Zum Thema Sex gibt es viele Mythen. Foto: master1305 - stock.adobe.com/detailblick-foto

Wahrscheinlich kursieren zu kaum einem menschlichen Verhalten so viele Halbwahrheiten und Irrtümer wie zum Sex zwischen Männern und Frauen. Wir klären die wichtigsten auf.

Stuttgart - Geht es um die Themen Lust, Liebe, Sex hört man so manche Behauptungen; es kursieren viele Gerüchte. Manche erscheinen zunächst plausibel, andere von Anfang an an den Haaren herbeigezogen. Aber was ist dran an diesen Mythen?

„Wie die Nase des Mannes . . .

. . . so sein Johannes?“ Ein altes Sprichwort, das sich – wie Sprichwörter es nun mal so an sich haben – hartnäckig hält, mit der Realität aber herzlich wenig gemein hat. Wissenschaftlern zufolge gibt es keinerlei Zusammenhang zwischen der Größe der Nase und der Länge des Penis. Gleiches gilt übrigens auch für Füße, Finger und jede andere Extremität: keine Korrelation zum Penis.

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Masturbieren macht blind

Generationen von Knaben lebten in der Angst, spontan zu erblinden, sollten sie es wagen, sich selbst zu befriedigen. Behaarte Handflächen, krummer Rücken, es ist nicht das einzige Gebrechen, das Kirche und moralinsaure Kreise der „sündigen“ Selbstbefriedigung andichteten: Spaß am Sex? Wo gibt’s denn so was? Noch in den 60er Jahren gaben manche Pädagogen ihren Schülern den selbsterklärenden Merkvers mit auf den Lebensweg: „Onanie – stärkt das Hemd und schwächt die Knie“.

Die Zahl der Samen ist begrenzt

„Nach 5000 Schuss ist Schluss“ – noch so ein Ammenmärchen mit dem der gottgefällige Nachwuchs auf Teufel komm raus vom Masturbieren abgehalten werden sollte. Doch Männer können bis ins hohe Alter Samen produzieren, mehr noch: Jeder Orgasmus regt den Körper zur Bildung neuer Spermien an. Im Schnitt kommt der Mann im Lauf seines Leben auf zwölf bis 15 Liter Ejakulat.

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Auf die Größe kommt’s an

Unter Männern sind die Größe und der Umfang des Geschlechtsteils ein wichtiges Thema, worauf allein schon die Existenz des Wortes „Penisvergleich“ hindeutet. Den meisten Frauen sei es dagegen deutlich wichtiger, was der Mann mit Penis, Fingern und Zunge anstellen könne, sagt Frank Sommer, der weltweit einzige Professor für Männergesundheit. Und der müsste es eigentlich wissen.

Irgendwann ist Schluss

Mit Mitte 50 ist’s vorbei, danach taugt der Penis nur noch zum Wasserlassen. Welch’ Irrtum: Warum sollte der Mann, der bis zuletzt Spermien produziert, nicht in der Lage sein, auch im hohen Alter noch Sex zu haben? Ganz zu schweigen von den Frauen. Untersuchungen des Leipziger Medizinpsychologen Elmar Brähler zeigen denn auch, dass ältere Menschen durchaus Lust auf Sex haben und dazu auch noch in der Lage sind. Und das meist ganz ohne Viagra.

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Nur Frauen täuschen vor

Laut Studien haben 80 Prozent aller Frauen in Deutschland schon mal einen Orgasmus vorgespielt oder tun das regelmäßig. Um den Partner nicht zu enttäuschen, um sein Ego zu pushen oder gar, um den Akt möglichst schnell zu beenden. Ein Fehler! So lernt Mann nämlich nie, was Frau gefällt. Hat man keine Lust, sollte man das ohnehin offen sagen.

Das gilt auch für Männer, die mitunter ebenfalls schummeln. Ist zwar schwieriger, oft fällt Frauen aber gar nicht auf, dass er nicht ejakuliert hat. Laut Sexualmedizinern können Männer zudem „trocken kommen“.

Und wie steht es um den G-Punkt sowie den vaginalen Orgasmus? Ob ersterer existiert, ist umstritten, dass es zweiteren gibt, dagegen Fakt. Und letztlich gilt sowieso: Sex macht auch ohne Höhepunkt Spaß und kann voller Highlights sein.

Viel Sex leiert die Vagina aus

Vermutlich hat den Spruch jede Frau schon mal gehört, er ist aber absoluter Blödsinn – und der Begriff „ausleiern“ zudem sexistisch. Die Scheide besteht aus ziemlich elastischem Gewebe, das von Muskeln gestützt wird. Sie kann sich also dehnen und problemlos wieder zusammenziehen.

Die Muskeln können allerdings schwächer werden, durch eine Geburt etwa oder mit den Wechseljahren. Dagegen hilft unter anderem Beckenbodengymnastik.

Frauen mögen keine Pornos

Warum sollten Pornos Frauen nicht erregen? Genauso wie es Männer gibt, die mit Erotikstreifen nichts anfangen können. Was einem gefällt und was nicht, hat nichts mit dem Geschlecht zu tun, sondern ist eine reine Geschmacksfrage.

Gute Liebhaber können mehrfach

„Die Maschine muss am Laufen bleiben, sonst verrostet sie“, sagte einst Oswalt Kolle, Aufklärungsexperte in den 60ern und 70ern. Doch weder Männer noch ihr bestes Stück funktionieren auf Knopfdruck – und nun mal nicht immer, überall und auch noch mehrfach hintereinander.

Ob der Akt als gut und schön empfunden wird, hat sowieso viel mehr mit Qualität statt mit Quantität zu tun. Um leistungsfähiger zu bleiben, kann Mann dennoch etwas beitragen: Nikotin und viel Alkohol sind schlecht fürs Gemächt. Sport und ausgewogene Ernährung dagegen hilfreich.

Ernährung beeinflusst Sperma-Geschmack

Der Verzehr von Ananas macht Sperma süßlich, Knoblauch dagegen unangenehm salzig? Das Gerücht hält sich zumindest hartnäckig. Laut Urologen wirkt sich die Ernährung allerdings nicht auf den Geschmack von Sperma aus, und wenn doch, dann höchstens minimal. Allerdings gibt es wohl von Mann zu Mann individuelle Nuancen. So oder so: Eine Ejakulation hat etwa fünf bis 25 Kalorien.