In Stuttgart zu Hause: Die Exilbriten Lynn und Christian Hazlewood in ihrem „English Tearoom“ im Heusteigviertel. Foto: Heike Schiller/The English Tearoom

Zusammen mit ihrem Mann betreibt Lynn Hazlewood seit zwölf Jahren im Stuttgarter Heusteigviertel den „English Tearoom“. Vor der Krönung herrscht bei ihnen Hochbetrieb. Wir haben mit ihr gesprochen – über „cream tea“ und britischen „pomp and circumstance“.

Scones, biscuits, und natürlich Tee von Darjeeling bis Earl Grey – Fans der britischen Teekultur werden seit zwölf Jahren im English Tearoom von Lynn und Christian Hazlewood im Stuttgarter Heusteigviertel fündig. In dem Laden in der Weißenburgstraße verkaufen die Briten, die seit vielen Jahren in der Landeshauptstadt zu Hause sind, alles für den typisch britischen „afternoon tea“. Vor der Krönung von König Charles III. am 6. Mai haben wir mit der Exilbritin Lynn Hazlewood gesprochen – über den neuen Monarchen, englisches „pomp and circumstance“ und was man braucht, damit die „Coronation Quiche“ sicher gelingt.

Frau Hazlewood, wir in Deutschland denken ja oft, alle Briten sind automatisch große Königshausfans. Aber interessiert Sie die Krönung überhaupt?

Lynn Hazlewood: Die Queen hat mich immer sehr begeistert – den selben Enthusiasmus für König Charles aufzubringen, fällt mir ehrlich gesagt noch etwas schwer. Aber „he is growing on me“, wie man bei uns sagt: Je mehr ich über ihn lese und von ihm höre, desto mehr erwärme ich mich für ihn. Ich finde, seine Rede im Bundestag in Berlin vor ein paar Wochen hat er toll gemacht. Er wird mir immer sympathischer seit er König ist.

Wie schauen Sie als Britin auf so ein Großevent?

Mit gemischten Gefühlen. In Großbritannien gibt es große politische Probleme. Zum Beispiel ist das Gesundheitssystem wirklich am Boden. Dass dann für die royale Familie so viel Geld ausgegeben wird, sehen viele Briten kritisch, insbesondere die jungen Menschen, die keine Verbindung zu Queen Elizabeth II. haben. Andererseits gibt die Königsfamilie auch viel zurück, engagiert sich für soziale Projekte und bringt Aufmerksamkeit für wichtige gesellschaftliche Themen. Und natürlich machen die Briten solche großen Anlässe auch besonders toll, der ganze „pomp and circumstance“.

Wie werden Sie den Krönungstag verbringen? Sperren Sie den Laden zu?

Nein, das nicht. Mein Mann und ich werden in unserem Laden sein und hier mit unseren Kunden und Kundinnen ein bisschen feiern. Wenn es klappt, lassen wir die Zeremonie nebenher auf dem Fernseher laufen. Für unsere Kunden haben wir auf Vorbestellung einen „cream tea to go“ geplant: Eine Auswahl von Scones mit clotted cream, Keksen und unserer „Coronation blend“ – einer Teemischung, die wir zusammengestellt haben.

Aus was besteht die?

Weil immer mehr Kunden danach gefragt haben, habe ich vor ein paar Wochen angefangen zu recherchieren. Ich habe herausgefunden, dass König Charles am liebsten Darjeeling-Tee trinkt. Also habe ich drei verschiedene Darjeeling-Teesorten gemischt.

Diesen „cream tea to go“ werden wir am 5. und 6. Mai auf Vorbestellung anbieten und den Erlös spenden. Das Geld geht an zwei Kinder in Darjeeling, denen wir seit Jahren ermöglichen, auf ein Internat in Darjeeling-Stadt zu gehen. König Charles hat ja betont, wie wichtig ihm ist, dass seine Krönung auch ein Anlass ist, sich zu engagieren. Am Montag nach der Krönung wird es in Großbritannien deshalb den großen Freiwilligentag „The Big Help Out“ geben. Die Spendenaktion ist unser Beitrag dazu.

Das offizielle Krönungsmahl ist ja die „Coronation Quiche“ – der Buckingham Palace hat das Rezept dazu veröffentlicht. Die Quiche mit Spinat, Saubohnen und Estragon soll nach den Wünschen von Charles und Camilla entstanden sein. Werden Sie sie nachkochen?

Ich werde es auf jeden Fall ausprobieren. Vielleicht werde ich auch salzige Scones mit Estragon backen – von der „Coronation Quiche“ inspiriert.

Für das Rezept braucht man „double cream“. Das gibt es in Deutschland nicht. Was empfehlen Sie stattdessen?

Ich benutze „creme double“, das ist so ähnlich. Oder Sie nehmen „clotted cream“ – die geht auch.

Wie werden Ihre Familie und Ihre Freunde im Vereinigten Königreich den Tag begehen?

Bei meiner Schwiegermutter in London wird es im Viertel eine Street Party geben. Da kommen alle Nachbarn zusammen, jeder bringt etwas zu essen mit – so wie bei uns in Stuttgart eine Hocketse.

Was ist Ihr Eindruck – haben Ihre deutschen Kunden großes Interesse an der Krönung?

Überraschenderweise ja. Unsere „Coronation blend“ habe ich eigentlich nur gemischt, weil viele Kunden gefragt haben, ob wir einen besonderen Tee zur Krönung anbieten. Und ich musste sie sogar bereits einmal nachmischen, weil sie so schnell ausverkauft war.

Wenn man es sich am 6. Mai vor dem Fernseher besonders gemütlich und typisch britisch machen möchte – haben Sie einen Vorschlag?

Wie wäre es mit einem „afternoon tea“? Man könnte Sandwiches, kleine Kuchen, Kekse und Scones hübsch auf einer Etagere anrichten. Und die „Coronation Quiche“ lässt sich bestimmt auch als Mini-Quiche backen. Da kann man über Stunden immer mal wieder etwas naschen, während man sich die Krönung ansieht.

Zur Person

Teeenthusiasten
Lynn (62) und Christian (60) Hazlewood betreiben seit zwölf Jahren den English Tearoom in der Weißenburgstraße. Eröffnet haben sie ihren Laden am 29. April 2011 – dem Tag, als sich Prinz William und Kate Middleton in London das Ja-Wort gaben.