Claudia Bitzer. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Von Claudia Bitzer

Ooops, he did it again? Hat Frank Jehle, Gastronom im Palmschen Bau und Sprecher der Zwiebelfestwirte, den Gästen der Esslinger Freilufthocketse schon wieder einen vierrädrigen Werbeträger mit ortsfremdem Nummernschild vor die Nase gesetzt? Und das nach dem Zoff um den gelben Maserati aus Singen, den der Sportwagenfan im Vorjahr mitten auf dem Marktplatz hatte auffahren lassen?

In den vergangenen Tagen stand dort jedenfalls ein blauer Kastenwagen mit Düsseldorfer Kennzeichen. Mit Schriftzug der Metro, dem Discounter für Gastronomie, Wiederverkäufer, Selbstständige und alle anderen, die an eine Eintrittskarte ins Warendorado herankommen. „Ein gesetzter Hingucker, der auch noch die Aussicht über das Fest versperrt“, ärgert sich ein EZ-Leser, der hinter der Aktion einmal mehr den PS-affinen „semmelblonden Zwiebelfest-Oberindianer“ vermutet. Starker Tobak ist für ihn auch ein blütenweißer Pavillon für E-Zigaretten neben dem Kastenwagen. Er wettert: „Das Zwiebelfest verkommt immer mehr zur Werbeveranstaltung.“

Aber mit all diesem Gemäkel tut man den Festwirten bitter unrecht. Jeder weiß, dass sie nicht zu den Klosterbrüdern und -schwestern gehören. (Die Gäste tun das im Übrigen auch nicht.) Und keiner käme auf den Gedanken, die Zwiebelfest GmbH als gemeinnützig zu deklarieren - außer den Protagonisten selbst, wenn der Umsatz nach zehn Tagen wieder einmal ach so bescheiden ausgefallen ist. Deshalb braucht es zur Gewinnmaximierung (in die Wirtssprache übersetzt: zur Existenzsicherung) Sponsoren. Metro ist so einer. Offenbar auch ein großzügiger, wie Jehle frank und frei einräumt. Das Unternehmen mit Firmensitz in Düsseldorf hat immerhin eine lokale Dependance in Sirnau, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wir an dieser Stelle herzlich grüßen. Und es ist auch beileibe nicht der einzige Gönner des Zwiebelfests. Auf der Bandenwerbung macht sich Radio 107.7 breit, Dinkelacker hat neben den Bierzelt-Garnituren Fähnchen gehisst, die Weingärtner Esslingen zieren ein Zeltdach und Teinacher ist sicher auch irgendwo zu finden. Schade, dass offenbar kein Geldinstitut dabei ist, um auf der Mitte des Marktplatzes einen Bankautomaten aufzustellen. Was wirklich im Sinne der Gäste gewesen wäre.

Wer gestern Vormittag darauf gehofft hatte, dass das Metro-Auto wie seinerzeit der Maserati wegen heftigen Aufstoßens der Gäste aus dem Verkehr gezogen wurde, lag jedenfalls falsch. Dass es andernorts parken musste, war nur dem Bühnenaufbau fürs Trachtenfest geschuldet. Auch die Freunde der E-Zigaretten dürfen sich wieder auf dampfenden Nachschub freuen. Und Sponsor EnBW wird auch noch kommen, kündigt ein freudiger Jehle an.

So ist das halt in der freien Markt-Wirtschaft.