Arne Gabius hat noch ein großes Ziel: die Olympischen Spiele in Tokio. Foto: dpa/Thomas Frey

Arne Gabius hat seinen deutschen Marathon-Rekord an Amanal Petros verloren und freut sich für ihn.

Stuttgart - Amanal Petros hat an einem historischen Marathon-Sonntag in Valencia den fünf Jahre alten deutschen Rekord von Arne Gabius deutlich verbessert. Der 25-Jährige vom TV Wattenscheid rannte beim hochkarätig besetzten Rennen in 2:07:18 Stunden ins Ziel. Damit blieb der Leichtathlet, der vor rund neun Jahren als Flüchtling nach Deutschland kam, gleich 1:15 Minuten unter der bisherigen Bestmarke von Routinier Gabius, der die 42,195 Kilometer am 25. Oktober 2015 in 2:08:33 Stunden gelaufen war. Gabius gönnt dem jungen Mann den neuen Rekord.

Herr Gabius, was für ein schrecklicher Sonntag: Ihr deutscher Rekord im Marathon wurde geknackt.

Schrecklich ist das nicht. Es zeigt doch nur, dass das Niveau im deutschen Marathonlauf so gut ist. Das war nicht immer so in meiner Laufbahn. Ich hätte mich geärgert, wenn mein Rekord wie die Bestmarke zuvor 27 Jahre Bestand gehabt hätte. Aber vielleicht hätte mein Rekord noch ein oder zwei Jahre länger halten können – also bis zum Ende meiner Karriere (lacht). Aber auch die fünf Jahre, die mein Rekord gehalten hat, sind okay.

Sie kennen den neuen Rekordmann Amanal Petros?

Klar. Er ist ein Topläufer und ein unheimlich großes Talent. Er hat in Valencia, wo die Bedingungen perfekt gewesen sein sollen, seine Chance genutzt und sich den Rekord verdient. Da kann man nur sagen: Glückwunsch! Wie gesagt: Insgesamt hat sich das Marathon-Niveau in Deutschland in den letzten sechs Jahren deutlich verbessert – und das ist das Tolle. Wir sind sechs, sieben Minuten schneller geworden. Eine sehr gute Entwicklung ist das.

Mal sehen, wo die Reise hinführt

Sie haben jetzt noch zwei Jahre Zeit, sich den Rekord wieder zurückzuholen.

Ich will noch ein Jahr laufen. Ich glaube, dass ich mich für die Olympischen Spiele in Tokio noch qualifizieren kann und hoffe, dass ich im Frühjahr noch eine Chance dazu bekomme. Und dann sehen wir mal, wo die Reise hingeht. Ich bin in einem Jahr 40 – und da gibt es noch einen anderen deutschen Rekord: den der Senioren.

Könnten Sie denn Rekord von Petros nochmal knacken?

Ich weiß nicht, ob ich dieses Niveau noch erreichen kann und konzentriere mich tatsächlich lieber auf den Seniorenrekord. Ich will die Olympia-Norm laufen – das ist mein nächstes großes Ziel. Den deutschen Rekord überlasse ich Amanal.

Er hat eine berührende Geschichte.

Oh ja. Er kommt aus Äthiopien, aus einer Region dort, in der Krieg gegen seine Volksgruppe geführt wird. Deshalb ist er geflohen. Jetzt ist er bei der Bundeswehr und vor allem in Bielefeld toll unterstützt worden. Trainer haben ihn dort aufgenommen. Dann ist er zu einer starken Trainingsgruppe in Wattenscheid gegangen, die natürlich auch von ihm profitiert. Er hebt dort das Niveau richtig an.

Das Paradebeispiel

Eine sehr gelungene Integration?

Das eine ein Paradebeispiel für eine gelungene Integration. Er ist auch stolz darauf. Die Einbürgerungsurkunde hängt in seiner Wohnung eingerahmt an der Wand. Das sind Geschichten, die der Sport schreiben kann und auch schreiben soll. Wir sind schließlich im Jahr 2020.

Der neue Rekord befindet sich also in besten Händen.

Absolut. Amanal ist ein super freundlicher Mensch, denn ich noch nie böse erlebt habe. Er hat den Rekord echt verdient.