl, Pilze, Rote Beete und Wirsing haben gerade Saison“, sagt Jasmina Pace. Bei den Bowls gibt es eine „Empfehlung des Monats“, bei der ebenso besonders saisonale Zutaten verarbeitet werden. Bowls und Pasta kosten zwischen acht und 14 Euro. Außerdem können Zutaten individuell ausgewählt werden.
Speisen, die vor Ort verzehrt werden, unterliegen seit dem 1. Januar 2024 einem Steuersatz von 19 Prozent. Speisen to go werden weiterhin mit 7 Prozent besteuert. Daher sei der Preis etwas unterschiedlich gestaltet. Die Frischeküche kommt so gut an, sodass das Gastro-Paar seit März dieses Jahres eine Onlinebestellung eingerichtet hat. Das Essen kann online vorbestellt und dabei die Abholzeit und die Zutaten gewählt werden. Das erleichtere besonders in der Mittagszeit, wenn viel los sei, den Ablauf. Etwa die Hälfte der Kunden nehme das Essen mit, die andere Hälfte esse vor Ort, sagt Nedim Solunovic. Die Fellbacher Markthalle, in der sechs Betreiber eine vielseitige Palette an regionalen und frischen Produkten bieten, punktet mit insgesamt rund 70 Plätzen, zudem gibt einige Sitzplätze im Freien. Die Markthalle gilt insgesamt als wichtiger Nahversorger und wurde erst im Frühjahr energetisch auf den neuesten Stand gebracht.
Dass die beiden mit ihrem innovativen Konzept des Live-Cookings offensichtlich sehr gut in die Markthalle passen und einen Nerv getroffen haben, zeigt sich auch daran, dass sie in einer anderen Markthalle des Rems-Murr-Kreises eine Filiale eröffnen werden. Ihr Programm passt zum Markthallen-Konzept, das unter einem Dach Geschäfte vereint, die auf Frische und Regionales setzen. Im neuen Jahr ab Januar werden sie in der Markthalle in Winnenden präsent sein.
Neue Mitarbeiter werden gesucht – bald wird in Winnenden eröffnet
Neue Mitarbeiter seien bereits im Team, doch seien weitere gesucht, um das neue Projekt zu stemmen. „Wir setzen dort das gleiche Konzept wie in Fellbach um“, sagt Jasmina Pace. Zudem betreiben die beiden weiterhin die zwei Foodtrucks, mit denen sie den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt hatten. Die Quereinsteiger hatten sich mitten in der Corona-Pandemie mit einem Gourmet-Truck in Fellbach in der Gastrobranche selbstständig gemacht, bald war ein zweiter Foodtruck mit Pastamanufaktur dazugekommen. Mit den Trucks sind sie inzwischen vor allem mit Catering unterwegs.
Hinter der Erfolgsgeschichte ihrer Gründung steht viel Engagement. Die Begeisterung der Kunden und ihre eigene Leidenschaft für ihr Projekt lassen Jasmina Pace, gelernte Industriekauffrau, und Nedim Solunovic, der zuvor in leitender Position im Einzelhandel tätig und als Prüfer bei der IHK im Einsatz war, den hohen Zeitaufwand, den der Betrieb fordert, vergessen.
Schwabenpasta als Hommage an die schwäbischen Käsespätzle
„Wir machen uns immer wieder viele Gedanken, wie wir besser werden können“, sagt Nedim Solunovic. Dass die verwendete Verpackung möglichst umweltfreundlich und ohne Plastik ist, ist ein Aspekt, auf den die Gründer von Anfang an geachtet haben. Auf die Idee für ihre Schwabenpasta – handgemachte Penne, Käsesoße, geröstete Zwiebeln und Schnittlauch – seien sie beim Spaziergang mit ihren Hunden Lucky und Nero gekommen. „Das Gericht ist eine Hommage an die schwäbischen Käsespätzle, nur mit Pasta“, sagen sie, „und sehr beliebt.“ Die Hunde seien „zwei alte Herren“, und die beiden würden es wirklich beim Gassi-Gehen mal schaffen, das Gastro-Paar zu entschleunigen, sagt Jasmina Pace, „und dabei kommen uns dann die besten Ideen.“